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Styx. Genau so ist es

Die Kolumne geht heute ins Kino. Weil sie muss. Weil ich muss.
Diesmal werde ich privat, schreibe nicht über Riesenräder und Christkindlmärkte, BlackFridays und Koalitionen, Kinderhorte und Gewalt an Frauen, obwohl alles miteinander und mit meinem Thema zu tun hätte. Heute muss ich über einen Film schreiben, weil ich als Freiwillige mit Geflüchteten arbeite. 
„Styx“ von Wolfgang Fischer trägt den Namen jenes Flusses, über welchen Charon einst die Toten in die Unterwelt ruderte, wenn sie den Obolus bezahlt hatten - auch die Antike hatte ihre Schlepper. In „Styx“ ist Notärztin Rike im Segel-Solo nach Ascension Island unterwegs. Bewundernswert gut kommt sie mit Einsamkeit, Unwetter und sich selbst zurecht. Dann trifft sie auf ein havariertes Fischerboot, von dem Menschen um ihr Leben betteln.
Vergnügungskino ist das keines. Dafür aber großes Kino. Und notwendig.
Und plötzlich brechen für Rike alle Gewissheiten weg. Im Kino wird es ganz ohne Spezialeffekte richtig spannend. Viel Meer, viele Fragen und Dilemmata. Umdrehen und in den „wohlverdienten“ Urlaub weitersegeln oder hinschauen und da sein, wenn es um Leben und Tod geht?
Wer verstehen möchte, wie sich ernst zu nehmende Arbeit mit Geflüchteten anfühlt, gehe zu „Styx“. Selten habe ich einen Film gesehen, der ohne rhetorische Ausritte so präzise und schlicht auf den Punkt bringt, was Sache ist. Vergnügungskino ist das keines. Dafür aber großes Kino. Und notwendig.
„Genau so ist es“, murmle ich vor mich hin, als ich nach dem Kino zum heimatlichen Diwan eile. Aber „Styx“ lässt mir keine Ruhe.
Zu sehen nur noch am 1. und 2. Dezember in Kaltern.