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Society | Lockdown-Tagebuch

Tag 11: Der Onkel

Meine Kinder haben ein Trauma: Es heißt Kompatscher.

Liebes Tagebuch,

meine Kinder haben ein Trauma: Es heißt Kompatscher. Es begann im März, als die Mama zur schönsten Spieli-Spieli-Zeit den Fernseher anmachte und da dieser Onkel erschien. Was mit mildem Interesse begann, schlug schnell in Ablehnung um, als klar wurde, dass der Onkel nicht vorhatte, den „Bing Bong Song“ zu singen oder Grimassen zu schneiden. Der Onkel redete und redete und redete, immer nur von diesem langweiligen „Karona“. Die Ablehnung wurde zur offenen Feindseligkeit, als der Onkel es wagte, jeden, ja, j-e-d-e-n Nachmittag ins Wohnzimmer zu schauen und die Aufmerksamkeit der Mama in Beschlag zu nehmen. „NAAAAA!“, brüllte der Kleine, sobald er des Landeshauptmannes ansichtig wurde. „Net schun wieder!“, stöhnte die Sechsjährige. „Die Mama isch in Kompatscher verliebt“, informierte sie am Abend den Mann, was diesen erstaunlich kalt ließ. Es war für sie die einzige plausible Erklärung, warum man sich dieses Gelaber antun konnte. Seither lebe ich in ständiger Furcht, dem LH mal irgendwo zufällig zu begegnen. Die Kinder würden schrille Schreie ausstoßen und unschöne Wörter sagen. In ihrer Welt steht der LH in etwa auf einer Stufe mit dem Grüffelo. Gestern ließ ich den Onkel nach langer Pause wieder ins Wohnzimmer. Er freute sich, in zunehmend sakralem Ton, über die fantastische Mitmachquote beim Massentest. Der Kleine schrie „NAAAAA!“ und versuchte, ihm mit der Fernbedienung den Garaus zu machen. Hier wird es irgendwann eine Imagekampagne brauchen. Aber das hat Zeit. Unterdessen steht der LH vor der schwierigen Aufgabe, zu entscheiden, wer wann wieder öffnen darf. Es wird viele „NAAAAAAA!“ hageln. Das erfordert Mut zur Unbeliebtheit. Ich möchte nicht mit ihm tauschen. Alles wird dennoch gut.