Chronicle | Bombenjahre | Ep 45

Der Bruch

Helmut Wintersberger wird Ende 1963 von Italien begnadigt und mit den anderen Burschenschaftern freigelassen. Gleichzeitig kommt es zum Bruch mit Norbert Burger.
BAS, Bombenjahre
Foto: Archiv Franceschini
  • Im Februar 1962 geht in Rom der Prozess gegen sieben österreichische und deutsche Studenten - allesamt zwischen 20 und 27 Jahre jung - über die Bühne. Es sind jene Burschenschafter, die von Norbert Burger angeworben wurden und in Absprache mit der BAS-Führung am 9. September 1961 selbstzündende Molotow-Cocktails in den Bahnhöfen in Trient, Verona, Florenz und Rom hinterlegen sollten. Die sogenannte „Operation Panik“ endet in einem totalen Fiasko.  Der Großteil der Beteiligten wird verhaftet. Helmuth Wintersberger wird lebensgefährlich verletzt.
    Am 1. März 1962 ergeht in Rom das Urteil. Helmuth Wintersberger, Rainer Mauritz und Richard Schwach werden zu 5 Jahren und einen Monat, Helmuth Golowitsch, Albert Meurer, Johann Klein und August Schlegel zu vier Jahre und einen Monat verurteilt.
    Knapp zwei Jahre später kurz vor Weihnachten 1963 werden alle sieben Studenten vorzeitig begnadigt und aus der Haft entlassen.
    Helmut Wintersberger redet in dieser Folge über den Prozess, das Urteil und die Reaktionen seiner Mithäftlingen. Er schildert aber auch wie es zum persönliche Bruch mit Norbert Burger und seine Abkehr vom rechtsradikalen Milieu kam. 
    Wintersberger, der später als Uniprofessor in Wien Vorlesungen über das politische System Italiens hält, hat heute ein völlig andere Vorstellung von Südtirol. Er sagt offen: Nicht die Bomben haben die Autonomie gebracht, sondern die Weitsicht der Politiker auf gleich drei Seiten.

  • Zur Folge:

     

    Verfügbar auf
       
    Spotify  ●  Apple Podcasts  ●  Youtube  ●  Castbox  ●  Amazon Music  ●  Audible  ●  Spreaker 

    Hier findet man alle Folgen von

    Bombenjahre: Die Geschichte der Südtirol-Attentate

Bild
Profile picture for user Hartmuth Staffler
Hartmuth Staffler Mon, 09/23/2024 - 20:57

Die Autonomie war die Folge des von den Alliierten auf Italien ausgeübten Druckes, der zum Abschluss des Gruber-Degasperi-Abkommens geführt hat. Dass die Verwirklichung der Autonomie durch die Anschläge der 60er-Jahre beschleunigt wurde, ist eine unleugbare Tatsache. Von "Weitsichtigkeit" der Politiker zu reden, ist ein Euphemismus. Die meisten Politiker waren und sind wohl eher kurzsichtig. Das Thema Begnadigungen von Südtiroler Aktivisten durch den italienischen Staat wäre eine eigene wissenschaftliche Arbeit wert. Warum konnte jemand, der für ein Attentat mit vier Toten verurteilt wurde, begnadigt werden, obwohl er gar nie darum angesucht hat, und warum werden andere Aktivisten, die nie einem Menschen ein Leid zugefügt haben, nicht begnadigt? Es gibt da noch viele offene Fragen.

Mon, 09/23/2024 - 20:57 Permalink