Economy | Sanität

„Ich wurde abgewatscht“

Thomas Schael zur Klärung aller Fragen zu seinem Studientitel, die Eintragung in das Verzeichnis der Führungskräfte, die Kampagne gegen ihn und zum neuen Landesrat.
Schael, Thomas
Foto: LPA
Salto.bz: Herr Schael, Sie wurden in den vergangenen Monaten mit harten Vorwürfen konfrontiert. Kein gültiger Studientitel, nicht die nötigen Arbeitsjahre und die Nichteintragung in das gesamtstaatliche Verzeichnis der Generaldirektoren. Jetzt haben Sie der Landesregierung ein Dossier übergeben, nach dem die Vorwürfe haltlos waren?
 
Thomas Schael: Genau das geht aus den Unterlagen hervor. Dabei wird auch eines klar: Wie es bei einem öffentlichen Verfahren ist, werden die eingereichten Unterlagen mehrmals geprüft. Zuerst von der Kommission und dann von Fachleuten und Funktionären des Gesundheitsministeriums. Natürlich kann das bei einem Ministerium etwas länger dauern. Das waren dann eben diese drei Monate.
 
Sie scheinen jetzt in der Liste der Generaldirektoren des Gesundheitsministeriums auf. Heißt das, dass Sie die Unterlagen einfach zu spät eingereicht haben?
 
Nein. Es ist so: Wenn man im Ausland studiert hat und dann noch deutsche Studientitel und Diplome im Ministerium einreicht, dann läuft das nicht so schnell ab. Letztendlich konnte das Ganze aber durch das Nachreichen von Unterlagen und Übersetzungen  geklärt werden.
 
Damit ist auch Ihr Studientitel in Italien anerkannt?
 
Ja.
 
Es stand auch der Vorwurf im Raum, Ihr Diplom an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen sei nicht echt?
 

Das war einer der gravierendsten und diffamierendsten Vorwürfe. Jetzt habe ich ein Schreiben des Rektors und der Prüfungsstelle der Universität Aachen vorgelegt, das noch einmal bestätigt, dass meine Studientitel und das Abschlusszeugnis authentisch sind.
 
Die Polemiken haben Ihnen zugesetzt?
 
So etwas geht natürlich nicht spurlos an einem vorbei. Ich möchte zudem auf etwas aufmerksam machen, das autonomiepolitisch interessant ist. Hier wird von einem zugewanderten Deutschen mehr verlangt, als im Autonomiestatut vorgesehen wäre. Das heißt: Beim Deutschen besteht man darauf, dass er ins gesamtstaatliche Verzeichnis eingetragen ist, bei anderen aber nicht.
Wie meinen Sie das?
 

Es gibt italienweit dieser Verzeichnis der Generaldirektoren. Wer dort nicht eingetragen ist, darf als Generaldirektor nicht ernannt werden. Südtirol finanziert sein Gesundheitssystem aber selbst, und wir haben aufgrund des Autonomiestatutes hier auch weitreichende Kompetenzen und Freiheiten. Auch in der Organisation und bei Personalfragen. Deshalb hat man mit dem neuen Landesgesetz auch ein lokales Führungsverzeichnis für die Generaldirektoren eingeführt. Laut Gesetz kann ein Generaldirektor entweder aus dem nationalen oder aus dem lokalen Verzeichnis berufen werden.
 
Sie sagen damit, Sie müssten gar nicht im staatlichen Verzeichnis eingetragen sein?
 
Nein, ich müsste gar nicht im gesamtstaatlichen Verzeichnis eingetragen sein. Bei meiner Ernennung vor drei Jahren hatte ich alle Voraussetzungen. Auch die erforderlichen Arbeitsjahre, was das Ministerium jetzt noch einmal bestätigt hat. Vor diesem Hintergrund wundere ich mich schon, dass man eine solche Kampagne gegen mich gestartet hat. Ich wurde abgewatscht wie ein Schulbub.
Ich kenne das eigentlich nur aus Süditalien, dass man so durch den Dreck gezogen wird.
Gehört das nicht zu einem Spitzenjob in der öffentlichen Verwaltung?
 
Ich kenne das eigentlich nur aus Süditalien, dass man so durch den Dreck gezogen wird. Dort ist der Umgangston aufgrund der sozialen Verhältnisse wesentlich harscher. Auch die politische Zersplitterung ist größer, denn dort geht es nicht wie in Südtirol darum, Wohlstand zu verteilen, sondern Armut zu bekämpfen. In Südtirol hätte ich mir aber einen solchen Angriff von Seiten der 5-Sterne-Bewegung und von Seiten des Landtagsabgeordneten Paul Köllensperger nicht erwartet. Dazu kam noch eine breite Unterstützung dieser Kampagne durch die Medien. Insbesondere durch das deutsche Tagblatt "Dolomiten". Das hätte ich mir wirklich nicht vorstellen können.
 
Der Kampf der Athesia und der Dolomiten gegen Thomas Schael ist nichts Neues. Schael muss das Land verlassen, denn er hat sich getraut, dem Ebnerverlag bei der Verteilung der Werbemillionen aus der Sanität einen Strich durch die Rechnung zu machen?
 
Dazu möchte ich nichts sagen. Aber der Schael hat hier einen Vertrag, den er bis zum Ende der Laufzeit erfüllen wird. Ich habe der Landesregierung versprochen, dass ich hier ein innovatives Projekt realisiere, und das werde ich auch zu Ende bringen. Ich fühle mich auch gegenüber der Bevölkerung verpflichtet, jene Versprechen, die ich bei meiner Ernennung gemacht habe, im 10-Jahres-Zeitraum meines Vertrages umzusetzen.
 
Mit großer Wahrscheinlichkeit heißt der neue Sanitätslandesrat ab 2019 Thomas Widmann. Können die zwei Thomase miteinander?
 
Ich bin ein Techniker und ich arbeite bis zum Jahresende mit der Landesrätin Martha Stocker und der heutigen Landesregierung unter der Führung von Arno Kompatscher weiter. Nach den Wahlen wird man sehen, wer dann der neue Landesrat oder die neue Landesrätin für Gesundheit wird.
Ich fühle mich auch gegenüber der Bevölkerung verpflichtet, jene Versprechen umzusetzen, die ich bei meiner Ernennung gemacht habe.
Thomas Widmann gilt als sehr Ebner-nah. Keine Angst, spätestens von Ihm in die Wüste geschickt zu werden?
 
Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn mit vielen Assessoren gearbeitet. Von ganz rechts bis ganz links. Von Bassolino bis zur Lega im Piemont. Ich bin politisch unabhängig. Und ich lege besonderen Wert dauaf, das auch zu kommunizieren. Das heißt: Ich arbeite entsprechend den politischen und gesetzlichen Vorgaben an der Umsetzung von Zielen. Angst vor irgend etwas ist dabei immer fehl am Platz.
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Salto User
Sepp.Bacher Sun, 05/27/2018 - 09:42

Zur Aussage von Schäl "In Südtirol hätte ich mir aber einen solchen Angriff von Seiten der 5-Sterne-Bewegung und von Seiten des Landtagsabgeordneten Paul Köllensperger nicht erwartet. Dazu kam noch eine breite Unterstützung dieser Kampagne durch die Medien." folgende Bemerkung: als Profi und hochdotierter Manger dürfte er auch die Arbeit eines Oppositionspolitikers nicht Schäl persönlich nehmen! Es geht hier wohl mehr um die Kontrolle der Verwaltung, als um die Infragestellung eines Bewerbers!

Sun, 05/27/2018 - 09:42 Permalink