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Eine Klappe, die Leben retten kann

In Südtirol gibt es keine Babyklappen, wo Neugeborene anonym abgegeben werden können. Das soll sich ändern, fordern die Freiheitlichen mit einem Beschlussantrag.
Babyklappe in Hamburg
Foto: commons.wikimedia.org/NordNordWest

Die Nachricht hat vergangene Woche für viel Bestürzung in Südtirol und über die Landesgrenzen hinaus gesorgt. Bei einem Spaziergang fanden deutsche Urlauber in Lana am Montag (16. September) die Leiche eines Babys. Die Frau, die von den Ermittlern als Mutter ausgemacht wurde, sitzt im Bezirksgefängnis von Trient. Sie wird verdächtigt, ihr Neugeborenes vorsätzlich getötet zu haben. Ermittelt wird gegen die 25-Jährige auch wegen des Straftatbestands des Verbergens einer Leiche.

Der aktuelle Vorfall regt zum Nachdenken an. “Es gilt darüber nachzudenken, ob man die Babyklappe nicht auch in Südtirol einführt”, meinte der Gynäkologie-Primar am Meraner Krankenhaus, Herbert Heidegger, vergangene Woche in einem Interview mit der Tageszeitung. In zahlreichen Ländern, darunter auch Deutschland und Österreich, haben Mütter in Not die Möglichkeit, Neugeborene anonym über eine Klappe in ein Wärmebett zu legen. Sobald die Klappe geschlossen ist, wird automatisch Hilfe herbeigerufen, so dass das Kind versorgt werden kann. Viele Einrichtungen hinterlegen in der Klappe – meist mehrsprachiges – Informationsmaterial, in dem der betroffenen Mutter eine anonyme Beratung angeboten wird.

Das soll nun auch in Südtirol möglich sein, greifen die Freiheitlichen den Gedankenanstoß von Herbert Heidegger auf. Mit einem Beschlussantrag fordern Ulli Mair und Andreas Leiter Reber im Landtag die Einführung von Babyklappen im Land. “Werdende Mütter können mit psychischen Extremsituationen konfrontiert werden, die das Kindswohl gefährden. Frauen sehen sich außerstande, die Mutterschaft zu übernehmen und geraten in Konfliktsituationen”, schicken die Freiheitlichen voraus.

 

Frauen könnten in Südtirol ihr Kind zwar anonym, also ohne namentlich aufzuscheinen, im Krankenhaus zur Welt bringen und unmittelbar zur Adoption freigeben, “dennoch kann es vorkommen, dass Schwangerschaften verschwiegen werden und die Geburt ohne Beistand durchgeführt wird”, heißt es in dem Beschlussantrag weiter. Mit der Babyklappe “soll eine anonyme Möglichkeit geschaffen werden, um das Aussetzen von Neugeborenen oder deren Tötung zu vermeiden. Im Zweifelsfall kann sie eine lebensrettende Maßnahme sein.”

In diesem Sinne möchten die Freiheitlichen die Landesregierung auffordern, “sämtliche verwaltungstechnischen Schritte in die Wege zu leiten, um eine zu bestimmende Anzahl an Babyklappen einzuführen, die es Müttern in Not erlauben, ihr Neugeborenes anonym abzugeben” und in einem zweiten Schritt im Sanitätsbetrieb und anderen öffentlichen Einrichtungen Informationsmaterial für Frauen zur Schwangerschaftskonfliktberatung und Babyklappen aufzulegen.