"Nicht auf Biegen und Brechen"
Soziales Engagement, Bezug zur Kultur, Sinn für Wirtschaft, etwas Erfahrung in der Politik und das richtige Alter, um als jung und unverbraucht durchgehen zu können: Der 30-jährige Hannes Unterhofer, stellertretender Vorsitzender des Stadtviertelrates von Don Bosco, stellt sich als SVP-Bürgermeisterkandidat zur Verfügung - „unverbindlich“, wie er betont.
Herr Unterhofer, Sie und Sebastian Seehauser werden derzeit il Doppelpack genannt: als junge Spitzenkandidaten, die die Bozner SVP bei den Neuwahlen am 8. Mai ins Rennen schicken könnte.
Wir haben in der Rittner Gruppe gemeinsam Idee entwickelt, unsere Vorstellungen gehen Hand in Hand. Unsere Beziehung könnte man so auf den Punkt bringen: miteinander und nicht gegeneinander.
Aber sollte sich in der Partei die Vorstellung durchsetzen, dass es neue und unverbrauchte Kandidaten braucht, dann könnten es zwischen dem 27-jährigen Seehauser und dem 30-jährigen Unterhofer wohl kein Miteinander mehr geben.
Keiner von uns hat derart starke Ambitionen, dass es zu einem Hahnenkampf kommen könnte. Wir sehen uns nicht als Berufspolitiker.
Aber Sie wollen doch der Bürgermeisterkandidat der SVP sein, oder nicht?
Wenn das im Sinne der Partei ist, kann man darüber reden. Meine Kandidatur ist ein unverbindliches Angebot an den Koordinierungsausschuss. Er muss sagen, ob er einen Generationenwechsel will oder nicht.
Das klingt aber nicht sehr kämpferisch. Kann man in einer Partei wie der SVP, in der es so klar definierte Interessensgruppen und so konsolidierte Richtungen gibt, mit einem unverbindlichen Angebot punkten?
Ich werde sicher nicht vorpreschen und meine Kandidatur auf Biegen und Brechen erzwingen. Zum gegebenen Zeitpunkt kann ich nicht mehr tun, als meine Bereitschaft zu signalisieren. So aufzutreten, wie es Luis Walcher (Wunschkandidat der SVP-Bauern) in letzter Zeit tut – das ist nicht mein Stil. Erneuerung ist gut und recht, aber es braucht Konsens.
Was war bei den letzten Wahlen Ihre Motivation, sich politisch zu engagieren?
Ich gehöre zu denen, die nicht einfach nur jammern wollen. Deshalb habe ich 2015 für den Bozner Gemeinderat und für den Don-Bosco-Stadtviertelrat kandidiert. Manchmal ist es aber schon deprimierend zu sehen, wie viel Geld manche Leute für ihren Wahlkampf zur Verfügung haben. Ich selbst kann da nicht mithalten. Viel mehr, als auf der Straße Flugzettel zu verteilen, auf die Bürger zuzugehen und Türklinken zu putzen, konnte ich im letzten Wahlkampf nicht tun.
Dennoch: Sie sind recht gut ins Stadtleben integriert. Sie spielen Trompete in der Musikkapelle, sind beim Weißen Kreuz ehrenamtlich tätig, haben als Angestellter eines Versicherungsmaklers einen Bezug zur Wirtschaft und sitzen als Vizepräsident im Don-Bosco-Stadtviertelrat.
Im Stadtviertelrat sind wir konkrete Probleme angegangen, etwa den Vandalismus im öffentlichen Grün oder die Ausstattung der Sportstätten mit Defibrillatoren. Ich halte viel davon, der Rechten ihre Argumente zu nehmen, die immerzu von „degrado“ spricht.
Luis Walcher hat gesagt, die SVP „muss das Prädikat zurückgewinnen, für die Deutschen und die Ladiner in Bozen wieder der erste Ansprechpartner zu sein.“ Wie ist Ihr Verhältnis zu den Italienern?
Dass sich die SVP als politische Vertretung der Deutschen und Ladiner betrachtet, ist in Ordnung und soll auch so sein, aber man muss die besondere Lage in Bozen berücksichtigen. Ich bin in einem mehrheitlichen italienischen Viertel aufgewachsen und hatte immer schon deutschsprachige und italienischsprachige Freunde. Die Realität ist: es gibt deutsch-italienische Freundschaften, Mischehen, Vereine. Als Politiker will ich für alle da sein, die am friedlichen Zusammenleben interessiert sind.