Economy | Kleidungsindustrie
Fashion For Future
Foto: oew
Ende April jährt sich zum zehnten Mal der Gebäudeeinsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch, bei dem mehr als 1.000 Arbeiter*innen ums Leben kamen und weitere 2.500 verletzt wurden. Die Katastrophe ging als schwerster Textilunfall in die Geschichte ein und löste eine internationale Solidaritätswelle für die betroffenen Näher*innen aus.
Wir lieben Fashion.
Daraus entstand die Fashion-Revolution-Bewegung, die sich seither für faire Arbeitsbedingungen weltweit einsetzt. Dennoch änderte der Fall kaum etwas am ausbeuterischen Geschäftsmodell der Fast-Fashion-Industrie, in das auch wir in Südtirol verwickelt sind. Mit den Aktionstagen „Fashion For Future“ vom 27. April bis zum 6. Mai möchten vier Akteur*innen die Relevanz einer fairen und umweltbewussten Textilproduktion in Südtirol verankern: das Netzwerk der Südtiroler Weltläden, die OEW-Organisation für Eine solidarische Welt, die Fakultät für Design und Künste der unibz und die Slow-Fashion-Bloggerin Susanne Barta. Mit einem vielfältigen, inspirierenden Programm zeigen sie lokale Handlungsmöglichkeiten auf, machen Lust auf faire und klimaschonende Mode, laden zum Überdenken des persönlichen Kleiderkonsums ein und zum Aktivwerden auf politischer Ebene.
Sie schließen sich damit dem Motto der Fashion Revolution-Bewegung an: „Wir lieben Fashion. Aber wir möchten nicht, dass für unsere Bekleidung Menschen ausgebeutet und unser Planet zerstört wird.“ Im Rahmen der Aktionstage weisen die Initiator*innen auch auf die EU-weite Petition für faire Arbeitsbedingungen im Textilsektor hin. Um vor der Europäischen Kommission Gehör zu finden, braucht es allerdings eine Million Unterschriften. Derzeit sind es knapp 140.000.
Das Programm
Der Auftakt der Fashion For Future-Aktionstage findet am 27. April um 15 statt: Im 1. Stock der Freien Universität Bozen laden die Initiator*innen Aart van Bezooijen, Professor an der Fakultät für Design und Künste der unibz, Brigitte Gritsch, Koordinatorin des Netzwerks der Südtiroler Weltläden, Verena Dariz, OEW-Bereichsleiterin für den Bewussten Konsum und Susanne Barta, Slow-Fashion-Bloggerin zur Eröffnung der gleichnamigen Ausstellung „Fashion For Future“. Dafür bespielen mehr als 30 Künstler*innen aus Italien und Europa multimedial und innovativ den „Rohstoff Textilie“. Um 16 Uhr spricht Marina Spadafora, Fair Fashion Botschafterin und Koordinatorin von Fashion Revolution Italia zum Thema. Im Anschluss moderiert Susanne Barta die Podiumsdiskussion mit Deborah Lucchetti von der Clean Clothes Campaign Italy, Maya Hashemi, Masterstudentin Eco-Social Design unibz und Team Member Fashion Revolution Iran, Alexandra Letts von der Oberalp Group. Die drei Speakerinnen geben Einblick in die Dynamiken der internationalen Textilindustrie und die Herausforderungen, sich für mehr Fairness einzusetzen.
Verena Dariz von der OEW-Organisation für Eine solidarische Welt erklärt: „Die Konferenz mit den hochkarätigen Powerfrauen ist für uns ein wichtiger Beitrag, um zu den unsäglichen Arbeitsbedingungen in der Textilbranche aufzuklären. Fashion For Future soll Menschen zusammenbringen und ihnen zeigen, dass faire Mode möglich ist.“ Slow Fashion Bloggerin Susanne Barta schließt sich dem an: „In den letzten Jahren hat sich einiges getan in Südtirol in Bezug auf nachhaltige und faire Mode. Und es freut mich sehr, dass es gelungen ist, eine gemeinsame neue Plattform auf die Beine zu stellen und so dem Thema hier mehr Sichtbarkeit zu geben.“
Am Vormittag desselben Tages führen die Initiator*innen außerdem durch die Ateliers drei lokaler Designerinnen bzw. Schneiderinnen in Bozen, die sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben haben und entgegen dem gängigen Fast-Fashion-System vor allem mit Reststoffen und Secondhandtextilien arbeiten. Um 10:00 beginnt die Tour im Atelier von Johanna Finger (Via Dr. Josef Streiter 10b), um 10:45 geht’s zum Pop-up von Violeta Nevenova (Piazza Domenicani 22) und um 11:30 zu Dagmar Gruber / DAMA studio (Piazza del Grano 4).
Neben Ausstellung, Konferenz und Ateliertouren warten die Aktionstage vom 27. April bis zum 6. Mai im Raum Bozen aber auch mit diversen Upcycling-, Design- und Nähworkshops, Kleidertauschpartys, Open-Door-Events und Filmscreenings für alle Altersgruppen auf.
Am 6. Mai enden die Aktionswochen schließlich um 15:00 mit einer Red-Carpet-Performance nach © Nick Tobier, UTOPIA TOOLBOX Detroit auf dem Universitätsplatz. Aart van Bezooijen, Professor an der Fakultät für Design und Künste der unibz, der mit seinen Studierenden in den vergangenen Wochen intensiv am Gelingen der Aktionstage, an ihrem Webauftritt und der Ausstellung gearbeitet hat, erklärt: „Mit rund dreißig Projekten aus Italien und ganz Europa wollen wir inspirierende Entwicklungen im Bereich Textilien und Bekleidung vorstellen: Beispiele für kreislauforientiertes Design, die sowohl zeigen, was heute getan wird, als auch biobasierte Materialentwicklungen, die Perspektiven für die Bekleidungsindustrie von morgen aufzeigen.“
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