Economy | Studien zu Bodenkunde

Natürlich optimiert- mit optimalem Resultat

Drei Studien der Uni Bozen gehören zu den meist zitierten Publikationen zum Thema Bodenkunde im Jahr 2015. Leiter Prof. Stefano Cesco über die Landwirtschaft der Zukunft.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Bereits Charles Darwin kannte das Prinzip der Natur: Nur wer sich anpassen kann,  überlebt. Dies gilt aber nicht nur für den Menschen, sondern ist auch im Reich der Pflanzen gültig. Stefano Cesco, Professor an der Fakultät für Wissenschaft und Technologie der Uni Bozen, weiß dies nur zu gut. Gemeinsam mit den Kollegen Prof. Tanja Mimmo und Dr. Youry Pii erforschte er das Verhalten jener Pflanzen, die überleben. Und zwar dort, wo es eigentlich wenige Überlebenschancen gibt. „Die überraschendste Erkenntnis unserer Forschung des letzten Jahres war, dass verschiedenartige Pflanzen, z.B. Gerste und Tomaten, die auf unterschiedlichen Böden wuchsen, auf relativ nährstoffarmem Grund beide in der Lage waren, so mit den Mikroorganismen im Boden zu interagieren, dass sie überlebten. Sie wählten genau jene Nährstoffe, die sie brauchen und nahmen sie auf, trotz der Knappheit“, so Professor Stefano Cesco. Pflanzen sind also anpassungsfähiger, als bisher angenommen. Diese Erkenntnis gilt es zu nutzen.

 

Gleich drei Forschungsteams zur Bodenkunde hat Prof. Cesco zusammengestellt. Diese beschäftigen sich mit der  Frage, wie man die Nährstoffaufnahme von Nutzpflanzen verbessern kann und orientieren sich dabei an anpassungsfähigen Pionieren, die jedoch bisher nicht für die Landwirtschaft von Nutzen sind.

Das innovative an den Forschungsteams der Uni Bozen ist die interdisziplinäre Herangehensweise. Bei der Nährstoffaufnahme der Pflanzen wird nicht bloß die Wurzel erforscht, sondern ebenso der Boden sowie die darin enthaltenen Mikroorganismen. Eine Vielzahl an Disziplinen kommt somit an der Schnittstelle der Agrarchemie zusammen. Dieser Austausch von Wissen hat wohl zum Erfolg der Publikationen beigetragen. Die Drei Studien wurden in der Zeitschrift Biology and Fertility of Soils veröffentlicht, eine der  zehn international anerkanntesten Fachjournalen zur Bodenkunde. Heute gehören sie zu den 30 Publikationen, die im letzten Jahr weltweit am häufigsten zitiert wurden.

Das Thema der Landwirtschaft ist für die Gesellschaft essentiell. So verhält sich die Bodenkunde auch zur Landwirtschaft. Sie verhilft Landwirten dabei Techniken zu entwickeln, die sowohl ökonomisch als auch ökologisch nachhaltiger und rentabler sind. Die Forscher um Professor Cesco orientieren sich dabei am internationalen Trend der  sogenannten Intelligenten  Landwirtschaft. „Die Landwirtschaft der Zukunft wird sich auf Pflanzen konzentrieren, die in der Lage sind auch auf ungünstigem und nährstoffarmem  Boden zu wachsen. Diese innovative  Landwirtschaft wird in der Lage sein, sich den neuen klimatischen Bedingungen anzupassen.“

Dabei folgen sie dem Prinzip Weniger ist mehr. Sie versuchen Methoden zu entwickeln, bei denen weniger chemisches Düngemittel, mehr Ertrag bringt. Landwirtschaft wird somit nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch wirtschaftlich rentabler. Für Südtirol ist dieser Forschungsbereich von großer Bedeutung, da Landwirtschaft bisher ein Schlüsselbereich der regionalen Wirtschaft darstellt. Durch die begrenzten Anbauflächen, welche primär für den Apfel- und Weinanbau verwendet werden, tritt häufig das Phänomen der Bodenmüdigkeit auf. Die langjährige Flächennutzung  verringert die Nährstoffe im Boden und führt somit zu einem schlechteren Pflanzenwachstum. Ein zusätzliches Problem bilden Pilze, Insekten und Bakterien. „In unserer regionalen Landwirtschaft werden vielfach Pestizide zum Schutz der Pflanzen verwendet um eine wirtschaftlich rentable  Produktion zu garantieren.   Die Verwendung dieser Stoffe fördert jedoch die Bildung von Pilzen und anderen Schädlingen. Unsere Forschung konzentriert sich auch in dieser Hinsicht auf Pflanzen, die natürlich resistenter sind und somit die Verwendung dieser Pestizide einschränken.“ Dafür wurde bereits eine Zusammenarbeit mit der Gruppe Patologia Vegetale e Microbiologia der Stift und Edmund Mach aus S. Michael gestartet. Die Forschungsgruppe der Universität weiß, dass es noch keine Wunderheilmittel für die Landwirtschaft gibt. Es bedarf in den betreffenden Bereichen noch einiges an Forschung. Professor Cescos Forschungsteams spielen in den vorderen Reihen mit. Und eines ist klar, sie gehören durch die hervorragenden Resultate zu jener Spezies unter den Studien, die sich durchsetzen wird.