Die Jugendversteherin

-
Letzten Freitag (21. Februar 2025) wurde im Haus Curtinie in Kurtinig (Unterland) ein Projekt vorgestellt, das jungen Menschen in unsicheren Zeiten Mut machen soll. Das Projekt basiert auf einer standardisierten Umfrage mit 50 weiblichen und 50 männlichen Teilnehmenden im Alter von elf bis 30 Jahren. „Ziel der Umfrage war es, herauszufinden, wie die Gesellschaft junge Menschen besser unterstützen kann“, erklärt die Initiatorin und Sozialarbeiterin Martina Jacob. Die Antwort der Teilnehmenden sei simpel gewesen: „Wir wünschen uns jemanden, der an uns glaubt, uns Mut macht und bestärkt.“
Jacob arbeitet für den Bozner Verein „La Strada – Der Weg“ in der aufsuchenden Familienarbeit und im Projekt „Die Unsichtbaren“ mit Jugendlichen, die sich aus dem schulischen und sozialen Leben zurückgezogen haben. „Wenn im Leben eine große Herausforderung ansteht oder ein unerwartetes Ereignis eintritt, ziehen sich Jugendliche eher zurück. Das passt auch, um zur Ruhe zu kommen, sich neu zu sortieren, Energie und Kraft zu schöpfen. Wenn das aber länger andauert, stagniert irgendetwas im Leben“, erklärt sie gegenüber SALTO.
-
In Zusammenarbeit mit einigen Jugendlichen und bekannten Persönlichkeiten im Land wie dem Sänger Max von Milland, DJ Patex, Luis aus Südtirol oder Weltcup-Skirennläufer Simon Maurberger hat Jacob ein Büchlein mit dem Titel „Go On“ erstellt. Im Vorwort kommen nicht nur der Bürgermeister von Kurtinig Manfred Mayr und seine Stellvertreterin Lucia Baldo zu Wort, sondern auch Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder. Neben den Mut-Mach-Botschaften sind außerdem Seiten zur eigenen Gestaltung und Reflexion dabei.
„Ein wichtiger Teil des Projekts war, dass die jungen Menschen selbst aktiv geworden sind und Kontakt zu anderen aufgenommen haben“, sagt Jacob. Besonders gefreut habe sie, dass sich im Rahmen des Projekts drei Jugendlichen an sie gewandt haben, die kurz davor waren, den Schulbesuch abzubrechen. „Sie hatten Angst, das Schuljahr zu wiederholen, weil sie in mehreren Fächern eine negative Note erwarteten. Ich telefonierte mit ihnen und es reichte jeweils ein Gespräch, obwohl wir uns davor nicht kannten, um sie wieder zu motivieren, an sich zu glauben und in der Schule zu bleiben.“
-
Die Sozialarbeiterin berichtet von einem hohen Leistungsdruck, der auf jungen Menschen laste – ob in der Schule, bei Hobbys, im Freundeskreis, bei der Mithilfe zuhause und in der Gesellschaft: „Es werden viele Erwartungen gestellt und einigen fällt es schwer, ihre Rollen einfach mal abzulegen, sich jemanden anzuvertrauen und Schwäche zu zeigen. Wir Menschen sind alle verschieden und vor allem sensible Jugendliche halten diesen Druck nicht immer aus. Andere wiederum kommen gut damit zurecht und fühlen sich davon teilweise sogar angespornt.“
Jacob plädiert deshalb dafür, auf sensible Menschen besser einzugehen, um ihre Potentiale und Talente zu fördern, da sie sonst leicht übersehen werden. „Wir entfernen uns gerade immer mehr von einer positiven Haltung, die Menschen wirken gestresst, zum Beispiel beim Einkaufen oder im Autoverkehr. Wir brauchen eine Entschleunigung und positive Botschaften.“ Das dürfte dem Projekt „Go on“ gelungen sein.
Das BüchleinDas Büchlein „Go on“ ist über eine persönliche Kontaktaufnahme per Mail an [email protected] kostenlos erhältlich. Der Druck der 2.000 Exemplare wurde durch Spenden ermöglicht.
More articles on this topic
Society | Ethik„Gutes tun, Böses unterlassen“
Society | DigitalisierungWinterspaß ohne Handy
Society | start.klarDer Preis der Leistungsgesellschaft