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Durchleuchtete Wartelisten

Thomas Schäl legt los. Der neue Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebs will die Wartezeiten für Röntgenaufnahmen drastisch senken.

Er ist noch keine zehn Tage im Amt. Doch Thomas Schäl hat bereits die Ärmel hochgekrempelt und begonnen, im Südtiroler Sanitätsbetrieb anzupacken. Der Arbeitstag des neuen Generaldirektors beginnt um sieben Uhr morgens. Es wird berichtet, dass der gebürtige Deutsche bis spät abends an neuen Ideen und Konzepten tüftelt. Er will schließlich das hiesige Gesundheitswesen auf Vordermann bringen. Und hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: “Ich werde dafür arbeiten, damit diese Sanität bis 2020 zu den besten Italiens und Europas gehört.” Wie am heutigen Mittwoch bekannt wurde, ist Schäl auch schon fündig geworden: Er will die Wartelisten für Röntgenaufnahmen reformieren. Und dadurch die Wartezeiten drastisch senken.

Auf Twitter bedankte sich Thomas Schäl bei Landeshauptmann Kompatscher und Sanitätslandesrätin Stocker für seine Nominierung. Nun packt er an.


Alles neu macht der Schäl

In den vergangenen Tagen hat Schäl sich aus allen sieben Krankenhäusern und jenen Strukturen, die mit dem Südtiroler Sanitätsbetrieb konventioniert sind, die entsprechenden Daten zuschicken lassen. Und ist damit offensichtlich alles andere als zufrieden. So wartet man derzeit für eine Magnetresonanz am Knie in Bozen ganze 96 Tage. 82 sind es in Meran, 78 in Brixen, 61 in Bruneck. Immerhin noch 33 Tage Wartezeit gibt es in der Bozner Bonvicini-Klinik. Auch bei den Computertomografien (CTs) gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Einrichtungen. Nur einen Tag wartet etwa, wer in Schlanders ein Bauch-CT machen will, jeweils fünf Tage sind es in Innichen und Sterzing. 19 Tage beträgt die Wartezeit in Bruneck, 36 in Brixen, 40 in Meran und ganze 77 in Bozen.

CT-Gerät: Über zwei Monate Wartezeit in Bozen.

Zahlreiche Ärzte sind überzeugt: Schäl plant, seine erste Duftnote genau hier zu setzen: bei der Verkürzung und Vereinheitlichung der Wartelisten. Wie die Tageszeitung Alto Adige am Mittwoch berichtet, vermuten die Mediziner, dass er auch in Südtirol jenes Modell anwenden will, das sich bereits in seinen Zeiten beim Sanitätsbetrieb in Crotone bewährt hat. Dort hat er die Röntgen-, Resonanz- und CT-Geräte sprichwörtlich Tag und Nacht laufen lassen. In einem zweiten Schritt könnte es auch den unterschiedlichen Vormerksystemen an den Kragen gehen. Fährt Schäl seinen Kurs weiter, könnte es bald ein einheitliches Vormerkzentrum für alle Krankenhäuser und Strukturen geben. Dessen Einführung ist seit längerem bereits angedacht, doch scheiterte bislang an Protesten aus der Peripherie.


Gewerkschaft begrüßt Absichten

Amtsübergabe Mitte Juni. Thomas Schäl löst Andreas Fabi in seiner Funktion als Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebs ab. Foto: Südtiroler Sanitätsbetrieb

Zustimmung für Schäls Marschroute kommen vom AGB. Der Generalsekretär der CGIL-AGB, Alfred Ebner, zeigt sich erfreut über die Absichten des neuen Sanitätsdirektors. “Die langen Wartezeiten sind ein Problem, das es zu lösen gilt”, so der Gewerkschaftsführer. Die Wartelisten stünden schon seit Längerem unter der Kritik der Südtiroler Bevölkerung. Doch bisher habe es sowohl die Landesregierung als auch die Führungskräfte im Gesundheitssystem versäumt, das Problem zufriedenstellend zu lösen. “Dabei sind die Wartezeiten gemeinsam mit der Ersten Hilfe ein wahrlicher Schwachpunkt des gesamten lokalen Sanitätssystems”, ist Ebner überzeugt. Er sichert Schäl seine und die Unterstützung aller Gewerkschaftsorgane vor Ort zu. Bleibt abzuwarten, wie lange die Wartezeit für Schäl dauert, bis er seine ambitionierten Pläne umsetzen kann.

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Salto User
Sepp.Bacher Wed, 06/24/2015 - 19:32

Südtirol Sanitätssystem soll also "bis 2020 zu den besten Italiens" gehören. Das wäre in unserer Wahrnehmung ein Abstieg, denn bisher wurde uns immer gesagt, wir wären einsame Spitze. Also auf nach dem Vorbild Crotone! Ich freue mich schon, um 04:20 zur Computertomografien nach Innichen zu fahren!!!

Wed, 06/24/2015 - 19:32 Permalink