Verlust von 231 Millionen Euro
Im März 2014 hatte eine salto-Meldung nicht nur Finanzexperten aufgerüttelt: die Nachricht von einem Millionenloch in der Bilanz der Südtiroler Sparkasse. Aus heutiger Sicht muss der damalige Verlust von 37,8 Millionen Euro allerdings fast als Löchlein bezeichnet werden. Immerhin verabschiedete der Verwaltungsrat der bislang größten Südtiroler Bank am Dienstag eine Bilanz mit einem ungleich tieferem Minus: Auf 231,1 Millionen Euro beläuft sich die Summe, über die nun bereits seit Wochen spekuliert wird. Die Gründe, die das Kreditinstitut dafür in einer Pressemitteilung nennt:
„Die anhaltende Konjunkturschwäche, die Einführung von strengeren Regeln bei der Einstufung des Kreditportfolios und die Notwendigkeit, höhere Wertberichtigungsquoten auf Problemkredite durchzuführen, haben zu bedeutenden Rückstellungen zur Absicherung von Ausfallrisiken geführt. Auch dem Vorsichtsprinzip folgend wurde dabei die Wertberichtigungsquote (sog. „coverage ratios“) auf festgefahrene Forderungen (von 16 Prozent im Jahr 2013 auf 24 Prozent), auf notleidende Kredite (von 55 auf 61 Prozent) und somit auf die gesamten Problemkredite (von 32 auf 43 Prozent) beträchtlich erhöht.“
Mit diesen Quoten liege die Sparkasse weit über vergleichbaren Banken im Einzugsgebiet. Auch diese abgeänderten Einstufungs- und Bewertungsmethoden des Kreditportfolios hätten das ordentliche Betriebsergebnis von über 66 Millionen Euro wesentlich beeinträchtigt, ist aus der Pressemitteilung herauszulesen. Ausschlaggebend für das katastrophale Minus sind aber vor allem „umfangreiche Bereinigungsmaßnahmen im Umfang von insgesamt 343,9 Millionen Euro in Form von Rückstellungen zur Abdeckung von Ausfallrisiken“. Ein großer Brocken davon ist zweifelsohne der Sparkasse-Tochter Raetia Sgr zuzuschreiben, einem wahren Millionengrab, wie auf salto.bz bereits vor knapp zwei Monaten zu lesen war.
Präsident Gerhard Brandstätter übte sich nach der Bilanzgenehmigung in Zweckoptimismus.
„Wir lassen 2014 als ein Jahr hinter uns, mit dem die Sparkasse ein neues Kapitel aufschlägt, wissend, dass wir alle notwendigen Maßnahmen für einen erfolgreichen Neustart ergriffen haben. Die Bank kann jetzt nach vorne blicken“.
Begründet wird diese Hoffnung nicht nur mit dem neuen Generaldirektor Nicola Calabrò und den Sanierungsmaßnahmen, die nun im Laufes des Jahres ergriffen werden. Auch in der Sparkassenstiftung habe man „einen starken Mehrheitsaktionär, der uns bei der bedeutenden Kapitalerhöhung, die wir in der zweiten Jahreshälfte durchführen werden, aktiv unterstützen wird.“ Unerwähnt bleibt dabei, dass der Präsident des starken Partners Karl Pichler bereits am Mittwoch nach Rom pilgern muss. Dort soll sich endgültig entscheiden, ob die Stiftung Sparkasse ein Rahmenabkommen des Dachverbandes ACRI unterschreiben muss, das sie verpflichten würde ihre Anteile an der Sparkasse auf 33 Prozent zu reduzieren. Wenn, dann kommt es richtig dicke.