Nach Grödner Vorbild
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Gröden und seine Holzschnitztradition. Anfang des 19. Jahrhundert war das Tal Ausgangspunkt für mehrere Schnitzer, die beschlossen ihre Handwerkskunst zu exportieren, indem sie in andere Gegenden zogen und dort ihr Kunsthandwerk promoteten. Eine Geschichte dieser Schnitzer-Migrantion reicht bis ins Böhmische Niederland, insbesondere in die Krippenstadt Schirgiswalde in Deutschland und gleich nach der Grenze nach Šluknov/Schluckenau in Tschechien.
Die Grödner Krippenfiguren sind nicht "nur" Kunsthandwerk, sie erzählen als stumme Zeitzeugen auch eine Geschichte von Migration, über kulturelle Aneignung, Moden und politische Übergänge.
Die Verbindung war wohl nicht dem sprachlichen Minderheitenaspekt (Sorbisch trifft Ladinisch) geschuldet, sondern lässt sich auf weihnachtliche Vorfreuden in Form geschnitzter Figuren aus Holz zurückführen. Zwischen 1818 und 1836 fanden wandernde Holzschnitzer aus dem Grödental ihren Weg ins böhmische Schluckenau, brachten alpenländische Schnitztechniken mit und stießen bei der Bevölkerung auf reges Interesse. Im Heimatmuseum Schirgiswalde, nur wenige Kilometer vom früheren Schluckenau und der heutigen Staatsgrenze, haben sich einige dieser Grödner Krippenfiguren erhalten. Warum nicht in Šluknov? Auch dazu gibt es eine Geschichte. -
„Drei Schnitzer sind da gewesen, die immer von Oktober bis nach Weihnachten in Schluckenau im Gasthof Zum Hirschen gelebt und für viele Leute geschnitzt haben“, erzählt Siegfried Zabel vom Krippenverein Schirgiswalde.
Die Grödner Krippenfiguren sind nicht "nur" Kunsthandwerk, sie erzählen als stumme Zeitzeugen auch eine Geschichte von Migration, über kulturelle Aneignung, Moden und politische Übergänge. Tatsächlich prägten die Grödner Schnitzer sogar die über einige Jahrzehnte die künstlerische Ausführung der "sogenannten" Niederland-Krippe. Später kamen orientalische Formen und reich verzierte Landschaftsdarstellungen dazu.
Während sich die Krippenfiguren in Stil und Technik weiterentwickelten, sind es vor allem politische und gesellschaftliche Umbrüche ein Jahrhundert später, die auch diese Mikro-Geschichte prägen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Schluckenau Teil der neu gegründeten Tschechoslowakei. Die Mehrheit der Bevölkerung war deutschsprachig, die "Verschiebung" führte zu Spannungen. Mit dem Münchner Abkommen 1938 kam es zur Annexion des Sudetenlandes durch das Deutsche Reich und nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich das Leben in Schluckenau erneut grundlegend. Mit den Beneš-Dekreten wurden die deutschböhmischen Bewohner und Bewohnerinnen enteignet und vertrieben.
Mit den beiden Weltkriegen gingen auch zahlreiche wertvolle Krippenfiguren verloren oder wurden zerstört.
„Ich stamme aus Schluckenau und bin dort geboren. Als Dreijähriger bin ich ausgewiesen worden“, erinnert sich Siegfried Zabel. Seine Eltern hatten eine schöne Krippe gehabt, erzählt er, die sie allerdings 1945 nicht mitnehmen konnten. „Die ehemaligen Nachbarn haben erzählt, dass die neuen Bewohner unseres Hauses in Schlukenau bzw. deren Kinder mit den Krippenfiguren im Sandkasten gespielt haben.“
Mit den beiden Weltkriegen gingen auch zahlreiche wertvolle Krippenfiguren verloren oder wurden zerstört. Die Verbindung zwischen den Grödner Schnitzern und den Krippeneldorados Schluckenau und Schirgiswalde bleibt ein marginales, auch wenn fast vergessenes kulturelles Erbe. In Erinnerung geblieben ist es über kleine, fein gefertigte Figuren aus Holz. Und den Überlieferungen die ihre Migrationsgeschichte weitertragen. Von Gröden, hinaus in die Welt.More articles on this topic
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