Werner Frick will noch nicht reden. „Es ist noch alles offen“, sagt er zu salto.bz. Dabei hat der Alto Adige am Donnerstag die Meldung exklusiv gebracht. Werner Frick wird der persönliche Sekretär des neuen Bozner Vize-Bürgermeisters Christoph Baur.
Fricks Zurückhaltung dürfte taktischer Natur sein. Denn in Wirklichkeit ist alles ausgemacht. Werner Frick wird mit Anfang Juli sein Büro im Bozner Rathaus beziehen. Offiziell als Büroleiter von Christoph Baur.
Es war der neue Bozner Vizebürgermeister, der Werner Frick schon vor Wochen persönlich gefragt hat. Frick, derzeit als selbstständiger Berater tätig, hat sich Bedenkzeit erbeten. Jetzt hat er zugesagt. „Baur hat damit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen“, sagt ein hoher Bozner SVP-Funktionär, „zum einen hat er jemand, der organisatorisch top ist und beste Beziehungen hat, zum anderen hat er eine rechte Hand, die Politik kennt, wie kaum jemand.“

Dass der langjährigen SVP-Wirtschaftslandesrat damit auf die politische Bühne zurückkehrt ist durchaus eine Überraschung.
Der heute 61jährige Werner Frick war vor seinem Einstieg in die Landespolitik Direktor des Hotelier- und Gastwirteverbandes (HGV). 20 Jahre lang von 1988 bis 2008 sitzt Frick für die SVP im Landtag und in der Landesregierung. Als Wirtschaftslandesrat gestaltet er die Handelspolitik Südtirol maßgeblich. Einer seiner engsten Verbündeten ist dabei von Anfang an der Kaufleuteverband, wie der hds damals noch hieß.
Es ist kein Zufall, dass 2003 ausgerechnet Fricks damalige Ressortdirektor Dieter Steger zum neuen hds-Direktor gekürt wird. Kurz nach den Landtagswahlen 2008 kommt es dann zur doppelten Rochade. Werner Frick scheidet aus dem Landtag aus und Dieter Steger zieht in den Landtag ein.
2009 legt Steger dann das Amt des hds-Direktors nieder und sein Nachfolger im Verband wird ausgerechnet Werner Frick. Doch der Bozner Jurist bleibt nicht lange hds-Direktor. Nach einer Klage verliert Dieter Steger 2011 vorzeitig sein Landtagsmandat und kehrt deshalb auf seinen Direktorenposten zum hds zurück. Werner Frick wird zum Vizedirektor zurückgestuft.

Im Oktober 2013 wird Dieter Steger wieder in den Landtag gewählt. Frick geht davon aus, dass er damit wieder zum hds-Direktor aufsteigt. Doch das Verhältnis zwischen Präsident Walter Amort und dem ehemaligen SVP-Landesrat ist nicht rosig.
So ernennt der Verband am 28. Oktober 2014 auf Vorschlag des Präsidenten Walter Amort den Brixner Bernhard Hilpold zum neuen Direktor. Werner Frick hingegen erhält im Jänner 2015 einen äußerst gut dotierten Berater-Vertrag.
Mit 1. September 2015 verlässt Frick den überraschend hds. Er ist nicht ganz freiwillig aus dem Verband ausgeschieden. Denn es gibt einen Arbeitsstreit. Laut Informationen von salto.bz stehen vonseiten Fricks finanzielle Forderungen an den Verband in Höhe von 300.000 Euro im Raum. Auch eine mögliche Klage steht im Raum. „Ich möchte darüber nicht reden“, sagte Frick mehrmals zu salto.bz.

Christoph Baurs Auswahl ist ein strategisch geschickter Schachzug. Mit Werner Frick hat der Bozner Vizebürgermeister eine Mann an seiner Seite, der quer durch die Sprachgruppen akzeptiert und geschätzt wird. Vor allem aber ist Frick in Sachen Handelspolitik eine Art wandelndes Lexikon.
Gerade dieses Feld – mit Benko, Aspiag und Twenty – wird auch eines der heißesten Schlachtfelder in der laufenden Legislatur sein. Beurteilt man die Ernennung nach diesem Gesichtspunkt, so dürfte der liberale Kurs der bisherigen Gemeindeverwaltung zu Ende gehen.
Für Werner Frick erfolgt der Einstieg in die Bozner Stadtpolitik in eine vertrauten Umfeld. Obmann der Bozner SVP ist ausgerechnet Dieter Steger. „Das war eine Entscheidung von Christoph Baur“, dementiert Steger gegenüber salto.bz das Gerücht, dass er der Architekt dieser Personalentscheidung sei. Der amtierende SVP-Fraktionssprecher im Landtag macht aber keine Hehl daraus, dass er diese Personalentscheidung sehr begrüßt. Sicher ist, dass sich mit der Ernennung jetzt ein Kreis schließt.
Eine Frage aber wird bleiben: Wer ist am Bozner Hof am Ende der Bauer und wer der Knecht?