Society | Schulferien

Schluss mit Faulenzen im Sommer?

Ein Monat Ferien geht gut, aber drei? Italiens Arbeitsminister Giuliano Poletti will Jugendliche im Sommer arbeiten statt herumhängen sehen.

Es ist keine Neuigkeit, dass Italien in Sachen Sommerferien zu den absoluten Spitzenreitern zählt. 13 Wochen Ferien – davon können beispielsweise deutsche Kinder und Jugendliche mit sechs Wochen Ferien nur träumen. Im Durchschnitt schließen die Schulen in Europa rund acht Wochen. Nur im Süden des Kontinents bewegt man sich immer noch zwischen 10 und 13 Wochen. Doch ist es tatsächlich richtig, dass junge Menschen drei Monate herumhängen, stellt nun Arbeitsminister Giuliano Poletti zur Diskussion. „Ein Monat, auch eineinhalb Monate Ferien gehen gut“, erklärte er bei einem Kongress über Europäische Finanzierungen und die Zukunft junger Menschen in der  Toskana, „doch ich denke es würde unseren Jugendlichen nicht schaden, wenn sie in einen genau definierten Zeitraum täglich drei bis vier Stunden arbeiten würden.“ Als besten Beweis führt der Minister seine eigenen Kinder an, die im Sommer stets in Obstmagazinen gearbeitet hätten. Das Verhältnis der Jugend mit der Arbeitswelt sei eine kulturelle und bildungspolitische Frage, die Italien nicht ständig vor sich herschieben dürfe, findet der Minister.

Ganz seiner Meinung ist offenbar das restliche Regierungsteam. „Wir teilen die Meinung von Minister Poletti“, sagt Bildungsministerin Stefania Giannini. In diesen Tagen soll ein Gesetzesvorschlag  ins römische Parlament kommen, in dem bereits vorgesehen ist, dass Praktika auch in die schulfreien Zeiten des Jahres verlegt werden können – darunter auch die Sommerferien, kündigte die Ministerin an. Das Eintauchen in die Arbeitswelt als Teil der Schulbildung sei ein zentraler Bestandteil der Reform, in den die Regierung künftig mit 100 Millionen Euro ein Vielfaches der bisherigen Ausgaben investieren möchte. Dementsprechend sollen in technischen und Berufsschulen künftig in den letzten drei Jahren 400 Stunden Praxis und im Gymnasium 200 Stunden absolviert werden. Ein Teil dieser Stunden könnte dann auch in die Sommerferien verlegt werden. So werde jungen Menschen nicht nur der spätere Einstieg in die Arbeitswelt erleichtert, sondern auch die Orientierung bei der Berufsfindung, ist die Bildungsministerin überzeugt.