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Wem gehören die Berge?

Unter dem Titel „Südtirol – Eine Elegie“ stand die ARUNDA-Ausgabe Nr. 9 von 1979, verfasst vom gebürtigen Bozner Autor und Kunstkritiker Kristian Sotriffer (1932 – 2002)
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Eine Mischung zweier Tonarten erkannte Sotriffer, der seit 1957 in Wien lebte, in seinem Buch. Eine Tonart mit Bildern einer intakten Kulturlandschaft und eine kritische Tonart, die aufzeigt, wo Fehlentwicklungen stattgefunden haben. Dadurch wurde dieses Buch zu einem Meilenstein in der meist schönfärberischen Südtirol-Literatur. „Wem gehören die Berge?“ ist eines der Themen, das ich hier auszugsweise wiedergebe.

Ein Bergvolk ist von seinen Bergen getrennt nicht recht vorstellbar. In sie treibt es bekanntlich jeden wieder zurück, der sich in der großen Welt umgesehen hat. In ihnen fühlt er sich zu Hause und geborgen, in ihnen empfindet er den „Gleichklang der Natur“. Die Berge sind aber auch für andere etwas Schönes, das sie in Rudeln aufsuchen und sich zu diesem Zweck nur noch in geringem Maß der eigenen Beine bedienen.

Wer die Berge liebt, um ihre Sockel auf Wiesen und durch Hochwälder wandert, als Kletterer in ihre Flanken einsteigt oder die im Eis erstarrten Gipfel zu erreichen sucht, wird auch ohne ideologischen Hintergrund Freude und Genugtuung an solchem Tun empfinden können.

Gesetzt den Fall, die Berge wären noch das, was sie einmal waren, als man sich ihnen noch mit einigem Respekt zu nähern und sich nicht um ihren Charakter zu bringen versuchte, indem man sie nur noch als zu nutzende Objekte einzuschätzen und als eine Art von Konsumgut zu häuten begann, gesetzt also den Fall, in den Bergen könnte man noch auf sich selbst treffen und nicht auf all die vielen, die mit der selben Seilbahn hochgezogen worden sind: Sie müssten vor den vielen Sprüchen um die Bergwelt erröten – in Südtirol tun sie 's bekanntlich vor allem in den Dolomiten.

Wem gehören die Berge?

Als im 19. Jahrhundert im Zuge der Erschließung von den Alpen als einem Tummelplatz Europas gesprochen worden war, hat wohl kaum jemand erahnen können, dass dies eine schreckliche Prophezeiung war. Aus den Tummelplatz ist ein Rummelplatz geworden, vor allem im Winter, und man wird nicht mehr ruhen wollen, ehe nicht auch noch Stück freier Bergnatur von Gestängen und Drähten besetzt wurde. Zwischen Religion und Leistungssport stehend scheint die Bergsteigerei an einem Wendepunkt angelangt zu sein, so hört man aus Fachkreisen. Vielleicht versteht sie darunter, dass man sich Bergen auch wieder ganz normal und ohne Stimulanzien aller Art annähern könnte? In Südtirol scheint dies schwierig geworden zu sein, auch ohne die Heroisierung des Dolomiten-Krieges, der ja in diesem Bereich bekanntlich einem tragischen Bruderkampf gleichgekommen war und der noch nicht wirklich beendet erscheint. Womit auch erklärt wird, warum die Berge in Südtirol nicht einfach Berge sind; sie erschienen mitbelastet von jenen, die um sie nicht nur zu Herz-Jesu-Feiern den Tiroler Mythos legen.

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