Feminismus ist für alle da
Vor ein paar Tagen kreuzte dieser Text des Schweizer „Tagesanzeiger“ meine Wege, und er kam daher unter der Frage „Warum Männer Feministen sein sollten“. Das versprach spannend zu werden, denn feminismusfreundliche Männer sind ja immer noch eher selten im Getriebe moderner Gesellschaften. Woran das liegen mag, erschließt sich nicht ohne weiteres, aber es sieht doch so aus, als wäre, langsam zwar, aber doch ein Umdenken im Gange, im Gefolge möglicherweise der Generation „Obama Trudeau Macron“, vielleicht aber auch als Gegenreaktion auf Männer wie Trump und andere "zornige alte Männer“ (nach Ian McEwan) seines Schlages. Es könnte aber auch schlicht und ergreifend daran liegen, dass es logisch und sowieso das Beste ist, für alle.
Texte wie jener des Beat Metzler sind also sehr willkommen, und gehen sowieso runter wie Öl, wenn sie auch - da schau an, selbst sie! - nicht ohne Stolpersteine auskommen, die dann doch ein paar Zweifel aufkommen lassen darüber, wie tief das Feminismusverständnis ist, oder – andersrum – wie sehr die Schliffe tiefenströmender patriarchaler Prägung auch dort noch bedeutsam sind, wo sie sich auf die ersten Blicke nicht unbedingt vermuten ließen.
Gleich zu Anfang nämlich, in seinem zweiten Absatz, berichtet Beat Metzler (und erkennt das ohne weiteres an) von Männern, die sich „(…) beklagen. Auch sie würden benachteiligt. Nur kümmere das niemanden.“ Dieses weinerliche Gehabe kennt frau ja bis zum Überdruss: Kaum geht es, zum Beispiel, irgendwo um Gewalt gegen Frauen, taucht zielsicher eher früher denn später das beleidigte Maulen eines der Menschen ohne Gebärmutter auf, auch sie, Männer also, seien Opfer von Gewalt (aber niemanden kümmere das).
In mir macht sich dann immer ungläubiges Staunen breit, und mit ihm die Frage/n: Ja - und? Was hat das mit der Sache der Frauen zu tun? Was erwartet man sich denn? Dass Frauen sich um ihre eigenen Belange erst wieder kümmern, nachdem sie in den Gemüts- und Gefühlszimmern beleidigter Männer die Socken aufgeräumt haben? Oder dass sie gar deren Belange zu ihren eigenen machen, und für die Kampfuntauglichen mitkämpfen? Oder, last but not least, die ganz große Frage: Hat je eine Frau oder sonst jemand einen Mann oder deren mehrere oder auch alle Männer daran gehindert, für die eigene Sache, die reale und/oder die irreale, auf die Straße zu gehen, im wörtlichen und im übertragenen Sinne? Es auch nur versucht? (Solches Verhalten habe ich bisher nur von Männern erlebt).
Der nächste Satz, über den ich bei dem jungen Feministen stolperte, war auch wieder einer von denen aus der Wider-die-Feministinnen-Endlosschleife, und er geht so: „In der Schweiz gehe es den Frauen doch längst gut.“ Was soll das heißen, drängelt sich dann sofort eines meiner Ichs nach vorne, und frägt: Soll das ein Argument sein? Gegen Feminismus? Oder wofür? Mag sein, in der Schweiz – in Europa – geht es „Frauen gut“, wobei aber jedenfalls festgestellt gehört, dass es auch in (der Schweiz) Europa keineswegs allen Frauen gut geht, nicht einmal den meisten, und dass es sehr vielen sogar sehr schlecht geht. Woher und warum also diese groben Nachlässigkeiten in der Bewertung, die völlig undifferenzierten Gemeinplätze? Und natürlich: Mithilfe welchen Millimeterbandes misst denn wer, und woran? Messen Männer (für die Frauen)? An ihrem eigenen Empfinden (wann es genug und also „gut“ ist, mit weiblichem Wohlbefinden)? Und womit wird verglichen? Mit weiblichem Status im 19. Jahrhundert? in Indien? oder Afghanistan?
Aber auch wenn der Status Quo europäischer Frauen an jenem der ferneren Vergangenheit oder der sog. Schwellen- und Entwicklungsländer gemessen würde, um der Behauptung „es geht ihnen ja gut“ willen, und das anerkannt würde: Was hätte es zu bedeuten? Dass es Frauen nicht noch besser gehen darf? Es ist, meine ich, der menschlichen Spezies inhärent, dass sie stets nach einem „noch besser“ strebt, und also überhaupt nicht einzusehen, dass dieser allgemeingültige Standard für Frauen nicht gelten sollte, dass also – nur für Frauen, wohlgemerkt – bei einem bestimmten Level Schluss zu sein hat, mit gut oder gar bessergehen. Überdies hat – selbstverständlich – in erster Linie wohl doch die weibliche Hälfte der Welt für sich selbst zu bestimmen, wann „es gut ist“. Eine entsprechende Erhebung fehlt noch, nach meinem derzeitigen Stand der Erkenntnis.
Wobei ich auch schon beim nächsten – und mächtigsten - Stolperstein in Beat Metzlers Text angekommen wäre (und einen kleineren vorläufig überspringe), nämlich dort, wo er behauptet, „Freiheit [und Gerechtigkeit] gehören zu jenen seltenen Gütern, die sich fast unendlich vermehren lassen.“ Das ist schlichtweg falsch. Mehr Freiheit für die Einen geht innerhalb mehr oder weniger fest strukturierter Gesellschaften immer auf Kosten der Freiheit der Anderen, hier der kleineren Hälfte der Menschheit, oder auch: der Männer, die – und hier hakt’s, wie ich vermute – noch vor Kurzem und über lange und längste Zeiträume nahezu grenzenlose Freiheit für sich und ihre Artgenossen in Anspruch zu nehmen sich ermächtigt hatten. Eher selten wagten – relativ - kleine Gruppen, dagegen aufzubegehren – aber selbst dann nur für in sich geschlossene, - relativ - begrenzte Bereiche, und meist innerhalb der eigenen Art.
Bis die Frauen bzw. die feministische Avantgarde und ihre Nachfolgerinnen kamen, und plötzlich alles ins Wanken brachten, weil sie nicht nur Teilbereiche der männlichen, nahezu absoluten Freiheit in Frage stellten, und für sich selbst auch beanspruchten, sondern gleich das ganze, große Gefüge. Und dieser ist also ein Punkt, an dem man – frau auch – ohne weiteres Verständnis haben könnte und auch hat, für männliche Abwehrreaktionen: (Etwas) abgeben fällt immer schwer, Freiheit/en und Macht abgeben sogar besonders schwer. Nicht, dass das allerdings an der Richtigkeit und der Wichtigkeit weiblicher Forderungen nach Gleichstellung und Gleichbehandlung etwas ändern würde, und an der Notwendigkeit männlicher Einsicht darüber, dass ihre Artgenossenschaft über Jahrhunderte und Jahrtausende ein „zu viel“ auf der eigenen Seite hatte, und es nur angemessen und hoch an der Zeit ist, diese Größenverhältnisse zu überdenken und neu zu justieren.
Weil ja übrigens, wie Beat Metzler und mit ihm noch ein paar mehr aus der Zunft seines Geschlechts längst erkannt haben und ohne weiteres eingestehen: Die neuen Kräfteverhältnisse nach feministischem Muster kommen allen zugute, weil (…) er auch die Männer befreit, vom Druck nämlich, sich einem Bild unterwerfen zu müssen, dem nur wenige genügen. Nur in gleichberechtigten Gesellschaften dürfen Menschen sein, wer sie sein wollen.“ Oder, nach Mariam Irene Tazi-Preve: „Auch Männer geraten unter die Räder des Patriarchats.“
Und jetzt, kurz vor Schluss, noch schnell zurück zu jenem vierten Punkt in Beat Metzlers Text, den ich zugunsten der schönen Idee der „gleichen Freiheiten für alle" zurückgestellt hatte, nämlich dem auch häufig wiederkehrenden Vorwurf, [Feministinnenfrauen] würden sich „als Opfer inszenieren“ - auch so ein Klassiker aus dem Milieu, dem ich überhaupt nicht folgen kann: Wie soll das gehen, bitteschön? Ein Opfer ist ein Opfer ist ein Opfer – und also jemand, der dem Unrecht geschah, und die der sich dagegen zur Wehr setzt, mit jeder Berechtigung der Welt.
Aber: Opfer sein wollen? Sich als Opfer inszenieren? Das geht nicht, meine ich - es geht allenfalls in der etwas verqueren "Logik", der wir weiter oben schon begegnet sind: Wo also nicht das Empfinden der Frau bestimmt, ob ihr Unrecht oder Ungerechtigkeit widerfahren sind, sondern der Wille und das Urteil "des" Mannes.
Ja, also, das wollte ich nur mal gesagt haben, weil sich’s grad so ergeben hat, aufgrund des Textes von Beat Metzler, dessen Lektüre ich übrigens gern noch einmal empfehle.
"Aber: Opfer sein wollen?
"Aber: Opfer sein wollen? Sich als Opfer inszenieren? Das geht nicht, meine ich - es geht allenfalls in der etwas verqueren "Logik", der wir weiter oben schon begegnet sind: Wo also nicht das Empfinden der Frau bestimmt, ob ihr Unrecht oder Ungerechtigkeit widerfahren sind, sondern der Wille und das Urteil "des" Mannes."
Ist Ihnen eigentlich nie aufgefallen, dass Sie selbst nach den Willen und Urteil des Feminismus über andere (nicht nur) Frauen bestimmen?
Köstliche Umgestaltung auf
Köstliche Umgestaltung auf http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=34835
Welche Interpretation mehr anspricht bzw. gefühlt/geteilt wird, lasse ich mal dahin gestellt... ;-)
Hat je eine Frau oder sonst
Hat je eine Frau oder sonst jemand einen Mann oder deren mehrere oder auch alle Männer daran gehindert, für die eigene Sache, die reale und/oder die irreale, auf die Straße zu gehen, im wörtlichen und im übertragenen Sinne?
Welche Anfeindungen Männerrechtsvereine ausgesetzt werden können Sie z.B. hier besser verstehen lernen, genauso wie die Regisseurin selbst. https://en.m.wikipedia.org/wiki/The_Red_Pill
Dass Männer nicht viel Verständnis erhalten für ihre geschlechtsspezifischen Probleme sind Sie wohl das beste Beispiel mit Ihrem blöden Herumgespotte.
Feminismus ist nicht für alle
Feminismus ist nicht für alle da. Als Erin Pizzey, die sich für Frauenhäuser in Canada und den USA einsetzte auch für Männer welche einrichten wollte wurde sie von Feministinnen daran verhindert: https://en.wikipedia.org/wiki/Erin_Pizzey
Der Feminismus ist Krebsgeschwür in der Gesellschaft und hat nichts mit Gleichheit und Gleichberechtigung zu tun. Sie sind Teil dieses Phänomens in dem Sie nicht bereit sind eine redliche Außeinandersetzung zu führen und auf ihre verzerrte Wahrnehmung beharren.
In reply to Feminismus ist nicht für alle by gorgias
Erklären Sie das doch bitte
Erklären Sie das doch bitte mal ein bisschen genauer, alles, was Sie da unterstellen.