Politics | Gemeindewahlen

Trincanato: "Nach 10 Jahren ist Schluss"

Die Bozner Stadträtin für Kultur, Umwelt und Chancengleichheit zieht Bilanz nach 10 Jahren Stadtregierung. Sie steigt aus der aktiven Politik aus.

Die eigentliche Nachricht kam ganz zum Schluss der Pressekonferenz. Patrizia Trincanato wird nicht mehr kandidieren, weder für den Gemeinderat, noch für ein erneutes Mandat in der Stadtregierung. "Zehn Jahre sind genug, ich war immer der Überzeugung, dass die Politik und mit ihr auch die Politiker ein Ablaufdatum haben." 

Patrizia Trincanato scheidet also aus der Stadt- und Gemeindepolitik Bozens aus, bleibt aber vorert in der Stadtverwaltung tätig, als ehemalige Amtsdirektorin für Familie und Jugend könnte sie auf diesen Posten zurückkehren, aber auch das "wird man sehen". Ob die Auflösung der Koalition zwischen PD-Bürgermeister Spagnolli und dem ökosozialen Flügel ihre Entscheidung beeinflusst habe? Keineswegs, meinte Trincanato, auch wenn der Bruch nicht gerade hilfreich gewesen sei. "Ich werde die Grüne Liste mit voller Kraft unterstützen, aber werde eben selbst nicht mehr darauf kandidieren."

Kultur hat mit Lebenshaltung zu tun

So präsentierte Trincanato die Abschlussbilanz ihrer 10-jährigen Tätigkeit als Stadträtin für Kultur, aktives Zusammenleben, Umwelt und Chancengleichheit, "eine gute und schöne Arbeit, für die ich mich sehr eingesetzt habe." Kultur sei viel mehr als das Konglomerat aus Literatur, Musik und schönen Künsten, Kultur habe mit Lebenshaltung zu tun, betonte die scheidende Stadträtin.

Als Vorzeigeprojekt der Bozner Kulturabteilung gilt ihr vor allem das Siegesdenkmal und dessen Neuausrichtung. Die Ausstellung "Ein Denkmal, eine Stadt, zwei Diktaturen" haben seit der Eröffnung im Juli 2014 über 30.000 Personen besucht, viele Schulklassen, aber auch Touristen. Damit nehme das Siegesdenkmal eine Vorreiterposition in ganz Europa ein, in der Historisierung und Neubewertung geschichtlicher Bauten. 

Museen und Bibliotheken, der freie Zugang zum Stadtarchiv über das Projekt BoHisto, die Stolpersteine im Pflaster der Stadt, eine Stadt und ihre Viertel müssten Kultur leben, so Trincanato. Nicht alles glänzt jedoch, so ist das Stadtmuseum Bozen ein stetiger Anlass für Sorge und auch das Bibliothekenzentrum scheint nicht so recht aus den Gängen zu kommen. "Hier muss ich auf die kommende Legislatur verweisen, doch soll der Bau des Zentrums im Jahr 2016 beginnen und innerhalb 2019 abgeschlossen sein," so Trincanato. Fromme Wünsche?

Gut stehe die Stadt Bozen in ihren musikalischen Netzwerken da. Mit dem Bolzano Festival Bozen und seiner Ausrichtung auf die Jugend habe sich der klassische Musiksommer der Stadt europäisches Renommé erspielt. Dass die beiden Jugendorchester Gustav Mahler und European Union Youth Orchestra regelmäßig nach Bozen kommen, darauf ist Trincanato besonders stolz. 

Umwelt, Müll und Territorium

Auch die Umwelt ist Teil der Agenden Trincanatos, mit der Umstellung der Müllsammlung in Bozen war hier eine ziemliche Hürde zu bewältigen. Mit positivem Ausgang, sagt die Stadträtin, es sei gelungen, den Restmüll um 44 Prozent zurückzuschrauben und die getrennte Sammlung um 68% zu verbessern. Auch hier gehe es um die Haltung der Bürger, deshalb werde besonders in Schulen Umwelterziehung angeboten. 

"Etwas worauf ich stolz bin und leider von den Medien bisher unerwähnt blieb, ist die Verlängerung der öffentlichen Dienste für die SEAB, also die Dienste für Wasser, Kanalisation, öffentliche Hygiene und gebührenpflichtige Parkplätze." Für die nächsten 30 Jahre bleiben diese Dienste dem Bürger zugänglich, ohne Gewinnabsichten und mit der obligaten Erneuerung der Infrastrukturen.

Riprendersi la vita

Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann - jedoch kein Bedauern? Keines, antwortet Patrizia Trincanato, sie gehe mit einem Rucksack voller guter Dinge. Dass die Beziehungen zur Landesregierung nicht immer einfach waren, sei kein Geheimnis, "doch beim Land gibt es wenig Bewusstsein für die Probleme der Stadt Bozen und leider haben es auch jene Abgeordneten die aus Bozen kommen, versäumt, für die Stadt einzustehen." 
Sie werde sich jetzt wieder um ihr anderes Leben kümmern, ihr privates und persönliches, jenes der Politikerin sei passé.