Politics | Cyberangriff

IT-Community fordert Transparenz

Ein Cyberangriff beeinträchtigt Systeme des Bevölkerungsschutzes. Experten fordern nun Transparenz und klare Sicherheitsstandards.
christoph moar
Foto: Manuela Tessaro
  • Der Bevölkerungsschutz und die Landesregierung kommunizierten, dass ein Cyberangriff für die heutigen Ausfälle mehrerer kritischer Systeme des Südtiroler Bevölkerungsschutzes inklusive Notruf- und Verkehrsinfrastruktur verantwortlich wäre. Gleichzeitig wirft der Umgang mit dem Angriff drängende Fragen auf – insbesondere zur Kommunikation mit der Öffentlichkeit und zur Einbindung der IT-Community. Dabei wäre Transparenz nun entscheidend, wie Informatiker und IT-Experte Christoph Moar betont.

     Im Falle von Cyberattacken sei es nämlich essenziell, rasch und transparent zu informieren, so Moar. Das richtige Instrument dafür sei ein sogenannter Incident Report. Dabei handelt es sich um einen strukturierten Bericht, der nicht nur die eigene Reaktion nachvollziehbar nach außenhin kommuniziert, sondern auch andere Organisationen warnt und auf Grundlage der mitgeteilten Erfahrungen gezielte Schutzmaßnahmen fördert. Denn in vielen Fällen zielen Angreifer nicht auf einzelne Institutionen, sondern auf ganze Sektoren oder Regionen. „Idealerweise wird der Incident Report fortlaufend aktualisiert – etwa im Stunden- oder Tagesrhythmus –, sobald neue Erkenntnisse vorliegen“, so Moar. Dies gehöre zum Mindeststandard professioneller Sicherheitskommunikation und verhindere Folgeangriffe.

     Ebenso mahnt der IT-Experte, dass auch die gründliche Nachbereitung zu den Sicherheitsstandards gehört: „Nach Abschluss der Wiederherstellungsarbeiten folgt in der Regel ein sogenannter Post Mortem-Bericht.“ Beim Post Mortem handle es sich um einen technischen Abschlussbericht, der den technischen und zeitlichen Ablauf des Angriffs, die Reaktion darauf und mögliche strukturelle Schwachstellen offenlegt.

     

    „Nur durch Transparenz und Zusammenarbeit kann ein wirksamer Schutz vor künftigen Angriffen aufgebaut werden.

     

    Nach Angaben von RAI-Südtirol kam es parallel zu den Vorkommnissen im Rechenzentrum der ehemaligen Brennercom - heute Teil des Mailänder Unternehmens Retelit - in Bozen ebenfalls zu Stromausfällen. Dies sorgte unter anderem für einen stundenlangen Ausfall des prominentesten Kunden: Die Seite des Online-Portals Stol.it. Allerdings werden auf der Homepage von Brennercom keine Ausfälle dokumentiert: „all systems are operational“.

    Das Ziel sei dabei Erkenntnisse zu teilen und andere Organisationen auf Folgeangriffe oder ähnliche Bedrohungen vorzubereiten. Ein wesentliches Procedere zur Stärkung kollektiver Resilienz gegenüber Cybergefahren, so Moar. „Gerade in einer engagierten Community wie der Südtiroler InfoSec-Szene besteht ein hohes Interesse daran, dass mutmaßliche Angriffe offen und nachvollziehbar dokumentiert werden. Nur durch Transparenz und Zusammenarbeit kann ein wirksamer Schutz vor künftigen Angriffen aufgebaut werden.“ Ein kritisches Licht fällt also vor diesem Hintergrund auf den eingeschränkten Informationsfluss rund um den aktuellen Cyber-Angriff auf den Bevölkerungsschutz.