Ja zum Erhalt des Auwaldes
Auwälder in Südtirol nehmen nur 0,6% der gesamten Waldfläche Südtirols ein und sind schützenswert. Auwälder sind sehr seltene Waldtypen und unterliegen auch dem gesetzlichen Schutz (Naturschutzgesetz).
Zudem sind Auwälder Lebensraum einer Vielzahl bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Nahezu die Hälfte aller Tierarten Südtirols sind durch die Zerstörung der Lebensräume gefährdet oder ausgestorben (Rote Liste Tierarten Südtirol) und besonders Arten der Auwälder sind davon betroffen.
Die ursprüngliche Auvegetation in Brixen und Umgebung ist nur mehr auf wenigen Restflächen vorhanden und eine dieser Flächen ist der Auwald in der Industriezone. Schwarzpappeln, Schwarzerlen, Ulme, Ahron, Esche und zahlreiche andere Gehölzarten bilden einen urwaldähnlichen naturnahen Auwald.
Der Auwald am Eisack in der Brixner Industriezone gilt als einer der wenigen Brutplätze des Graureihers in Südtirol, wurde beim Projekt StadtLandFluss festgestellt. Der Auwald ist darüberhinaus für zahlreiche Vogelarten Lebensraum, für Zugvögel und für Brutvögel. Insgesamt konnten bei Bestandserhebungen im Waldstück 64 Vogelarten gezählt werden. Von 29 Arten konnte eine Brut im Gebiet nachgewiesen werden und der Auwald ist damit ein wichtiges Brutgebiet für Vögel. Von diesen Brutvögeln scheinen auch Arten in der Roten Liste auf: gefährdet sind der Grauschnäpper, der Wendehals, der Grauspecht, die Nachtigall, der Waldlaubsänger und der Wiedehopf. Die Bedeutung des Auwaldes als Lebensraum unterstreicht auch der Erstnachweis des Großen Erlenpfachtkäfers (Dicerca alni) für Südtirol, veröffentlicht in der Publikation "Neue Fundangaben zu einigen Fluginsekten in Südtirol" von Klaus Hellrigl 2015. Das Totholz des Auwaldes bietet den Larven von holzbewohnenden Käferarten Lebensgrundlage.
Beim Projekt Stadtlandfluss wurde für das Mittlere Eisacktal hervorgehoben, dass noch Reste ehemaliger Flusslebensräume vorhanden sind, durch welche sich ein relativ hohes ökologisches Potenzial ergibt. Es wurde auch festgehalten, dass die für das Überleben von Populationen notwendigen Mindestflächen bereits vielfach unterschritten werden und jeder weitere Verlust einer Auwaldfläche gefährdet damit das Überleben von Arten.
Zum Erhalt der Artenvielfalt ist zuallererst der Schutz der Lebensräume notwendig. „In Südtirol sind 41 Prozent der Tierarten gefährdet und um sie zu schützen, müssen ihre Lebensräume erhalten werden. Viele der gefährdeten Arten zeigen indirekt auch gefährdete Lebensräume auf, die es zu erhalten gilt.” (http://www.provinz.bz.it/natur-umwelt/natur-raum/naturschutz/fauna.asp)
Die Zerstörung des Auwaldes ist mit dem Artenschutz, dem Lebensraumschutz und dem Naturschutz nicht vereinbar.
Beim Projekt Stadtlandfluss wurde die Vergrößerung des Biotops Millander Au und die Vergrößerung des Biotop Schrambacher Au vorgeschlagen. Die Biotope wurden nicht vergrößert und die Laubfrösche in der Millander Au sterben sogar aus. Es ist alles andere als gut um die Feuchtgebiete in Brixen bestellt und nun soll sogar der Auwald in der Industriezone für immer zertört werden.
Das Artenschutzzentrum hat sich neben dem WWF Bozen, Legambiente und der Umweltgruppe Olang dem Aufruf von Franz Pattis zum Schutz des Waldes angeschlossen und appeliert an alle Brixner und alle Naturschützter, den Auwald nicht im Stich zu lassen.
Alles was Sie schreiben ist
Alles was Sie schreiben ist korrekt - der Schutz der mittlerweile seltenen Auwälder der Talsohlen ist in Anbetracht ihrer außer Diskussion stehenden Schutzwürdigkeit absolut vordergründig zu behandeln! Doch gerade in diesem Zusammenhang gibt es ein ganz grundlegendes Problem mit dem besagten Auwaldrest in Brixen. Die Schutzwürdigkeit des Waldes basiert auf den ökosystemaren Leistungen die der Lebensraum erfüllen kann. Kurz: Welche ökologischen Nischen und somit in weiterer Folge welche faunistische und floristische Artengemeinschaft /Biodiversität kann der Wald beherbergen? Der betreffende Auwald ist von der Dynamik des Eisacks zur Gänze abgekoppelt, es fehlt daher die Überschwemmung als grundlegende Charakteristik der Au. Der Fluss hat sich infolge der Verbauung und Begradigung 1883 eingetieft, es wurden eine Straße, ein Fahrrad- und Fußweg sowie ein Damm zwischen Wald und Fluss errichtet. Eine Öffnung des Damms und somit eine Wiederkehr der Dynamik ist ausgeschlossen! Der Grundwasserspiegel korreliert mit dem Wasserstand des Eisack und liegt somit für einen Auwald zu tief, in der Folge trocknet der Wald zusehends aus und standortfremde (auwaldfremde) Arten breiten sich aus. Damit verschwinden mittel- bis langfristig die charakteristischen Auenbewohner bis die Sukzession so weit fortschreitet, dass nicht mehr von einem Auwald gesprochen werden kann. Im Sinne eines langfristigen, nachhaltigen Schutzes, bzw. aktiver Förderung der Auwälder ist daher, aus rein ökologischer Perspektive, die Schaffung einer qualitativ hochwertigen und funktionalen Au im Sinne einer Ausgleichsmaßnahme für die Rodung des Waldes, absolut erstrebenswert. Es versteht sich von selbst, dass die effektive Dimension dieses Ausgleichs dafür allerdings angemessen sein muss!