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Südtiroler Silicon-Guys

Mit der Gründung des Netzwerks tba network wollen drei erfahrene Südtiroler Business Angels den Gründergeist im Land beleben. Auch dank Erfahrungen in Silicon Valley.
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Foto: tba

Wir brauchen eine andere Kultur“hatte Unternehmer Harald Oberrauch vor knapp zwei Jahren auf salto.bz in Sachen Startup-Szene diagnostiziert. Nun liefert der Eigentümer der Firmen Durst AG und Alupress AG selbst einen konkreten Beitrag, um innovative Unternehmensgründungen in Südtirol zu fördern: tba network, heißt das neue Netzwerk für Business Angels, das am Mittwoch zahlreichen Unternehmern und Netzwerkpartnern im Brixner Kloster Neustift vorgestellt wurde. Ein Non-Profit-Verein mit drei Gründungsmitgliedern, die alle eigene Erfahrungen mit Risikokapital mitbringen. Allen voran die Beteiligungsgesellschaft Tyrolean Business Angel, die Harald Oberrauch 2014 in Innsbruck unter dem Dach der Technicon-Holding gegründet hatte und die seither bereits elf Start-ups auf den Weg geholfen hat. An der Seite des bekannten Südtiroler Unternehmers sind zwei weitere Business Angels: Der Pusterer Gert Gremes, der nach dem Verkauf seiner Firma Tecno Spot begonnen hatte, über die Beteiligungsgesellschaft Gremes Holding in Startups in Silicon Valley zu investieren, wo er auch Mitglied des traditionsreichsten BusinessAngels-Clubs Band of Angels ist, und Alexander Pichler. Der Eggentaler ist seit über 10 Jahren im Investitions-Bereich aktiv und hat mit seiner Beteiligungsgesellschaft DELMO unter anderem in das in San Francisco angesiedelte Startup Properly Inc investiert, das vom Meraner Südstern Alex Nigg gegründet worden ist.

Das gemeinsame Ziel der Unternehmer? Die eigenen Erfahrungen und Kontakte an interessierte Südtiroler Unternehmer weiterzugeben und die Startup-Szene in Südtirol anzukurbeln. Dass diese trotz der langjährigen Bemühungen der öffentlichen Hand Aufholbedarf hat, ist hinlänglich bekannt. Wenn auch das frühere BIC bzw. TIS und nunmehr die IDM mit Beratung, Förderung und Vernetzung eine wichtige Basisarbeit in diesem Bereich leisten mögen: Gerade an einem Wirtschaftsstandort mit italienischer Gesetzgebung und Südtiroler Grundstückspreisen braucht es auch auf Unternehmerseite den nötigen Spirit, um den Humus für vielversprechende Neugründungen zu schaffen. Doch statt Know How und Kapital an die kommenden Unternehmergeneration weiterzugeben, investiert der durchschnittliche Südtiroler Unternehmer lieber in Immobilien oder andere Werte. Auch was die Kooperations- und Fehlerkultur anbelangt, gibt es in Südtirol noch Aufholbedarf, kritisierte Harald Oberrauch bereits im salto-Interview. „Jeder will seinen eigenen Turm bauen und sich nicht in die Karten schauen lassen. Doch das ist in einer vernetzten Welt wie heute das falsche Rezept“. 

Engel des Wandels

In Zeiten wie diesen sollte vielmehr jeder Unternehmer ein Business Angel sein, wurde bei der Präsentation in Neustift propagiert. Denn Netzwerke und Kooperationen seien die Antwort auf Herausforderungen wie immer kürzere Produktzyklen und einen rasanten technologischen Wandel, der vor allem im Mittelstand nicht mehr alleine zu bewerkstelligen sei. Die Unterstützung von Startups kann da für Unternehmer nicht nur interessante Renditen auf das eingesetzte Risikokapital, sondern auch wichtiges Know How bringen. Das zeigte in Neustift ein Best-Practice-Beispiel der Durst Phototechnik AG, die ihre Wertschöpfungskette durch die Integration des Software-Startups PPD erfolgreich erweitern konnte, wie CEO Christoph Gamper berichtete. 

Und so wendet sich das neugegründete Network nicht nur an interessante und wachstumsstarke Jungunternehmer, die für ihren Durchbruch Risikokapital und Know How suchen, sondern auch an Unternehmer, die letzteres zur Verfügung stellen wollen. Gerade angesichts des hohen Risikos solcher Investments ist eine professionelle Plattform wie tba network wichtig, um unnötiges Lehrgeld zu vermeiden, unterstrichen die Netzwerk-Gründer bei der Präsentation. Schließlich gäbe es innerhalb des Netzwerkes, aber auch bei den zahlreichen Kontakten seiner Mitglieder im In- und Ausland viel Erfahrung im Startup-Bereich. Gegen einen jährlichen Beitrag erhalten Netzwerkmitglieder einen direkten, aber auch bereits qualitativ gefilterten Zugang zu möglichen Investments und eine Begleitung im Investitions-Prozess. Zusätzliche Kontakte und Know How sollen auch einige ausgewählte Sponsoren und Content Partner des Netzwerkes wie die Hypo Tirol einbringen.

Richtiges Matching

In der aktuellen Startphase werde man erst einmal auf rund ein Dutzend Mitglieder erweitern, rechnen die Gründer laut Alexander Pichler. „Wir wollen nicht schnell wachsen“, meint er. „Viel wichtiger ist die Qualität der einzelnen Mitglieder.“ Als Auswahlkriterien zählen dabei zum Beispiel Industrie-Know-How und Netzwerke. Schließlich gilt es, die richtigen Startups mit den richtigen Menschen zusammenzubringen. „Langfristig ist unsere Vision, für Jungunternehmer Business Angels aus ihrer Branche zu finden wie es auch in Silicon Valley üblich ist“, so Pichler. Er sieht das neue Netzwerk nicht als Konkurrenz, sondern als wichtige Ergänzungen zu den bestehenden Angeboten von IDM und anderen öffentlichen Playern für die Startup-Branche. Deren Leistungen würden mit dem Angebot von tba network ineinandergreifen – mit Basics wie Gründungsberatung auf der einen Seite und internationale Vernetzung und erfahrene Business Angels auf der nächsten Stufe. 

„Unsere wichtigste Erfahrung der vergangenen Jahre ist, dass man nur mit Kooperation weiterkommt“, sagt der Geschäftsführer der Tyrolean Business Angel in Innsbruck Kurt Kofler. „In der Gruppe, im Netzwerk geht vieles weiter, das sonst nicht machbar scheint.“ Ob man es in Südtirol dank dieses Erfolgsrezepts auch schafft, sich zur spannenden Technologieregion und Vorzeigeregion für Startups weiter zu entwickeln, muss sich erst zeigen. Die drei tba-network-Gründer haben es sich jedenfalls auf die Fahnen geschrieben, dazu gemeinsam mit anderen Playern wie Universität, Eurac oder IDM beizutragen: „Wir werden oft für unsere vielseitige und technologieaffine Unternehmerlandschaft beneidet“, unterstreichen sie. „Dieses unternehmerische Momentum gilt es nun auch auf junge, hungrige Gründer zu übertragen, denen das tba network mit Rat, Tat und Risikokapital zur Seite stehen will.“ 

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Christoph Moar Mon, 05/28/2018 - 14:47

Völlig richtig.

@Karcher
"„Wir brauchen eine andere Kultur“, hatte Unternehmer Harald Oberrauch vor knapp zwei Jahren auf salto.bz in Sachen Startup-Szene diagnostiziert."

Es geht in diesem Beitrag also um Startup-Kultur...

Mon, 05/28/2018 - 14:47 Permalink
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Christoph Moar Thu, 05/31/2018 - 08:48

Sorry W, war nicht bös gemeint - am Kommentar lies sich nicht gleich verstehen, ob das (auch) ironisch gemeint war oder (nur) trollig ;) Was du sagst ist natürlich völlig korrekt - eine Startupkultur lässt sich nicht von oben herab kommandieren.

Ich glaube gleichzeitig aber auchnicht, dass wir wirklich gesamtgesellschaftlich amerikanische (Kultur) Verhältnisse brauchen, um etwas (mehr) "Startupkultur" zu entwickeln. Ich denke, junge Absolventen reagieren auf Anreize und auf ein entsprechendes Umfeld. Ein Startup-freundliches Umfeld wäre schon mal der erste Schritt - und allein schon damit kann man viel bewegen. Coworking Spaces, gerne mit dem nötigen Coolness Faktor, Vernetzung der Unis mit denselben, Begleitung von Absolventen in Startupfragen, vereinfachte Unternehmensformen oder Gründungsmodelle sind alles Dinge, die man "von oben herab" anwerfen kann. Natürlich ist dann die Frage, ob das gut oder schlecht gemacht wird, und tendenziell ist es immer eine Herausforderung, wenn beispielsweise festangestellte Beamte Startup-Förderung gestalten... ;)

Das ist dann quasi aber nur Infrastruktur. Jetzt fehlt, ebenfalls Teil der Startupkultur, verfügbares Risikokapital, gepaart mit Netzwerk- und Managementsupport. Banken haben hier bisher völlig versagt und werden auch nie realistisch in diesem Bereich mitspielen können, Private Geldgeber haben sich noch nicht recht entwickelt, ein klassisches Henne-Ei-Problem. Wäre die Europaregion das Silicon Valley gäbs hier haufenweise pre-seed-Investoren. Hier was aufzubauen bleibt durchaus Aufgabe der Privaten, vielleicht auch angestoßen oder im Netzwerkgedanke durch Wirtschaftsverbände oder Unternehmernetzwerke unterstützt... und das scheint mir in diesem Artikel beschrieben zu werden.

"Anders" als woanders macht es (wahrscheinlich) "nur" das Einzugsgebiet. Als Roman Herzog die legendären Laptops und Lederhosen ins Gespräch brachte, sprach man von einem Schmelztiegel von 10 Millionen Einwohnern, mit Zugang zu regionalen, nationalen und internationalen Wirtschaftskreisläufen, und die Chance auf ein paar Einhörner ist da - man muss sie nur finden ;) Andererseits ist klein aber auch fein - dass man in kleineren Regionen auch Exzellenzen aufbauen kann, ist hinreichend bewiesen, oder?

Thu, 05/31/2018 - 08:48 Permalink