Environment | Mobilität
Noch mehr Verkehr im Pustertal?
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Vor Kurzem fand in Percha der Spatenstich für den Bau der Umfahrung statt, weitere Straßenbaumaßnahmen im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 2026 sind in den Gemeinden Abtei, Innichen, Toblach und Rasen-Antholz geplant. Der Heimatpflegeverband Südtirol hat sich in einer gemeinsamen Aussendung mit der Plattform Pro Pustertal und dem Dachverband für Natur- und Umweltschutz bereits sehr kritisch zur Umfahrung in Percha geäußert. Denn ihrer Meinung nach erzeugt der Ausbau der Straßeninfrastrukturen noch mehr Verkehr. Auch in Rasen-Antholz und in Olang sind umfangreiche Baumaßnahmen vorgesehen, die in den beiden Gemeinden bereits für Diskussionen gesorgt haben. Um die Bevölkerung auf den aktuellen Stand zu bringen, haben der Heimatpflegeverband, der Umweltring Pustertal und die parteien- und ortsübergreifende Initiative Olang/Rasen Antholz eine Informationsveranstaltung unter dem Titel „Redmo dribo: doppelstöckig nachhaltig?“ organisiert, bei welcher die beiden Experten Albert Willeit und Helmuth Moroder Impulsvorträge zur geplanten Verkehrsinfrastruktur am Taleingang ins Antholzer Tal und beim Kreuzungsbereich Olang halten werden. Im Anschluss daran ist ein Podiums- und Publikumsdiskussion geplant (Details siehe unten).
Die umfangreichen Infrastrukturmaßnahmen stoßen mitunter auf Unverständnis, vor allem vor dem Hintergrund der im Klimaplan 2040 definierten ehrgeizigen Ziele. So heißt es darin unter anderem, dass der Verkehr mit rund 44 Prozent der relevanten CO2-äquivalenten Emissionen der bedeutendste emittierende Sektor ist. Rund ein Drittel des Verkehrsaufkommens entfällt auf die A22; insgesamt entfallen von den Verkehrsemissionen rund ein Drittel auf den Güterverkehr und zwei Drittel auf den Personenverkehr. Als Ziel wurde im Klimaplan deshalb ausgegeben, die Emissionen von Treibhausgasen durch die Reduktion des konventionell betriebenen Schwerverkehrs im Transit und im Quell-Zielverkehr um mindestens 35 Prozent bis 2030 und um nahezu 100 Prozent bis 2037 zu senken (bezogen auf das Jahr 2019).
Beim Personenverkehr lautet das ausgegebene Ziel, bis 2030 die genutzten (nicht die angebotenen) Personenkilometer im öffentlichen Personennahverkehr um 70 Prozent zu erhöhen und bis 2037 die genutzten Personenkilometer zu verdoppeln. Gleichzeitig soll der motorisierte Individualverkehr um 40 Prozent reduziert und der Anteil der emissionsfreien Fahrzeuge bei den Neuzulassungen auf 50 Prozent bis 2030 und auf 100 Prozent bis 2035 erhöht werden. Nach Inbetriebnahme des BBT soll der Anteil der mit der Bahn anreisenden Gäste auf 25 Prozent bzw. bis 2037 auf 35 Prozent erhöht werden. Warum also noch mehr Verkehrsinfrastrukturen bauen?
Wie Florian Knollseisen, stellvertretender Direktor des Amtes für Straßenbau Nord-Ost, bzgl. der geplanten Kreisverkehre in Olang und Rasen-Antholz kürzlich Salto.bz gegenüber erklärte, sei es an den beiden neuralgischen Punkten – die Zufahrt nach Rasen-Antholz und die Zufahrt nach Olang – immer wieder zu Stausituationen und Verkehrsproblemen gekommen, weshalb in beiden Gemeinden bereits seit Jahren über Lösungen für die beiden problematischen Verkehrsknotenpunkte nachgedacht wird. Vor dem Hintergrund der Sonderfinanzierungen, die für Infrastrukturmaßnahmen im Zusammenhang mit den Olympischen Winterspielen im Jahr 2026 gewährt werden – die Biathlon-Rennen werden in Antholz stattfinden – sei deshalb beschlossen worden, die beiden Problemstellen gemeinsam zu lösen.
Wo wird gebaut?
Aus einer Landtagsanfrage der Team K-Abgeordneten Maria Elisabeth Rieder gehen nicht nur die jeweiligen Infrastrukturprojekte hervor, die im Oberpustertal im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 2026 umgesetzt werden, sondern auch der Projektstand. So erklärt das zuständige Landesamt für Mobilität, dass im Zuständigkeitsbereich der Abteilung 10 Tiefbau folgende Straßenbauprojekte, welche in die Vereinbarung mit dem „MIT“ (Ministero Infrastrutture e Trasporto) für die olympischen Spiele 2026 aufgenommen wurden, umgesetzt werden:
Gemeinde Abtei
An der Landesstraße 37 St. Kassian – Valparola Pass wird eine Bestandssanierung durchgeführt, die sich in der fortgeschrittenen Projektierungsphase befindet, ein Variantenstudium ist nicht vorgesehen.
Gemeinde Percha
Auf der Staatsstraße 49 Pustertal wird bei Percha eine Umfahrung errichtet. Die integrierte Ausschreibung ist abgeschlossen, die Übergabe der Arbeiten erfolgte im Oktober 2022. Laut Bauleitplanänderung wird die genehmigte Variante realisiert.
Gemeinde Rasen-Antholz
Zwischen der SS49 und der Landesstraße 44 nach Olang sowie der Landesstraße nach Antholz werden zwei Kreuzungen errichtet. Derzeit erfolgt ein Variantenstudium in Zusammenarbeit mit den betroffenen Gemeinden, Fachämtern und Interessensgruppen. Der Abschluss des Variantenstudiums und die Entscheidung über die Projektvariante ist innerhalb der nächsten Monate vorgesehen.
Ebenfalls in der Gemeinde Rasen-Antholz ist an der LS44 der Abbruch und der Wiederaufbau der Brücke 44/14 bei km 11,655 vorgesehen. Derzeit läuft die Projektierung, geplant ist eine Bestandssanierung ohne Variantenstudium.
Gemeinde Toblach
In Toblach ist eine Anbindung des Zugbahnhofs an die Staatsstraße 51 Alemagna und die Staatsstraße 49 Pustertaler Staatsstraße vorgesehen. Derzeit findet ein Variantenstudium in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und den Fachämtern statt, die Entscheidung über die Projektvariante ist noch offen.
Gemeinde Innichen
Die Kreuzung der Pustertaler Staatsstraße SS 49 mit der SS 52 nach Sexten wird verändert und der Bahnübergang eliminiert. Das Variantenstudium wurde abgeschlossen und die Projektvariante, welche die Errichtung eines Kreisverkehrs mit Überquerung der Staatsstraße, Zug und Drau vorsieht, definiert.
Auf die Frage der Team K-Abgeordneten Rieder, ob die Varianten der Bevölkerung vorgestellt bzw. diese in die Entscheidungsfindung miteingebunden wurden, erklärt der zuständige Landesrat für Mobilität Daniel Alfreider, dass das Variantenstudium jeweils unter Einbeziehung der betroffenen Gemeinden, der verantwortlichen Fachämter sowie involvierter Interessensgruppen und betroffener Grundbesitzer abgewickelt wird, wobei die Gemeinden dann ihrerseits in der Regel die Formen der Einbindung der Bürger vorschlagen und koordinieren. „Die Ergebnisse werden dann den Gemeinderäten, betroffenen Grundbesitzern und anschließend der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Anregungen und Kritikpunkte werden aufgenommen, geprüft und nach Möglichkeit eingearbeitet. Die definitive Entscheidung fällt die Landesverwaltung unter Absprache mit den betroffenen Gemeinden“, so Alfreider.
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Es würde mich wundern, wie
Es würde mich wundern, wie das die Anrainer sehen.
In reply to Es würde mich wundern, wie by Dietmar Nußbaumer
Es gibt immerhin schon mal
Es gibt immerhin schon mal eine sehr rührige gemeindeübergreifende Bürgerinitiative die sich mit der Thematik auseinandersetzt, jeder ist eingeladen sich am Freitag selber ein Bild zu machen!
In reply to Es gibt immerhin schon mal by Nikolaus Spitaler
Statt dem vom Henry Ford
Statt dem vom Henry Ford befeuerten Privatverkehr endlich die Zügel anzulegen, bauen und betonieren / erdrücken / vergewaltigen die Politiker, immer mehr Dörfer mit ihren "v e r k e h r t e n Verkehrlösungen."
In reply to Es würde mich wundern, wie by Dietmar Nußbaumer
Sehr geehrter Herr Nussbaumer
Sehr geehrter Herr Nussbaumer,
was die beiden Kreuzungsbereiche auf dem Gemeindegebiet Rasen Antholz anlangt (Kreuzung beim Eingang ins Antholzertal/ Holzhof; Olanger Kreuzung/Gasthof Dolomiten): hatte die vorigen Wochen bei einer Tasse Kaffee recht interessante Gespräche mit einigen betroffenen Grundeigentümer*innen und Anrainer*innen. Diese werden sich auch bald öffentlich äußern.
Sollte Ihnen der Weg nicht zu weit sein, schauen Sie daher bitte einfach zur in der Info-Box beworbenen Veranstaltung am Freitag, 27.01. ab 20.00 im Kulturhaus Oberrasen vorbei. Es werden viele aus der Bevölkerung kommen, ebenso wie Vertreter*innen verschiedener politischer Parteien auf lokaler Ebene, aber auch auf Landtagsebene sowie Vertreter*innen diverser Verbände aus der Zivilgesellschaft.
Sollte Ihnen der Weg nicht zu weit sein, schauen Sie bitte auch heute Abend ab 20.00 in die hiesige Gemeindestube (Niederrasen) vorbei, der Gemeinderat wird sich mit ebendiesem Thema befassen.
Wir alle sind Gesellschaft: Schauen wir hin, stellen wir Fragen! Und zwar, bevor wir vor vollendete Tatsachen gestellt werden.
Beste Grüße
i.V: parteien- und ortsübergreifende Initiative Olang/ Rasen Antholz
P.S.: Siehe dazu auch Astrid Tötschs Artikel https://www.salto.bz/de/article/25012023/nicht-polemiken-interessiert