Society | Bürgergenossenschaft

b*coop für die Zukunft von Brixen

Die erste urbane Bürgergenossenschaft in Brixen.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
©Florian Dariz
Foto: ©Florian Dariz

Vor zwei Wochen wurde b*coop, die erste urbane Bürgergenossenschaft in Brixen, gegründet. Die Genossenschaft zählt mittlerweile über 50 Mitglieder aus Brixen und Umgebung. Im nachstehenden Interview haben wir den Präsidenten Karl Michaeler sowie die Vize-Präsidentin Magdalena Rautscher über den Werdegang und die Ziele der Genossenschaft befragt.

Begleitet wurde die Gründung der b*coop vom Genossenschaftsverband Coopbund, der die Infostelle „CoopPoint“ bereits vor Jahren eingerichtet hat. Der Verantwortliche Franco Farris informiert über die Begleitung und die Vorteile einer Bürgergenossenschaft.

Frau Rautscher, wie kam es zu der Idee, eine Bürgergenossenschaft zu gründen?

Magdalena Rautscher: Alexander Nitz (Anm. d. Red. Gründungsmitglied des HdS in Brixen) und Markus Frei (Anm. d. Red. Erzieher im Sozialsprengel Brixen) haben die Idee einer Bürger*innengenossenschaft gesponnen, als es darum ging für das Projekt „REX - Material und Dinge“ eine geeignete Trägerschaft zu finden.

Was hat Sie dazu bewogen, dieser Gruppe beizutreten?

MR: Die beiden oben genannten konnten mich bei unserem ersten Gespräch begeistern und überzeugen. Die Idee einer Bürger*innengenossenschaft ist zeitgemäß und transportiert den Gedanken einer solidarischen Gesellschaft, in der eine aktive Teilhabe an der Gesellschaftsentwicklung ermöglicht wird. Und dieser Gedanke befeuert und berührt mich.

Die Idee einer Bürger*innengenossenschaft ist zeitgemäß und transportiert den Gedanken einer solidarischen Gesellschaft, in der eine aktive Teilhabe an der Gesellschaftsentwicklung ermöglicht wird. Und dieser Gedanke befeuert und berührt mich.

Herr Michaeler, was ist die Vision von b*coop?

Karl Michaeler: Die Genossenschaft ist von Bürger*innen für Bürger*innen. Sie möchte die Zukunft von Brixen und Umgebung nachhaltig mitgestalten. Wir verfolgen lokale nachhaltige und gemeinwohlorientierte Ziele. Wir suchen Lösungen für ökologische und soziale Herausforderungen und verwirklichen Ideen, mit einem unternehmerischen Ansatz.

Die Genossenschaft ist von Bürger*innen für Bürger*innen. Sie möchte die Zukunft von Brixen und Umgebung nachhaltig mitgestalten.

Mit welchen Projekten werden sie starten?

KM: Konkret gestartet wird mit der Übernahme der Trägerschaft des ganzheitlichen Recyclingkonzeptes REX - Material und Dinge. Dieses Projekt versucht ressourcenverschwenderische Kreisläufe zu brechen und den Lebenszyklus von Gebrauchsmaterialien und -Gegenständen zu verlängern.
Ein weiteres Projekt ist die Schaffung eines Gemeinschaftsgarten. Dort können Familien und Einzelpersonen unter fachlicher Anleitung ihren eigenen Gemüse- und Blumengarten gestalten.
Ein weiteres Projekt zielt auf die regionalen Kreisläufe von bäuerlichen Produkten im Brixner Raum. Dabei möchte b*coop eine Vermittlerrolle zwischen Menschen hinter Produktion und Konsum einnehmen.

Welchen Rat würden Sie denjenigen geben, die in Südtirol eine Bürgergenossenschaft gründen möchten?

MR: Ich darf den Rat, den Armin Bernhard (Anm. d. Red. Präsident der Bürgergenossenschaft Obervinschgau) uns im Juni 2021 ans Herz gelegt hat, hier weiter geben: Startet, traut euch!

KM: Lasst euch von den bürokratischen und finanziellen Hindernissen nicht aufhalten. Es stehen mehr Menschen mit Begeisterung hinter den Zielen einer Bürger*innen- Genossenschaft, als man meinen möchte.

Herr Farris, wie hat Coopbund die Gruppe der Projektträger bei der Gründung der Genossenschaft begleitet?

Franco Farris: Die Begleitung der Gruppe erfolgte über den „CoopPoint“, die Anlaufstelle an die sich alle Interessenten wenden können, wenn sie mit dem Gedanken spielen eine Genossenschaft zu gründen. Unsere kostenfreie und zweisprachige Beratung umfasst, neben den allgemeinen Informationen über das Genossenschaftswesen, auch Informationen, die unterschiedliche Kompetenzbereiche wie Genossenschafts-, Steuer- Arbeitsrecht, Finanzwesen usw. abdecken.
Aber der noch wichtigere Teil ist die persönliche Begleitung der Gruppe. Die Gründung der Bürgergenossenschaft in Brixen ist das Resultat eines Prozesses der vor mehr als einem Jahr begonnen hat. Im Grunde sind wir als Coopbund zusammen mit den Projektträgern einen gemeinsamen Weg gegangen, bei dem am Ende, Schritt für Schritt, als Ergebnis die b*coop hervorgegangen ist.

Für mich war und ist diese Begleitung und Beratung eine bereichernde Erfahrung, denn neben den „technischen“ Themen sind auch wichtige persönliche Aspekte zum Tragen gekommen, bei denen auch Freundschaften entstanden sind.

Was sind die Vorteile einer Bürgergenossenschaft?

FF: Bürgergenossenschaften haben großes Potential, denn sie sind demokratische und solidarische Organisationen, welche im Interesse des Gemeinwohls tätig sind. Außerdem reagieren sie auf konkrete Bedürfnisse der Gemeinschaft, vertreten gemeinsame Interessen der Bürger*innen und realisieren dementsprechende Projekte. Auf diese Weise können sie die lokale und regionale Entwicklung stärken sowie die Lebensqualität lokal verbessern.

Als nicht spekulative Wirtschaftsakteure verteilen sie Ressourcen der Gemeinschaft möglichst gerecht und können dadurch positive Trends fördern, welche innovativ sind und neue ökosoziale und sinnvolle Entwicklungen zulassen.

Bürgergenossenschaften können auf die bereits vorhandenen und zum Teil noch nicht genutzten Ressourcen der Bürger*innen zurückgreifen und bieten diesen gleichzeitig die Möglichkeit sich in diesem Kontext aktiv zu beteiligen.

Wo können weitere ähnliche Initiativen entwickelt werden?

FF: Die b*coop ist die erste urbane Bürgergenossenschaften in Südtirol und wird sich vor allem mit Themen beschäftigen, welche für ihre Stadt wichtig sind, aber im Grunde ist in jedem Kontext, überall dort, wo es einen Bedarf der Gemeinschaft gibt, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land eine solche Genossenschaft denkbar. Coopbund hat sich darauf spezialisiert die Bürger*innen in ganz Südtirol in diesem Sinne zu informieren und zu unterstützen.

Im Grunde ist in jedem Kontext, überall dort, wo es einen Bedarf der Gemeinschaft gibt, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land eine solche Genossenschaft denkbar.

Gibt es ein regionales Gesetz zur Regelung von Bürgergenossenschaften?

FF: Es gibt einen Gesetzesentwurf mit der Bezeichnung „Bestimmungen in Sachen Bürgergenossenschaften“, der 2021 eingereicht wurde und in den kommenden Monaten vom Regionalrat Trentino-Südtirol genehmigt werden wird. Ziel dieses Gesetzes ist es, erstmals die inhaltlichen und formalen Anforderungen von Bürgergenossenschaften zu regeln, damit diese anerkannt werden können.

b*coop wurde unter Berücksichtigung dieses Rahmengesetzes gegründet und wird nach in Kraft treten desselben auch Formal eine Bürgergenossenschaft sein.