Ein Tal tappt im Dunkeln
Am kommenden Samstag werden 294 SVP-Ortsobleute der Südtiroler Volkspartei im Raiffeisenhaus in Terlan zu einer Klausur zusammenkommen, in der Grundlagen für den Landtagswahlkampf ausgearbeitet werden sollen. Mit dabei: alle Bezirkskandidaten, die sich im Rahmen der Großveranstaltung vorstellen werden. Alle, bis auf einen. Denn im kleinsten SVP-Bezirk Wipptal ist bis heute unklar, welches Pferd ins Rennen ziehen wird. „Ich tappe komplett im Dunklen – wie wohl auch der Rest des Bezirkes“, sagt Bezirksobmannstellvertreter Josef Lazzeri. „Es gibt ungefähr 35 Kilogramm an Mutmaßungen, aber nichts Konkretes“, antwortet Kandidat Stefan Hofer.
Nach dem Rückzug von Bezirksobmann Christian Egartner im Rahmen der geplanten Kandidatenwahl Anfang Juni, sollte die Entscheidung eigentlich zwischen dem Präsidenten des Dachverbands für Soziales und Gesundheit und dem Anwalt Alexander Kritzinger fallen. Während Anfang Juni geplant war, die Wahl innerhalb von zwei Wochen nachzuholen, hat sich nun alles auf den 2. Juli verschoben. Offiziell, weil Bezirksobmann Egartner von zwei weiteren Kandidaten sprach. Inoffiziell weil an diesem Vormittag am Landesgericht Bozen die Strafverhandlung in der Causa Teissl-Hof ansteht. Das Gerichtverfahren, in dem Egarnter und der Sterzinger Immobilienunternehmer Peter Paul Mader der Übervorteilung einer wehrlosen Person bei der Übernahme eines Bauernhofes in Pflersch angeklagt sind, war bekanntlich der Grund für seinen Rückzug als Landtagskandidat. Seit jedoch bekannt wurde, dass das Hauptverfahren auf Antrag der Verteidigung von Ende September auf den 2. Juli vorverlegt wurde, blühen nun wieder die Spekulationen, dass doch Egarnter selbst antreten will – sollte seine Weste am Vormittag des 2. Juli reingewaschen werden.
Zumindest hinsichtlich der zwei weiteren Kandidaten bleibt der Bezirksobmann selbst in einem kurzen Telefonat vage. Nein, er werde am 2. Juli keine neuen Kandidaten vorstellen, sagt er. „Ich habe nur gesagt, dass sich zwei mögliche Kandidaten bei mir gemeldet haben – doch wenn die sich vorstellen wollen, müssen sie es schon selber machen.“ Und überlegt er sich selbst doch noch einmal eine Kandidatur: „Nein, ich überhaupt nicht“, so die Antwort. Noch vor der Frage, wer dann am Abend des 2. Juli zur Wahl steht wird, beendet der SVP-Bezirksobmann das Telefonat – schließlich ist er derzeit offiziell auf Urlaub.
Sollten es mehrere Kandidaten sein, ist laut Stefan Hofer klar, dass sich der Prozess der Kandidatenfindung noch einmal in die Länge ziehen wird. „Denn dann brauchte es erneut eine Nominierungsphase sowie Zeit für die Vorstellungen und die Abstimmung.“ Für einen Wahlkampf würde es dann immer knapper – „aber auch jetzt ist der Kandidat des Wipptals zeitmäßig schon benachteiligt“, sagt Hofer als potentiell Betroffener. Ob er vielleicht in einer Woche doch schon mit dem Wahlkampf beginnen kann, wird sich am kommenden Dienstag Abend zeigen.