Society | Wirtschaftstheorien
Reden über die Postwachstumsgesellschaft
Foto: Climate Action Southtyrol
Vom 15. zum 17. Mai tagten Vertreter und Vertreterinnen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft drei Tage lang im Europäischen Parlament in Brüssel, um über alternative Perspektiven für eine zukunftsfähige Wirtschaft in Zeiten der multiplen Krise, allen voran der Klimakrise, zu diskutieren. An der überparteilichen „Beyond Growth“ hat auch eine Südtiroler Delegation teilgenommen. David Hofmann, Neurowissenschaftler und Aktivist bei Climate Action, Daria Habicher, Sozioökonomin und Mitgründerin von LIA Collective, Eliza Zimmermann, Eco-social Design-Studentin an der UniBZ, Zeno Oberkofler, Student der Wirtschaftswissenschaften und Aktivist bei Fridays For Future und Felix Windegger, Wirtschafts- und Sozialforscher am Center for Advanced Studies von Eurac Research, zeigten sich davon überzeugt, dass dieses Zusammentreffen auf höchster europäischer Ebene neue Perspektiven für eine wachstumskritische und zukunftsfähige Wirtschaftspolitik eröffnet. Die Gruppe plant demnächst, eine öffentliche Veranstaltung abzuhalten, auf der die europäische Degrowth- bzw. der Postwachstumsdiskurs vorgestellt werden.
Die „Beyond Growth“-Konferenz wurde vom Fraktionssprecher der Europäischen Grünen/EFA Philippe Lamberts konzipiert und gemeinsam mit 19 weiteren EU-Parlamentariern organisiert. Mit dabei waren Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und die Präsidentin des EU-Parlaments Roberta Metsola, sowie zahlreiche Experten wie etwa der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz, der renommierte Klimaforscher Johan Rockström und die Co-Präsidentin des Club of Rome Sandrine Dixson-Declève.
Die Teilnehmer, Referenten und Organisatoren waren sich darüber einig, dass das Streben nach unbegrenztem Wirtschaftswachstum auf einem begrenzten Planeten weder zukunftsfähig ist noch langfristig zu breitem gesellschaftlichen Wohlstand beiträgt. Es gehe deshalb nun darum, „Wirtschaftsmodelle zu entwickeln, die die sozialen Bedürfnisse der Menschen befriedigen und die planetaren Grenzen einhalten“, so Kate Raworth, Gründerin der sogenannten Doughnut-Ökonomie. In einer Reihe von Vorträgen und Diskussionsrunden wurden Möglichkeiten und Herausforderungen einer tiefgreifenden Umgestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung einer Degrowth- bzw. Postwachstumsgesellschaft diskutiert. Dabei wurden auch konkrete Vorschläge genannt, etwa die Abkehr vom Bruttoinlandsprodukt als zentralen Wohlstandsindikator und gesellschaftspolitisches Ziel, eine öffentliche Daseinsvorsorge mit Fokus auf materielle und soziale Grundbedürfnisse statt Gewinnorientierung, eine stärkere Ausrichtung von Nachhaltigkeitsstrategien auf Suffizienz sowie eine Arbeitszeitverkürzung samt Beschäftigungsgarantie.
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Ja zu "Abkehr vom
Ja zu "Abkehr vom Bruttoinlandsprodukt als zentralen Wohlstandsindikator und gesellschaftspolitisches Ziel", "eine öffentliche Daseinsvorsorge mit Fokus auf materielle und soziale Grundbedürfnisse statt Gewinnorientierung" d.h. eine gemeinwohlorientierte Wirtschaft !, "eine stärkere Ausrichtung von Nachhaltigkeitsstrategien (Zukunftsfähigkeit) auf Suffizienz (Deckung des lebensorientierten Bedarfs)" sowie "eine Arbeitszeitverkürzung samt Beschäftigungsgarantie (eher : Grundeinkommen)".