Sympathien für Matteo Salvini hat die Turiner Anwältin Alessandra Riccardi schon öfter durchschimmern lassen. Am Dienstag vollzog die Senatorin den Parteiwechsel von der Fünf Sterne- Bewegung zur Lega. Damit verliert die Regierung Conte ihre absolute Mehrheit im Senat. Gleichzeitig kehrte auch in der Kammer die Abgeordnete Alessandra Ermellino dem M5S den Rücken und wechselte in die gemischte Fraktion. Ihre Begründung: "Il movimento è diventato uno spazio privo di confronto e competenza, dove il rispetto delle regole e dei valori, che ci avevano illusi che un cambiamento fosse finalmente possibile, sono state calpestate dalle aspirazioni personali." Einige Parlamentskollegen verweisen auf einen anderen Beweggrund ihrer Entscheidung: "È in ritardo con le restituzioni – ferma a giugno 2019." In Kammer und Senat haben bereits 34 Parlamentarier die Bewegung verlassen. Und
bereits in wenigen Tagen will das Schiedsgericht bis zu zehn Parlamentarier ausschliessen, die ihre Pflichtbeiträge nicht bezahlt haben. In der Bewegung der selbsternannten Weltverbesserer zeigen sich wachsende Animositäten und bedrohliche Risse. Nicht nur in der Basis, sondern auch an der Spitze. Davide Casaleggio, Sohn des Mitbegründers, nimmt Alessandro Di Battista in Schutz, der sich um die Führung der Bewegung beworben hatte und von Beppe Grillo abgekanzelt worden war. Während Casaleggio Di Battista zum alleinigen Vorsitzenden der Bewegung machen will, schlägt sich Beppe Grillo für ein Team - eine Art Politbüro.
Im Partito Democratico beobachtet man den Streit mit wachsender Sorge. Dort wächst die Besorgnis darüber, dass die Bewegung bei den bevorstehenden Regional- und Gemeindewahlen ein Bündnis mit dem PD verweigert. Parteichef Zingaretti: "Rischiamo di regalare mezza Italia a Salvini." In Ligurien, wo schon lange an einer Allianz gebastelt wird, tritt man auf der Stelle. In Venetien, Ligurien, Apulien und in den Marken liegt das Rechtsbündnis in Umfragen klar vorne.
Der Streit an der Spitze belastet das Klima in der Bewegung zusehends. Eine Einigung zwischen den Fronten ist nicht in Sicht. In der Regierungskoalition wächst gleichzeitig auch die Kritik an Premier Conte: zu viele Ankündigungen, zu wenig konkrete Taten.