Ausweg Nösslachjoch?

„Das Bundesland Tirol errichtet mit Sicherheit überhaupt keine Windkrafträder. Das Land arbeitet an einem Kriterienkatalog dafür, wo Windkraftnutzung raumordnerisch möglich wäre“, sagte Gebi Mair vor knapp zwei Wochen im salto-Interview. Der Klubobmann der Tiroler Grünen reagierte auf einen salto-Bericht zu den Nordtiroler Windplänen.
In dem Bericht „Eigentor am Brenner“ war enthüllt worden, dass es seit Ende Juli 2014 den „Raumordnungsplan Windenergie in Tirol“ gibt. Der Plan soll demnächst in der Nordtiroler Landesregierung behandelt werden. Ausgearbeitet von einer sechsköpfigen Steuerungsgruppe und zehn amtsinternen und auswärtigen Experten, legt die Studie auch das Windpotenzial in Tirol dar. Wörtlich heißt es in dem Plan: „Unabhängig vom jeweiligen Bezirk werden energiewirtschaftlich nutzbare Windpotenziale in Tirol jedoch erst ab einer Seehöhe von etwa 1.800 m erreicht“. Errechnet haben die Experten, dass Dreiviertel des Windpotenzials südlich des Inntales und Innsbruck liegt. Die optimale Lage: 35 Prozent Hangneigung und über 2.000 Meter Höhe.
Wohin die Reise damit gehen könnte, zeigt das Titelbild der Studie. Auf den Bergkamm zwischen dem Sattelberg und dem Steinjoch sind elf Windräder eingezeichnet. Der 2115 Meter hohe Sattelberg hätte die besten Voraussetzungen.
Dieser Bericht hat sofort die Tiroler Grünen auf den Plan gerufen. Klubobmann Gebi Mair versichert, dass das ganze eine Erfindung sei. „Es wird keine Windräder am Sattelberg geben“, sagt der Tiroler Grüne.
Der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher sieht das aber anscheinend etwas anders. Auf eine Landtagsanfrage der Südtiroler Grünen antwortet er auf die Frage: „Was geschieht am Sattelberg?“:
„Es wurde vor kurzem von der Nordtiroler Landesregierung ein Entwurf des Raumordnungsplanes „Windenergie in Tirol“ erarbeitet, nach dem rund Dreiviertel des Windkraftpotenzials Tirol in der Gegend zwischen Innsbruck und den Brenner angesiedelt sei. Es handelt sich dabei zur Zeit um den Beginn eines Planungsprozesses, der in seiner fortgeschrittenen Phase, auf jeden Fall der Anwendung der internationalen und gemeinschaftlichen UVP-Prüfung von Plänen oder Projekten mit grenzüberschreitenden Auswirkungen unterworfen ist.“
Die Tatsache, dass der römische Staatsrat den Landesregierungsbeschluss zu Errichtung eines Windparks am Brenner, nach einem Rekurs der beiden Tiroler Alpenvereine auch mit dem Hinweis annulliert hat, dass die österreichischen Bedenken zu wenig berücksichtigt wurden, könnte damit zu einer absurden Situation führen. Auf der Südtiroler Seite des Brenners werden keine Windräder errichtet. Dafür entstehen diese jetzt auf der Nordtiroler Seite.
Alternative Nöslachjoch?Das Hauptargument auch auf Nordtiroler Seite gegen einen möglichen Windpark am Sattelberg ist die Tatsache, dass das Gebiet zwischen Sattelberg und Steinjoch unter Landschaftsschutz steht. Es ist aber eine durchaus überwindbare Unterschutzstellung.
Zum einen beginnt der unter Schutz gestellte Teil genau am Sattelberg. Die Frage wird jetzt sein, ob im ungeschützten Teil des Berges in Richtung Brennerpass Platz genug für einen Windpark ist.
Vor allem aber gibt es in dem Gebiet einen Bergkamm der von der Unterschutzstellung ausgeklammert ist. Direkt hinter dem Sattelberg in Richtung Norden liegt am Nösslachjoch jener Standort, der vom Windaufkommen ebenfalls für einen Windpark geeignet ist. 2231 Meter hoch und nur weniger Kilometer Luftlinie vom Sattelberg und von der Staatsgrenze entfernt.
Genau hier könnte der alternative Standort liegen an dem jene Windräder errichtet werden, die man am Sattelberg nicht bauen darf.