Roms Müllmisere ist sattsam bekannt. Und der der damit zusammenhängende Parteienkrieg nimmt längst groteske Ausmasse an. Italiens Hauptstadt verfügt bekanntlich über keine Müllverbrennungsanlage und karrt ihre Abfälle mit Lastwagen und Zügen bis nach Amsterdam. Seit Jahren wird über den Bau einer Müllverbrennungsanlage gestritten - ein ewiges Tauziehen ohne konkrete Ergebnisse. Die Folge ist ein seit Monaten dauerndes Müllchaos, das die Zürcher Zeitung in einer anschaulichen Reportage schildert: "Wildschweine in der Stadt, die sich an Abfällen gütlich tun, Müllberge, die tagelang nicht abgetragen werden, Grossbrände in der Peripherie, die schwarze Wolken bis ins Zentrum tragen - die Hautstadt Italiens macht keine gute Figur."
Der Berliner Tagesspiegel schildert Rom gar als "dreckigste Stadt der Welt, die sich seit Jahren am Rande eines Müll-Kollapses befindet. " Das kann kaum verwundern, denn viele Römer sind nicht von ihrer Unsitte abgerückt, ihren Müll oder ihre gebrauchte Spülmaschine einfach über die Böschung der Ausfallstrassen zu kippen - etwa die Via Trionfale. Und die neben die vollen Mülltonnen gestellten Säcke sind für die Wildschweine willkommene Nahrung.
Als verbissenster Gegner einer geplanten Verbrennungsanlage profiliert sich einmal mehr der Fünf-Sterne-Vorsitzende Giuseppe Conte, der den PD-Bürgermeister Giuseppe Gualtieri frontal angreift: "Chi propone di costruire un inceneritore da 600.000 tonnellate è una forza conservatrice della peggiore specie."
Eine Logik, die nicht jedem einleuchtet. 7500 Tonnen Müll produziert Italiens Hauptstadt täglich. Der Grossteil davon wird mit Güterzügen und LKWs in andere Regionen wie Emilien oder ins Ausland gebracht - bis nach Holland fahren die mit Müll beladenen Güterzüge. Schon Roms ehemalige M5S-Bürgermeisterin Virginia Raggi hatte grosse Mühe, die Abfallprobleme der Hauptstadt in den Griff zu bekommen, immer wieder wurden die stinkenden Müllberge in Brand gesteckt. Einig war man sich nur darin, dass die Müllverbrennung des Teufels ist. Bereits M5S-Gründer Beppe Grillo profilierte sich als Gegner derselben und zog die grösste Mülldeponie Europas in Malagrotta an der Küste nördlich der Hauptstadt einer Verbrennungsanlage vor, obwohl sie täglich Hunderte kreischender Möwen anzog, die sich um die Essensreste stritten und das Abwasser durch Jahre ins Meer sickerte.
Federico Pizzarotti war in Parma der erste Bürgermeister der Fünf Sterne-Bewegung in einer Provinzhauptstadt. Er wurde nach seiner Wahl vom M5S ausgeschlossen, weil er die kurz vorher fertiggestellte Müllverbrennungsanlage in Betrieb genommen hatte.
Jetzt will sich Conte auf dieselbe Weise profilieren. Ob ihm das gelingt, ist mehr als fraglich. Federico Pizzarotti war in Parma der erste Bürgermeister der Fünf Sterne-Bewegung in einer Provinzhauptstadt. Er wurde nach seiner Wahl vom M5S ausgeschlossen, weil er die kurz vorher fertiggestellte Müllverbrennungsanlage in Betrieb genommen hatte.
Nach Beendigung seiner Amtszeit aber wurde er erfolgreich wiedergewählt. Pizzarotti zu den Grabenkämpfen in Rom: "Non avere un termovalorizzatore a Roma con 4 milioni di abitanti è assurdo. Kommentar der Tageszeitung Il Foglio: "Dieci anni dopo la storica conquista della città ducale, con l'elezione di Pizzarotti, il M5S è scomparso. Il termovalizzatore qui ha chiuso il ciclo dei rifiuti e pure quello dei grillini."