Chinas wachsender Einfluss in Afrika
Über Jahrzehnte verfolgte China in Afrika das Ziel politische Verbündete zu gewinnen, erst mit dem starken Wirtschaftswachstum seit den 1980iger Jahren wurden wirtschaftliche Ziele relevant. Afrika ist mit seiner stark wachsenden Bevölkerung ein wichtiger Exportmarkt für China. Der afrikanische Kontinent ist reich an Rohstoffen und Bodenschätzen, wie Erdöl, Erdgas, Uran, Gold, Diamanten, Eisenerz, Kupfer, Kobalt etc. und somit ein wichtiger Rohstofflieferant für China. Nach dem Mittleren Osten ist Afrika der zweitgrößte Erdöl-Lieferant Chinas.
2000 gründete China die China-Afrika-Kooperation (FOCAC), der 44 afrikanische Länder und 17 internationalen Organisationen angehören. Alle 3 Jahre findet ein FOCAC–Gipfeltreffen statt, wobei es um wichtige Themen der Zusammenarbeit geht, wie Infrastrukturentwicklung, Industrialisierung, Modernisierung der Landwirtschaft, finanzielle Kooperation, Unterstützung von Handel und Investment, Armutsbekämpfung, öffentliche Gesundheit, personellen Austausch sowie um Zusammenarbeit für Frieden und Sicherheit. Im Unterschied zu westlichen Staaten, verfolgt China den Grundsatz der Nichteinmischung in Regional- und Innenpolitik der afrikanischen Staaten und stellt keine Fragen zur Regierungsführung oder Menschenrechtslage.
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China investiert Milliarden in Afrika
Peking investiert Milliardensummen in Straßen, Eisenbahnen, Flughäfen, Hafenanlagen, Kraftwerke, Raffinerien, Staudämme und andere Infrastrukturprojekte, aber auch in Fertigungsbetriebe und in die Landwirtschaft. Sehr hohe Investitionen fließen auch in den Rohstoffsektor (Erdöl, Gas und Erze). In den letzten Jahren hat China auch Projekte im Technologiesektor (z.B. Mobilfunk- und Internetsektor) finanziert und fördert so die Modernisierung der afrikanischen Volkswirtschaften. Zwischen 2000 und 2017 haben die chinesische Regierung, chinesische Banken und Konzerne 146 Milliarden US-Dollar Kredite an afrikanische Staaten und staatliche Unternehmen vergeben*.
China spielt eine wichtige Rolle beim Ausbau des afrikanischen Verkehrsnetzes und trägt so zur regionalen Integration des Kontinents bei. So wurde zum Beispiel 2019 eine 4300 km lange Bahnlinie, welche die Pazifik- mit der Atlantikküste verbindet und von Dar es Salaam in Tansania über Sambia nach Lobito in Angola führt, fertiggestellt. Im Zusammenhang mit Chinas Projekt der „Neuen Seidenstraße“, die auch den Afrikanischen Kontinent mit China besser vernetzen soll, sind umfangreiche Infrastruktur-Projekte, vor allem in Ostafrika bereits im Bau oder geplant.
Billige chinesische Landwirtschafts- und Baumaschinen haben dazu beigetragen, dass sich Millionen Menschen in Afrika eine Existenzgrundlage schaffen konnten. Als Antwort auf die steigenden Lohnkosten in China verlagern chinesische Firmen Teile ihrer Produktion auch in afrikanische Länder. Laut Schätzungen der Unternehmensberatung McKinsey sind inzwischen mehr als 10.000 chinesische Firmen in Afrika tätig und beschäftigen mehrere Millionen Afrikaner.
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Chinas Handel mit Afrika nimmt kontinuierlich zu
Der bilaterale Handel zwischen China und Afrika hat seit dem Beginn des neuen Millenniums stark zugenommen. Seit 2009 ist China der wichtigste Handelspartner Afrikas. Laut offiziellen Daten betrugen Chinas Exporte nach Afrika im Jahr 2019 113,2 Milliarden US-Dollar, während China Waren im Wert von 95,5 Milliarden US-Dollar aus Afrika importierte. China importiert hauptsächlich Rohstoffe und Edelmetalle wie Erdöl, Flüssiggas, Eisenerz, Kupfer, Gold, Kobalt etc. aus Afrika, während Afrika eine Vielzahl von Konsum- und Investitionsgütern, wie Hightech-Produkte, Smartphones, Textilien, Fahrzeuge und Maschinen aus China importiert. 2019 war Angola mit den Exportgütern Erdöl, Diamanten und Gas der größte Exporteur nach China, gefolgt von Südafrika (Eisenerz, Mangan, Gold, Kupfer, Aluminium etc.) und der Republik Kongo (Kobalt, Kupfer, Erdöl). Nigeria war im Jahr 2019 der größte Importeur chinesischer Waren, gefolgt von Südafrika und Ägypten.
Auf keinem anderen Kontinent ist Chinas wirtschaftliche Macht so gut sichtbar wie in Afrika. In den Städten zeigt die zunehmende Zahl chinesischer Supermärkte, Elektronikläden und Restaurants den steigenden Einfluss Chinas, auf dem Land sind chinesische Smartphones, Motorräder oder Fernseher omnipräsent. Chinesische Betriebe, vor allem in der Rohstoff- und Baubranche sind die größten ausländischen Investoren und Arbeitgeber.
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China engagiert sich auch militärisch in Afrika
Laut einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung und des China-Instituts Merics in Berlin baut China seine militärische Präsenz auf dem afrikanischen Kontinent stark aus und ist nach Russland der zweitgrößte Waffenlieferant Afrikas. Afrikanische Militärs werden in China ausgebildet und China entsendet verstärkt bewaffnetes Personal für UNO-Einsätze nach Afrika. "China versucht zu zeigen, dass es eine 'verantwortliche wichtige Macht' ist und will damit sein internationales Ansehen und seine Position stärken", so die Autoren der Studie.
Seit 2017 gibt es in Dschibuti, am Horn von Afrika, die erste chinesische Marinebasis außerhalb Chinas. Die strategisch wichtige Meerenge von "Bab al-Mandab" (arabisch: "Tor der Tränen") verbindet den Golf von Aden (Indischer Ozean) mit dem Roten Meer und ist eine der am meisten befahrenen Meeresstraßen der Welt und ein neuralgischer Punkt in der Schifffahrt auf dem Weg nach Europa. Ein Großteil der Handelsgüter zwischen Europa und Asien passiert diese Meeresenge. In der Vergangenheit hat es dort immer wieder Vorfälle von Piraterie gegeben, weswegen diverse Staaten dort Marine-Einheiten stationiert haben. Nicht zufällig hat China an diesem geopolitisch wichtigen Punkt eine Militärbasis** errichtet. Laut offiziellen chinesischen Angaben sollen dort Kriegsschiffe versorgt werden, die an humanitären Einsätzen vor den Küsten Jemens oder Somalias teilnehmen.
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Kritik an Chinas Afrika-Politik
Nicht alle in Afrika sehen Chinas Rolle nur positiv, Kritiker fürchten als Folge der hohen Investitionen und Kredite eine zunehmende Abhängigkeit von China. Zudem würden häufig Arbeitsrechte ignoriert, keine Rücksicht auf die Umwelt genommen und die lokalen Märkte würden mit chinesischen Produkten überflutet. China würde auch mit Autokraten zusammenarbeiten, solange es sich Zugang zu Afrikas Rohstoffen und Bodenschätzen sichern könne, kritisiert der südafrikanische Wirtschaftsexperte und Politologe William Gumede.
Auch westliche Länder sehen Chinas Engagement in Afrika mit Skepsis, es ist die Rede von einer chinesischen „Schuldenfalle“, afrikanische Staaten würden mit großzügigen Krediten in eine politische und wirtschaftliche Abhängigkeit von China gebracht werden. Bei Infrastrukturprojekten würden zu viele chinesische Arbeiter eingesetzt und so kaum Arbeitsplätze geschaffen.
Kritik gibt es auch an Chinas Käufen von landwirtschaftlichen Landflächen, (Land-Grabbing***), wodurch afrikanischen Bauern ihre Existenzgrundlage genommen und die Nahrungsmittelversorgung der eigenen Bevölkerung gefährdet werde. Bei aller zum Teil berechtigten Kritik vom Westen sollte nicht vergessen werden, dass auch europäische Länder und die USA bei ihrer Afrika-Politik in erster Linie ihre eigenen Interessen vertreten und nicht aus reinem Altruismus in Afrika investieren oder an afrikanische Staaten Kredite vergeben.
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Fazit
Chinas Afrikapolitik wird in erster Linie von wirtschaftlichen Interessen bestimmt, aber auch geopolitische Aspekte spielen eine Rolle. Die chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit ist für beide Seiten eine Win-Win Situation, auch wenn es Kritik an manchen Vorgehensweisen Chinas gibt. China investiert in Infrastruktur, in den Rohstoffsektor und in andere wichtige Projekte, stellt großzügige Kredite zur Verfügung und trägt so zum wirtschaftlichen Wachstum Afrikas bei, im Gegenzug sichert sich China einen stark wachsenden Exportmarkt und erhält Zugang zu wichtigen Rohstoffen. Chinas Afrikapolitik scheint für die afrikanischen Länder attraktiver zu sein, als die von Europa und den USA, da China besser auf die Bedürfnisse und Gegebenheiten der afrikanischen Staaten eingeht und sich nicht in die Innenpolitik der Länder einmischt.
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*Die Zahlen wurden von Forschern der US-amerikanischen Johns-Hopkins-Universität berechnet.
**In Dschibuti, am Horn von Afrika, befindet sich auch das Camp Lemonnier, eine sehr große US-Militärbasis, auch Frankreich, Spanien, Japan, die Türkei und Italien haben dort eine Militärbasis und deutsche Soldaten sind im Rahmen des multinationalen Marineverbands Operation Atalanta in Dschibuti stationiert. Aufgabe der Operation Atalanta ist, den Schutz der Schiffe des UNO-Welternährungsprogramms (WFP) sicherzustellen und die Piraterie zu verhindern, um die Schifffahrt zu schützen.
***Land-Grabbing: Staatliche oder private Investoren aus Industrie- und Schwellenländern sichern sich durch Direktinvestitionen und mittels langfristiger Pacht- oder Kaufverträge große Agrarflächen in Entwicklungsländern, um dort Nahrungsmittel oder Energiepflanzen für den Export, beziehungsweise für die eigene Nahrungs- oder Energiesicherung anzubauen.
China wurde über lange
China wurde über lange Zeiträume vom Westen missachtet, verachtet. Europa verschläft seit Jahren das, was China in Afrika einbringt. Unsere Politik ist leider kurzsichtig, die Chinas aber langfristig angelegt. An einem anderen Ort, an der Grenze zwischen Polen und Belaruss, lässt Europa Menschen verhungern, erfrieren, sterben und beschränkt sich scheinheilig auf Sanktionen gegen Lukaschenko. Syrer, Irakener, Afghanen fliehen vor dem Terror in ihren Heimatländern, um bei uns, nicht in Belaruss, endlich Frieden zu finden und wir spielen uns als Verteidiger der Menschenrecht auf...... Hierzu sind nicht zuletzt die christlichen Bistümer Polens und von ganz Europa zum helfenden Handeln verpflichtet ! Zuschauen macht schuldig !
In reply to China wurde über lange by Karl Trojer
Bravo Herr Trojer! Sehr guter
Bravo Herr Trojer! Sehr guter Kommentar.
Anton Zischka hat schon
Anton Zischka hat schon gleich nach dem 2. Weltkrieg „Afrika - als Europas Gemeinschaftsaufgabe Nr. 1“ erkannt und Ing. Vichi hat sich vor mehr als 30 Jahren für den Staatskonzern IRI mit dem Thema der Wasserüberleitung aus dem Kongo unter dem Namen “Transaqua“ befasst. Bei der Klimakonferenz in Rio wurde für die Realisierung von "Transaqua" zur Wasserüberleitung aus dem Kongobecken zum Tschadsee geworben, doch leider wurde dieses von den Staaten nicht aufgegriffen. Ich habe das Thema weiterverfolgt und habe mich mit der schiffbaren Wasserüberleitung aus dem Kongo zum Tschadsee, durch Sahel und Sahara zum Mittelmeer befasst und empfinde daher die Nutzung der Wasserkraft des Kongo am Abfluss zum Atlantik wegen der Trockengebiete nördlich des Kongobeckens heute als nicht mehr zeitgemäß, denn:
„Ein Quadrat von 700x700 km - die Fläche Frankreichs - nahe am Äquator könnte den Energiehunger der Welt stillen“ und die Fläche Österreichs den Strom für die Welt produzieren!! (Entnommen aus „Geht uns aus der Sonne“ von Hans Kronberger)
- Dazu ein markantes Beispiel: Am Äthiopischen Stausee „GERD“ mit ca. 1800 km² werden 2,5 m³ Wasser pro m² Seeoberfläche verdunsten, wodurch die Stromproduktion aus Wasserkraft sich bis zu 10 % reduzieren wird und natürlich weniger Wasser im Nil abfließt und Ägypten erreicht.
- Man könnte nun, um die Verdunstung zu meiden, die Seeoberfläche mit Photovoltaik abdecken und damit theoretisch etwa 400 TWh, also etwa das 20-fache der erwarteten Produktion dieses größten Wasserkraftwerkes von Afrika erzeugen und damit den Strombedarf z.B. Italiens mit erneuerbarer Energie decken, aber wichtiger wäre dort die Lösung des Konfliktes wegen des Nilwassers.
Darum sollte die „Große grüne Mauer“ mit einem Photovoltaikgürtel ergänzt werden und die Energie über den Kongo-Mittelmeer-Kanal nach Europa geleitet werden. An der großen Kreuzung Wasserstraße/Große Grüne Mauer (Photovoltaikgürtel) findet die Übergabe Energie/Wasser statt.
- Wasser des Kongo soll daher wie ein 2. Nil als Wasserstraße vom Kongo- in das Tschadbecken, durch Sahel und Sahara zum Mittelmeer führen und auf dem Wege Wüste erblühen lassen.