An der Grenze

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„Lorenzo Vianini hat nun eine erste Staffel produziert“, sagt Michaela Oberhuber von Geschichte und Region / Storia e regione zum heute (gemeinsam mit dem Center Autonomy Experience) lancierten Podcast Shifting Borders. Dieser erhebt den Anspruch, „die Grenzen der Provinz zwischen Vergangenheit und Gegenwart“ in mehreren Episoden zu erkunden und sich dabei mit „sprachlichen, räumlichen, sozialen und geschlechtsspezifischen Grenzen“ auseinanderzusetzen. Ziel sei es, den Blick zurückzuwerfen, „um neue Perspektiven auf die Gegenwart zu gewinnen.“
Die erste Folge von Shifting Borders erscheint heute und ist auf allen gängigen Podcast-Plattformen verfügbar. Die weiteren Episoden folgen im Zweiwochenrhythmus bis in den November hinein.
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Der Podcastmacher: Geboren 1993 in Bozen. Bachelor in Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen in Trient; Master in „Zeitgeschichte und Medien” an der Universität Wien. Derzeit Doktorand an der Universität Urbino „Carlo Bo” mit einem Projekt über die Erinnerungskulturen Südtirols. Forschungsbereiche: Politik und Erinnerungskulturen, Geschichte des Faschismus und des Widerstands, Zeitgeschichte Südtirols. Foto: Geschichte und Region/Storia e regione
„Wenn Historikerinnen und Historiker mit einer Zeitmaschine reisen könnten – welche Zeit und welchen Ort würden sie wählen?“ Diese Frage bildet den zentralen Ausgangspunkt des Projekts bzw. „des Gedankenexperiments“, wie die Macherinnen und Macher die Pilotfolge nennen. Vianini geht dieser Frage nach und spricht mit Expertinnen und Experten über „die vielfältigen Dimensionen von Grenzen in der Geschichte“. Begleitet wird er von den Stimmen von Adina Guarnieri, Giada Noto und Franziska Cont, die als Sprecherinnen das zweisprachig angelegte Format "mit"-gestalten. Jede Folge enthält ein Interview auf Deutsch und eines auf Italienisch, ergänzt durch kurze Zusammenfassungen in der jeweils anderen Sprache, um die Verständlichkeit zu erhöhen. In der ersten Ausgabe sind Hans Heiss und Giuseppe Albertoni zu Gast – beide waren an der Gründung von Geschichte und Region / Storia e regione vor über dreißig Jahren beteiligt. In der jeweils für rund 20 Minuten konzipierten Episode erinnern sie an die Anfänge, die Aufbruchsstimmung der 1990er-Jahre sowie an die Herausforderungen, mit denen sie konventionelle Denkmuster in der Südtiroler Geschichtsschreibung aufbrechen wollten.
Die Podcast-Reihe ist inhaltlich gut und klug gemacht und gestaltet. Audiotechnisch gibt es hingegen noch ein wenig Luft nach oben.
Die weiteren Folgen widmen sich Themen wie den Frauen an der Wende zur Moderne und in der Gegenwart, den Ambivalenzen der Modernisierung in Alpengebieten, der demografischen Entwicklung in Trentino-Alto Adige/Südtirol und Tirol sowie der Verschiebung der Grenze zwischen Mensch und Natur. Zum Abschluss wird die Frage nach Erinnerungskulturen behandelt – und warum die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zunehmend verschwimmen. Die erste Folge von Shifting Borders erscheint heute und ist auf allen gängigen Podcast-Plattformen verfügbar. Die weiteren Episoden folgen im Zweiwochenrhythmus bis in den November hinein. Teilweise knüpfen die Podcastfolgen an die Themen der Zeitschrift an. So kommen demnächst auch die Herausgeberinnen und Herausgeber des Bandes Die Alpen – Modernisierung und Ressourcen / Le Alpi – modernizzazione e risorse, Sebastian De Pretto und Alice Riegler, zu Wort und berichten über ambivalente Transformationsprozesse sowie den Ausbau von Infrastrukturen im späten 19. Jahrhundert. Das Heft untersucht vier Alpenländer und zeigt anhand von fünf regionalen Fallstudien die widersprüchlichen Entwicklungen der Modernisierung, die neben finanziellem Gewinn und infrastrukturellem Ausbau immer wieder auch mit kulturellen und ökologischen Verlusten sowie sozialem Scheitern verbunden waren. Die Podcast-Reihe ist inhaltlich gut und klug gemacht und gestaltet. Audiotechnisch gibt es hingegen noch ein wenig Luft nach oben.
Nichtsdestotrotz lohnt sich das Reinhören – heute und dann wieder in zwei Wochen.Weitere Informationen:
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