Economy | Handel

Das Café Streitberger schließt

Ein Bozner Traditionslokal schließt heute seine Tore: Das Café Streitberger macht der Optikerkette Fielmann Platz.

Aus der Bozner Museumstraße verschwindet ein weiteres Stück alteingesessene und eigengeführte Geschäftstätigkeit, wenn Konditor Elmar Streitberger mit dem heutigen Tag, 24.12. sein Café zusperrt. Traditionsreich und über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus bekannt kann man seine Konditorei zu Recht nennen. Seit 1919 gehört die Lizenz zum Tortenbacken der Familie und ein bisschen nach Wiener Kaffeehaus hat es im Streitberger bis zuletzt ausgesehen. Schön retro eben, mit dem Mobiliar aus den Fünfziger Jahren, der Kuchenvitrine und dem Palmwedel. Die Backstube soll erhalten blieben, sagt Elmar Streitberger in der Tageszeitung Dolomiten, ebenso der legendäre Keller, wo seit eh und je Nachtschwärmer einen ganz besonderen Platz vorfanden. 

Ins Cafélokal einziehen wird die deutsche Optikerkette Fielmann. 18mal sei er standhaft geblieben, sagt Streitberger, aber nun habe er nachgegeben. Er wolle nämlich nicht "hinterm Herd sterben", sondern noch einmal etwas wagen. Aus dem Streitberger-Keller soll eine qualitätsvolle Wein- und Bierbar werden, das könne er sich vorstellen. Der Druck, internationalen Geschäftsketten Platz zu machen, sei eben sehr groß. Auch in diesem Jahr gab es wieder etliche Geschäftschließungen in den Bozner Lauben und der Museumstraße, zuletzt kündigte das Kaufhaus Coin mit Ende Dezember das Aus an. 

Den Niedergang der alten Bozner Geschäftetradition beklagt in regelmäßigen Abständen Arnold Tribus in der Südtiroler Tageszeitung. Es brauche gar kein Benko-Kaufhaus in unmittelbarer Altstadtnähe, die Globalisierung des Handels passiere seit Jahren in der Einkaufsmeile Nummer Eins von Bozen. 

Die Lauben meiner Kindheit und Jugend begannen auf der einen Seite mit  Callegari-Fulterer und endeten mit dem Ringler, zwei wunderbare Süßwarengeschäfte, die die Erfüllung von Kinderträumen waren. In die Electronia gingen wir als Backfische, um Platten zu hören, unter der strengen Obacht von Herrn Gantioler, der das junge Gemüse gar nicht mochte. Meine Lauben waren der Wachtler, die Drogerien Rohr und Kofler, der Teppich-Eccel und auf der anderen Seite der Stoff-Eccel und Eccel Decorona, in beiden kaufte Mutter, und weiter unten war der Desaler, ein Wäschegeschäft, wo unsere Unterhosen und Hemden herkamen. Gute Ware, sagte die Mutter immer, gutes Zeug, denn die Lauben waren Ausdruck für Qualität, heute, wo alles aus China kommt und aus Plastik ist, Ramsch, den meine zarte, alte Haut nicht verträgt.