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Südtiroler Kammerspiele

Die Handelskammer steigt aus der IDM aus. Es ist ein Bruch zwischen Arno Kompatscher und Michl Ebner, der sich seit langem abzeichnet. Die Hintergründe.
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Foto: IDM
  • Es ist die „Südtiroler Wirtschaftszeitung“ (SWZ), die an diesem Freitag den "Scoop" gelandet hat. Unter dem Titel „Ebner ohne Geld: Kompatscher will alleinige Kontrolle der IDM“ schreibt SWZ-Redakteur Heinrich Schwarz: „Zwischen Landeshauptmann Arno Kompatscher und Handelskammer­präsident Michl Ebner könnte es zum Machtkampf kommen: Weil die Handelskammer rote Zahlen schreibt und sich die Mitfinanzierung der IDM nicht mehr leisten kann, will Kompatscher die alleinige Kontrolle.“
    Es dauert nur wenige Stunden, da kommt die offizielle Bestätigung. In einer kurzen Presseaussendung bestätigt die Handelskammer offiziell ihren Ausstieg aus dem Dienstleiter IDM.
    In der Aussendung heißt es:

    „In Bezug auf den heute, den 24. November, in der SWZ zur IDM erschienenen Artikel stellt die Handelskammer Bozen fest, dass sie ihre Beteiligung an der IDM abgeben will. Dies erfolgt nicht aus finanziellen Gründen, sondern aus einer Reihe von anderen Beweggründen und wurde am Donnerstag, den 16. November 2023, Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landesrat Philipp Achammer vom Präsidenten der Handelskammer Michl Ebner und dem Generalsekretär der Handelskammer Alfred Aberer mitgeteilt. Landesrat Arnold Schuler war beim Gespräch entschuldigt abwesend. Zum Thema hat ein sachliches Gespräch stattgefunden, wobei zusammen entschieden wurde, die Details in der Folge zu klären.“

    Nach dieser recht nüchterne Nachricht packt die Handelskammer die Moralkeule aus.

    Der heute erschienene Artikel in der SWZ stellt einen wiederholten Versuch dar, Menschen und Institutionen aufeinander zu hetzen. Deshalb ist er aus journalistischer Sicht untragbar“, endet die Mitteilung, die in bester Athesia-Tradition nicht gekennzeichnet oder unterzeichnet ist.

    „Ein Versuch, Menschen und Institutionen aufeinander zu hetzen. Deshalb ist er aus journalistischer Sicht untragbar“.

  • Handelskammerpräsident Michl Ebner: Bewusst dem Landeshauptmann den Handschlag verwehrt. Foto: SALTO

    Dabei müssen nicht nur Insider beim Leser dieser Zeile lachen. Dass der Haussegen zwischen Arno Kompatscher und Michl Ebner schief hängt und es seit Jahren immer wieder zwischen dem Land und der Handelskammer rund um den Dienstleister IDM zu Scharmützeln kommt, pfeifen die Spatzen seit langem vom Dach. 
    Die Anti-Kompatscher-Kampagne des Medienhauses Athesia hat das Verhältnis jetzt aber noch einmal nachhaltig eingetrübt. Wie der Handelskammer-Präsidenten und mächtige Athesia-Boss und der Landeshauptmann in Wirklichkeit inzwischen miteinander umgehen, konnte man erst am vergangenen Mittwoch beobachten. Schauplatz: die Feier zum 20. Geburtstag des Corriere del Trentino und des Corriere dell’Alto Adige im PalaRotari in Mezzocorona. Michl Ebner schüttelt dabei - wie üblich - eifrig viele Hände. Dem Landeshauptmann verwehrte der Athesia-Präsident aber bewusst den Handschlag. Das fiel selbst neutralen Beobachtern an diesem Abend auf.

  • Die Geldsorgen

    Südtiroler Handelskammer: Jährlicher Bilanzverlust, aber die Rücklagen will man nicht angreifen.

    Die SWZ zeichnet in ihrem Artikel die Geldsorgen der Südtiroler Handelskammer nach. Die IDM gehört zu 60 Prozent dem Land und zu 40 Prozent der Handelskammer. Und so sollte auch die Finanzierung erfolgen. Wenigstens auf dem Papier. Die SWZ hat recherchiert, wie das Verhältnis bei den Zahlungen wirklich ist. Während das Land die Tätigkeit der IDM jährlich mit über 25 Millionen Euro finanziert, steuert die Handelskammer jedes Jahr nur 1,68 Millionen Euro bei.
    Michl Ebner & Co plagen seit einigen Jahre Geldsorgen. Anlass dafür ist die drastische Senkung der Kammergebühren durch die Regierung Renzi. Ab 2017 wurden so die Einnahmen der Kammer aus diesen Gebühren mehr oder weniger halbiert.

  • So schreibt die Südtiroler Handelskammer seit Jahren Verluste. 2020 war es ein Minus von über 2,3 Millionen Euro, 2021 und 2022 Verluste von 137.000 Euro und 364.000 Euro. Im Jahr 2023 wird von einem Verlust in der Größenordnung von einer halben Million Euro ausgegangen; die Prognosen für 2024 und 2025 liegen bei einem Minus von 2,5. bzw. 3 Millionen Euro.
    Obwohl die Südtiroler Handelskammer konsistente finanzielle Rücklagen angehäuft hat, will man vor diesem Hintergrund den Kostenfaktor IDM jetzt aber abstoßen.

  • Der Strategie-Streit

    IDM-Projekt Marketplace: Kommt den Onlineplänen des Ebner-Konzerns in die Quere Foto: upi

    Vor allem gibt es seit langem einen Streit zwischen Land und Handelskammer über die Strategie der IDM. 
    Was man dabei bewusst verschweigt: Hier spielen die privaten unternehmerischen Interessen des Handelskammerpräsidenten und Großindustriellen Michl Ebner eine entscheidende Rolle. So etwa machen Ebner und die Handelskammer seit langem Druck auf die IDM-Führung, bei der Verteilung der Werbegelder den Fokus deutlich zu verschieben. Seit Jahren fließt der Löwenanteil in die Werbung im Ausland und somit auch an die großen europäischen und transnationalen Dienstleiter wie „Google“ oder „Facebook“. Ebner aber will, dass die IDM wie früher mehr finanzielle Ressourcen in die Werbung auf dem Heimatmarkt steckt. Dass der Athesia-Konzern auf diesem Heimatmarkt 80 Prozent der Werbegelder erhält und verwaltet, ist dabei natürlich nur ein Zufall. Am Ende hat die IDM-Führung in diese Richtung auch nachjustiert.

    Im Strategiestreit um die IDM spielen die privaten, unternehmerischen Interessen des Handelskammerpräsidenten und Großindustriellen Michl Ebner eine entscheidende Rolle.

  • Ähnliches zeigt sich beim Projekt „Südtirol Marketplace“. Die Online-Plattform der IDM, auf der man in Zukunft alle Informationen zu Südtirol finden soll, Hotelbuchungen vornehmen und Südtiroler Produkte kaufen kann, mag umstritten sind. Vor allem wegen ihrer Kosten. Tatsache aber ist, dass die Implementierung und der Start des Marketplace sich um über ein Jahr verzögert haben, weil die Handelskammer ihre Beschlüsse und ihre Finanzierungszusage immer wieder hinausgeschoben hat.
    Auch hier fischt die IDM indirekt in Athesia-Gewässern. Denn der Ebner-Konzern versucht seit langem, sein Hauptgeschäftsfeld in Richtung Online zu verlegen und die „Athesia“ betreibt mehrere Onlineportale, denen das IDM-Projekt in die Quere kommt.

  • Köllenspergers Reform

    Bereits im vergangenen Jahr war im Landtag überraschend ein Beschlussantrag von Paul Köllensperger genehmigt worden, der einer Zerschlagung der aktuellen Struktur der IDM gleichkommt. Köllensperger bestreitet vehement, dass ihm der Vorschlag zu dieser Neuausrichtung von der Handelskammer und Michl Ebner eingeflüstert worden ist. Tatsache ist aber auch, dass Michl Ebner bereits vor der Abstimmung wusste, dass dieser Vorschlag - mit den Stimmen einiger SVP-Abgeordneter - eine Mehrheit im Landtag finden wird.
    Seitdem hat Landeshauptmann Arno Kompatscher diese vom Landtag beschlossene Neuausrichtung kurzerhand hinausgezögert und nicht umgesetzt. Ein nicht gerade demokratischer Schritt, der vor allem der Handelskammer missfällt. Denn der Köllensperger-Vorstoß war und ist ganz im Sinne der Handelskammerführung. Auch dieser Konflikt dürfte jetzt zum Ausstieg der Kammer aus der IDM geführt haben.
    Am kommenden Mittwoch soll jetzt diese Neuausrichtung von der Eigentümerversammlung beschlossen werden. Dabei besteht diese Versammlung aus zwei Personen: Michl Ebner und Arno Kompatscher. 
    Der Boxkampf unter den Alphas wurde mit dem Schritt der Handelskammer jetzt aber abgeblasen. Michl Ebner hat die Boxhandschuhe vorzeitig an den Nagel gehängt.
    Weil er und sein Konzern ihre finanziellen Schäfchen bereits ins Trockene gebracht haben?

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Günther Stocker Fri, 11/24/2023 - 12:40

„Der heute erschienene Artikel in der SWZ stellt einen wiederholten Versuch dar, Menschen und Institutionen aufeinander zu hetzen. Deshalb ist er aus journalistischer Sicht untragbar“, endet die Mitteilung, die in bester Athesia-Tradition nicht gekennzeichnet oder unterzeichnet ist.

Südtirol ist nicht Italien - NUR viel viel schlimmer.

Einfach zum schämen!

Fri, 11/24/2023 - 12:40 Permalink
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Team K Landtag… Fri, 11/24/2023 - 14:28

Immer wieder diese Unterstellung zwischen den Zeilen, der Ebner hätte meinen Beschlussantrag inspiriert - das ist völlig erfunden, und so etwas habe ich nicht nötig. Tatsache ist, dass man die Fusion zur IDM als gescheitert bezeichnen muss, deshalb mein Antrag. Es reicht auch, mit irgendeinem der Tourismusvereine im Lande zu sprechen, um zu hören was die von der IDM halten (hinter vorgehaltener Hand). Dies und nichts anderes hat meinen Antrag inspiriert: die alte SMG zurückholen. Genausowenig kann es stimmen, dass "Michl Ebner bereits vor der Abstimmung wusste, dass dieser Vorschlag - mit den Stimmen einiger SVP-Abgeordneter - eine Mehrheit im Landtag finden wird" - der Antrag ging nur wegen der völlig überraschenden Enthaltung von LR Bessone durch, den niemand auf dem Schirm hatte. Nicht einmal ich wusste das. Kompatscher war abwesend, und Widmann hatte offen erklärt dafür zu sein.
Paul Köllensperger

Fri, 11/24/2023 - 14:28 Permalink
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maximilian kollmann Fri, 11/24/2023 - 20:26

Wenn die Handelskammer keine Zwangsmitglieder hätte wäre sie schon längst pleite gegangen. Und das wäre kein Schaden, denn was mit den Zwangsbeiträgen gemacht wird ist ziemlich dürftig.

Fri, 11/24/2023 - 20:26 Permalink
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△rtim post Sat, 11/25/2023 - 10:13

Wen interessieren eigentlich noch die üblichen persönlichen Possen und Lächerlichkeiten dieser beiden "Alphas mit Boxhandschuhen"?
Wohl eher interessieren hier hingegen, dass wir, anders als die Handelskammer, weiterhin dafür zahlen. Wie kann es sein, dass ein Landeshauptmann aus persönlichen Gründen gar einen demokratischen Beschluss des Landtags hintertreibt, ihn einfach nicht umsetzt und das Geld der Bürger-innen verschwendet?
Hat der LH dazu im Vorfeld etwa auch gleich mehrere Rechtsgutachten eingeholt, die solches Vorgehen erlauben? Was sagt der Rechnungshof dazu?

Sat, 11/25/2023 - 10:13 Permalink
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G. P. Sat, 11/25/2023 - 14:27

LH Kompatscher ist schon lange untragbar ... und das nicht nur wegen der IDM-Posse. Bestes aktuelles Beispiel das Kasperletheater um den zweiten ital. Landesrat, der schlussendlich kommen wird, weil es Kompatscher so haben will.

Sat, 11/25/2023 - 14:27 Permalink
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Klemens Riegler Sat, 11/25/2023 - 22:04

Ich muss wohl als einziger hier eine Lanze für die Handelskammer brechen.
- die Handelskammer ist keine Lobby, sondern eine gesetzliche Institution.
- der Handelskammer-Jahresbeitrag ist für mich durchaus gerechtfertigt, bzw. sogar besser investiert als drei Mal so teuere Verbandsbeiträge.
- die Serviceleistungen (Spid, Digitale Unterschrift, Ausschreibungen usw. ) sind lt. meiner Meinung und Erfahrung phänomenal gut bis exzellent.
- das Personal - fast egal in welcher Handelskammerecke - ist extrem freundlich, kompetent, schnell und hilfsbereit. Digital wie auch persönlich vor Ort übrigens.
- die EOS war unter den Fittichen der Handelskammer besser aufgestellt und effizienter als unter der IDM.
- Zu Präsident Michl Ebner kann man stehen wie man will, aber wenn die Handelskammer ziemlich gut funktioniert, dann wird auch der Chef zum Teil dafür verantwortlich sein. Und damit keine krummen Dinger gedreht werden, muss Politik (Regierung und Opposition) und Gesellschaft eben hinschauen und ggf. einschreiten.

Sat, 11/25/2023 - 22:04 Permalink
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Josef Fulterer Sun, 11/26/2023 - 06:59

Die Südtiroler Bergbauern wurden 1998 vom seinerzeitigen Landesrat Mayr, mit perfiden Mitteln (... Verweigerung UMA-Leistungen) in die Handelskammer hinein getrieben, wovon sie außer der füher üblichen Hochglanz-Broschüre, mit 0,000 Inhalt für die Bergbauern nichts erhalten. Inzwischen sind die Mitteilungen der Handelskammer zu einem Blättchen abgemagert, das sich sogar nicht als Klopapier eignet.
Das Leben in hoch-verglasten-Brennglaskiste, die in den wärmeren Jahreszeiten bewettert werden muss ist nicht billig + der EHREN-amtliche Präsident mit über 100.000 € Jahresbezüge muss auch versorgt werden.

Sun, 11/26/2023 - 06:59 Permalink