Environment | Verkehr

Stickstoffoxid-Belastung: Tempolimit auch für A22?

Bewegt sich in Südtirol nun endlich etwas in Sachen Stickstoffoxid-Belastung? Ein Maßnahmenpaket der Landesregierung lässt hoffen. Warum vom Dachverband für Natur und Umweltschutz dennoch kein Applaus kommt.

Gefordert wurde sie unzählige Male, nun scheint sich in Sachen Reduzierung der Stickstoffoxid-Belastung etwas zu bewegen. 40 Mikrogramm Stickstoffoxid dürfen laut Europäischer Union in einem Kubikmeter Luft enthalten sein; entlang der Brennerachse sind es im Jahresmittel zwischen 60 und 70 mit Spitzen bis zu 140 Mikrogramm. Nachdem die Überschreitungen ab 2015 von Brüssel nicht mehr toleriert werden und bereits ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Italien läuft, bewegt sich nun auch die Landesregierung in Bozen.

Am Dienstag hat sie ein umfangreiches Maßnahmenpaket verabschiedet, mit dem das Problem laut Landesrat Richard Theiner gelöst werden soll: Erhöhung der Lärmschutzwände, höhere Mautpreise für LKW, kostenlose Nutzung der Autobahn zwischen Bozen Süd und Bozen Nord, um den innerstädtischen Verkehr zu entlasten, zeitweise Tempolimits bei Überschreitungen oder bauliche Maßnahmen wie etwa einen Autobahn-Bypass um Bozen oder die Tunnelführung der Autobahn in Brixen. All diese Vorschläge wurden zwar am Dienstag von der Landesregierung gutgeheißen. Dass sie auch umgesetzt werden, ist aber deshalb noch nicht sicher. Denn nun geht das Paket erst einmal nach Rom, wo wiederum in einer interministeriellen Arbeitsgruppe entschieden wird, welche Maßnahmen der EU vorgelegt werden.

Dachverband: Wirksamste Maßnahme bleibt Anhebung der Maut

Das ist einer der Gründe, warum es beim Dachverband für Natur und Umweltschutz zumindest vorerst wenig Applaus gibt. „Es ist zwar begrüßenswert, dass die Landesregierung nun einen Schritt setzt“, sagt Geschäftsführer Andreas Riedl. „Doch hinsichtlich Umsetzung gibt es noch viele Fragezeichen.“  Vor allem ist man beim Dachverband aber überzeugt, dass es nur eine Maßnahme bräuchte, um die Schadstoffbelastung der Bevölkerung zu mildern: eine Anhebung der LKW-Maut. Rund ein Drittel des derzeitigen Transitverkehrs würde auf den Schlag verschwinden, wenn der Südtiroler LKW-Tarif von rund 20 Cent auf das Schweizer Niveau von 70 Cent angehoben würde. Denn damit würden Frächter nicht mehr weite Umwege in Kauf nehmen, um über die weit billigere Brennerachse zu fahren. Der Vorteil? Weniger Transitverkehr und fast keine Verdienstausfälle aufgrund der höheren Maut, sagt Riedl. Tempolimits bei Schadstoffüberschreitungen würden dagegen erst greifen, wenn der Schaden schon vorliegt. „Und bei baulichen Maßnahmen stellt sich die Frage, wieso mit Steuergeldern teure Maßnahmen finanziert werden müssen, um Schäden durch Dritte zu begrenzen.“  

Auch die KonsumentInnen würde eine solche Anhebung weit weniger kosten als die Frächterlobby immer in Aussicht stellt, meint der Geschäftsführer des Verbandes für Natur und Umweltschutz: So müsste ein 15-Tonner zwischen Brenner und Salurn zwar 58 Euro mehr zahlen, wenn man auf Schweizer Niveau ginge. „Hat er Kartoffeln geladen, würde der Preis pro Kilo aber deshalb gerade einmal um 0,4 Cent steigen“, rechnet Riedl vor. „Im Fall von 2000 Laptops wären es 3 Cent pro Computer.“