Economy | Koncoop

Nachhaltiges Einkaufen aus Überzeugung

Klaudia Resch und Roland Morat brennen seit über 15 Jahren für Koncoop, ein lokales Unternehmen, das Kund*innen ein Mitspracherecht gibt und Nachhaltigkeit fördert.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: ©Koncoop

von Daniela Halbwidl

Salto.bz: Herr Morat, was begeistert Sie an der Idee von Koncoop?
Roland Morat: Die Begeisterung für den Genossenschaftsbereich wurde mir praktisch in die Wiege gelegt. Ich bin von klein an damit aufgewachsen, weil die Hofproduktion meiner Eltern in Salurn im Konsumverein verkauft wurde und auch wir kauften dort ein. Es steckt also eine gewisse Familientradition dahinter. Bisher habe ich praktisch meine ganze Karriere im Genossenschaftsbereich gemacht und bin fast seit Beginn der Geschäftsführer der Genossenschaft Koncoop. Was mich daran begeistert ist das Engagement fürs Lokale und Soziale und die Zusammenarbeit im größeren Sinne einer Genossenschaft.

Sie sind seit der ersten Stunde dabei und haben das Projekt bei seiner Entstehung und seinem gesamten Wachstum beobachtet, Frau Resch. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Klaudia Resch: Ich bin Mitglied des Verwaltungsrates und war zum Zeitpunkt der Gründung von Koncoop eine Mitarbeiterin bei Legacoopbund. Es war in der Tat sehr spannend die Gründung mitzuerleben und mitzugestalten, unter anderem auch weil die Gründung der Konsumgenossenschaft Koncoop von den Genossenschaftsverbänden ConfCooperative und Legacoopbund, von den Gewerkschaften, vom Bauernbund und von der Verbraucherzentrale vorangetrieben wurde. Die Idee war es, ein lokales Unternehmen zu gründen, das neben den nationalen und internationalen Playern eine tiefe Verankerung in der Bevölkerung hat und Konsument*innen mitbestimmen lässt, wie und woher sie ihre Lebensmittel beziehen und wie diese produziert und vermarktet werden.
Roland Morat: Wir waren damals Vorreiter. Die Begeisterung war so groß, dass wir 2005, also noch bevor die erste Geschäftsstelle 2006 eröffnet wurde, bereits 3.000 Mitglieder hatten.
 

 

Welche Ziele verfolgt Koncoop und wie können Konsument*innen diese mitbestimmen?
Klaudia Resch: Die Strategie der Genossenschaft kann von den Mitgliedern in der Vollversammlung mitbestimmt werden. Dort werden große Entscheidungen z.B. über neue Geschäftsideen getroffen und auch der Verwaltungsrat gewählt. Besonders wichtig ist uns der Nachhaltigkeitsaspekt, und zwar auf mehreren Ebenen, sei es hinsichtlich Umwelt, Sozialem als auch Tierrechte. Wir haben sehr viele lokale und biologische Produkte im Sortiment. Während wir früher Verträge mit den einzelnen Bauern abschließen mussten, gibt es nun Bio Alto Südtirol, von dem wir auch Gründungsmitglied sind. Das ist eine Genossenschaft, die lokale Bio-Produkte vertreibt und mit der wir uns abstimmen können. 

Mit lokalen, fairen und biologischen Produkten sprechen Sie eine gehobene Zielgruppe an. Funktioniert das in Zeiten wie diesen?
Klaudia Resch: Es funktioniert, ja, aber die sinkende Kaufkraft ist ein Problem. Eine Antwort darauf sind die Coop-Produkte, die gute Qualität zu fairen Preisen bieten. Hier unterschieden wir uns von anderen in der erhöhten Transparenz. Wir sind seit jeher darauf bedacht die Nachverfolgbarkeit und Qualität unserer Produkte zu garantieren. Und wir bauen langfristige Beziehungen mit den Produzenten und Bauern auf und können dadurch Qualität garantieren. Denn mit dieser Planungs- und Absatzsicherheit können die Bauern besser arbeiten.

 

Wer sind Ihre Kunden?
Roland Morat: Unsere Stammkundschaft und Mitglieder, sind vor allem jüngere Familien, die Wert auf einen nachhaltigen Konsum legen. Und genau das ist unsere Ambition. Wir stehen für gewisse Werte und wollen die Gesellschaft zu einem ethischen Konsumverhalten inspirieren und animieren. Viele unserer Kund*innen, auch jene im älteren Geschäft am Bozner Boden, selektieren die Anbieter sehr genau. 
Klaudia Resch: Und gleichzeitig gibt es Menschen, die sich finanziell schwertun und günstige Lebensmittel brauchen. Wir sind überzeugt, dass auch günstige Lebensmittel eine gewisse Qualität aufweisen müssen und sollen. Es ist ein Spagat zwischen Bio, Fair Trade und Lokal einerseits und günstigen Produkten andererseits. Mit Discountern können wir nicht mithalten, wir sind nicht einfach nur billig. Das ist auch nicht unser Anspruch. Wir sind günstig und das Verhältnis zwischen Preis und Leistung stimmt bei uns. Hochwertige Qualität zu fairen Preisen, das ist unsere Ambition. Unser Vorteil ist, dass wir - der Natur der Genossenschaft entsprechend - primär auf das Wohl unserer Mitglieder achten können und nicht bloß auf die Gewinnmaximierung.

Wie nachhaltig agiert Koncoop?
Roland Morat: Wir handeln aus intrinsischer Überzeugung nachhaltig. Wir arbeiten als Konsumentengenossenschaft für unsere eigenen Konsument*innen. Eine normale Handelskette denkt u.a. wegen gewinnbringender Haltung an Tierwohl und dergleichen. Wir hatten und haben auch hier seit jeher eine Vorreiterrolle inne, denn wir gehen die Dinge einfach anders an. Wir haben beispielsweise auch vor 20 Jahren kein Foie gras verkauft und damals war das im öffentlichen Diskurs noch gar nicht Thema. 
Klaudia Resch: Um weitere Beispiele zum Tierschutz zu nennen: Es ist mittlerweile leider trauriger Usus geworden, männliche Küken direkt nach dem Schlüpfen zu schreddern. Coop hingegen kauft keine Eier von Betrieben, die das tun. Außerdem sind wir gegen die Haltung von Hühnern in Legebatterien und vermarkten nur Freilandeier. Ein großes Thema ist auch die Fischzucht. Bei uns gibt es nur Fisch, dem in den letzten 3 Monaten, bevor er auf den Markt kommt, keine Antibiotika verabreicht wurden. Wir bemühen uns auch Konsument*innen dazu zu erziehen nachhaltig und intelligent zu konsumieren. Wo beispielsweise gutes Leitungswasser vorhanden ist, rufen wir dazu auf dieses auch zu trinken und kein Wasser in Plastikflaschen zu kaufen. 

Welche weiteren Projekte stehen derzeit auf dem Programm?
Roland Morat: Woran wir vermehrt arbeiten wollen, ist es, die Werte und die Wertigkeit der Coop-Produkte aufzuzeigen. Es sind günstige Produkte mit hoher Qualität. Das wollen wir noch stärker nach außen kommunizieren.
Klaudia Resch: Und es ist uns wichtig, dass wir als lokales Unternehmen wahrgenommen werden. Manche denken, wir seien eine Filiale der Coop auf nationaler Ebene. Das sind wir gerade nicht. Wir sind ein lokale Genossenschaft, unsere Geschäfte gehören den über 6.700 Südtirolerinnen und Südtirolern, die Mitglied der Koncoop sind.
 

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Dietmar Nußbaumer Tue, 12/13/2022 - 20:12

Tolle Initiative, genau so sollte es sein. Ich kenne die Geschäfte nicht, werde sie mir aber in nächster Zeit anschauen. Aus ähnlichem Grund kaufe ich im Dorfladen und nicht beim Discounter ein.

Tue, 12/13/2022 - 20:12 Permalink