Politics | Natale

Christkind und Weihnachtsmann

Nach einer Idee von Florian Eccel, Text und Zeichnungen von Josef Ziernhöld.

Früher war die Welt noch klein, flach und gut überschaubar. Zu Weihnachten brachte das Christkind allen Menschen ihre Geschenke. Da die Welt noch nicht so groß war, schaffte das Christkind es locker, alles am 24. Dezember zu erledigen.

 

Doch dann kam das Jahr 1492 und die Welt wurde mit einem Schlag größer. Denn der Genueser Kolumbus hat da Amerika entdeckt.

 

 

Und wieder kam Weihnachten und das Christkind schwitzte. Plötzlich so viele neue Länder zu beliefern, wo es sich noch dazu gar nicht auskannte, war schwierig. Und der Flug über den Atlantik, ganz allein und mit so vielen Geschenken bepackt, war ihm ein Graus. Sogar sein Heiligenschein zitterte bei dem Gedanken.

 

 

Da hatte das Christkind eine Idee. Der Nikolaus hatte doch seit dem 7. Dezember frei und nichts zu tun. „Ich werde Klaus1 fragen, ob er mithilft, die neuen Länder mit Geschenken zu versorgen“, dachte sich da das Christkind.

 

 

Der Nikolaus war dem Vorschlag nicht abgeneigt. Aber er war ein alter Fuchs, der schon lange im Geschäft war. Deswegen nahm er sich das Recht heraus, Bedingungen zu stellen.

 

 

„Na gut, Christkind, ich helfe dir. Aber ich bin alt und brauche deswegen einen Schlitten, der von Rentieren gezogen wird!“ Das Christkind war über diesen Vorschlag gar nicht erfreut, musstees doch den Schlitten und die Rentiere selber bezahlen. „Aber Klaus! Weißt du, was das alles kostet?!“

 

 

Aber das Christkind war eben kein so guter Verhandler, wie der Nikolaus und sagte deswegen zu all seinen Vorschlägen ja und Amen. Es erklärte dem Nikolaus noch, wo seine Gebiete waren. Es hatte sie auf einer Landkarte deutlich gekennzeichnet.

 

 

„Das Land da rechts oben kannst auch du noch haben.“, meinte das Christkind. Der Nikolaus aber lachte sich in den Bart: „Hö hö hö!* Jetzt hab ich einen publicityträchtigen Nebenjob, für den ich nur einen Tag im Jahr arbeiten muss und einen bequemen Dienstwagen, der rohstoffunabhängig ist, bekomme ich obendrein!“

* Dass der Nikolaus der viel bessere Verkäufer ist, merkt man auch heute noch an seiner medialen Präsenz.

 

 

 

Einen Titel für die Funktion, die der Nikolaus fortan zu Weihnachten erfüllen sollte, brauchten sie auch noch. „Nenn dich doch einfach Klaus“, schlug das Christkind vor. Aber der Nikolaus schüttelte den Kopf. „Zu profan, viel zu profan. Aber Santa Klaus ginge. Genau. Und das Klaus werde ich mit „C“ schreiben, das wirkt moderner! Santa Claus, hö hö hö!“ Und mit diesen Worten rauschte er los in den Nachthimmel.

 

 

Und so kam es, dass zu Weihnachten zwei die gleiche Arbeit machen. Das eine hier, der andere dort. Aber geben tut es beide, das Christkind und den Weihnachtsmann.

 

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gorgias Thu, 12/25/2014 - 08:46

So nett diese Geschichte auch gemeint ist, um so mehr Konfusion bringt es in der Geschichte der verschiedenen Weihnachtsfiguren wie dem Heiligen Nikolaus, Santa Claus, das Jesu Kind und dem Christkind.
Davon abgesehen, dass Nikolaus schon viel länger Geschenke bringt und das Christkind eine protestantische Figur ist, die sich bei uns verbreitet hat und in den protestantischen Ländern wieder vom Weihnachtsmann verdrängt wurde.
So ist wohl die größte Verzerrung in dieser Geschichte, dass sich das Christkind und der Weihnachtsmann die alte und die neue Welt aufteilen.
Ich habe schon öfters gehört dass man Südamerika als den Hinterhof der Vereinigten Staaten bezeichnet wurde, aber soweit ich weiss, wurde dort El Niño Dios nicht von einer von der CIA installierten Junta erschossen und durch Santa Claus ersetzt. (Außer in Brasilien villeicht, dieser Papai Noel kommt mir ein bischen suspekt vor)

Thu, 12/25/2014 - 08:46 Permalink