Economy | Fair Trade

Nicht jeder Zucker ist süß

Nicht jeder Zucker ist süß. Oft hat er einen bitteren Nachgeschmack.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Zucker wird oft unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen hergestellt und der Erlös reicht den Produzenten meist nicht einmal ihren Lebensunterhalt zu decken. Der Mascobado-Zucker der philippinischen Fair-Trade-Organisation „Panay Fair Trade Center“,  hingegen, ist durch und durch süß. Er wird unter gerechten Bedingungen hergestellt und ist zudem auch noch gesünder als der herkömmliche Zucker.

„Wir lieben Mascobado!“ Mit großer Leidenschaft erzählt die philippinische Menschenrechtsaktivistin Ruth Fe Salditos über ihre Tätigkeit als Vorstandsmitglied des „PFTC“ und Geschäftsführerin der Stiftung „Fair Trade Foundation Panay“. Auf Einladung der Südtiroler Weltläden hat Ruth letzte Woche im H. Oberrauch Saal von Legacoopbund bei einem Vortrag erzählt wie es dazu kam, dass sie der Rebellion angeklagt wurde und wieso sie trotz der Drohungen ihren Kampf für mehr Gerechtigkeit nicht aufgeben wird.

Die zwei Organisationen „Panay Fair Trade Center“ und „Fair Trade Foundation Panay“ wurden im Jahr 1991 mit der Unterstützung von „Ctm Altromercato“ gegründet. Das Bedürfnis nach gerechten Arbeitsbedingungen für die Bauern und die Forderung nach Gleichberechtigung, wurden zum Auftrag dieser Organisationen und Genossenschaften.Deren Mitglieder sind hauptsächlich Bauern der Insel Panay, die Bananen und Mascobado-Zucker anbauen. Der wichtigste Handelspartner von PFTC ist die italienische Fair-Trade-Organisation „Ctm altromercato“, die jährlich 700 Tonnen Mascobado-Zucker aus den Philippinen importiert und an die Weltläden weiterverkauft.

Der Zucker ist so zu einer wichtigen Einnahmequelle für die Bewohner von Panay geworden. Dennoch herrscht in Philippinen große Armut.  „Es ist ein Teufelskreis“, erzählt Ruth Salditos. Vor zwei Jahren wurden die Philippinen von einem der stärksten tropischen Wirbelstürme, die seit Beginn verlässlicher Wetteraufzeichnungen beobachtet wurden, heimgesucht. Insgesamt 500.000 Familien waren von dem Taifun „Hayan“ betroffen. Die Hilfe hat aber nur 23% der Opfer erreicht und die Situation vieler Personen, die in Armut lebten, hat sich nochmals verschlechtert.

„Die Unfähigkeit des Präsidenten zu regieren und sich für die Bedürfnisse der Bevölkerung einzusetzen ist offensichtlich“, Ruth Salditos  prangert die korrupte politische Führungsklasse in Philippinen an. Sie ist aber nicht die einzige, die das Vertrauen in der Regierung verloren hat. Die Beliebtheit des amtierenden Präsidenten Benigno Aquino schwindet kontinuierlich. Den Tiefpunkt hat sie im Jänner dieses Jahres erreicht, als 44 Soldaten im Kampf gegen philippinischen Rebellen getötet wurden. „Der Präsident hätte dieses Blutbad in Mamasapano verhindern können“, ist Ruth Salditos überzeugt: „Auch die Mitglieder des philippinischen Senats haben ihm die Schuld des Massakers zugewiesen“.

„Obwohl das Bruttoinlandsprodukt der Philippinen im Jahr 2013 um 7% gestiegen ist, gibt es keine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Bevölkerung“,  beklagt Ruth. Die grassierende Korruption, die Spekulation, der Verkauf von öffentlichen Gütern an ausländischen Investoren und die Militarisierung des Landes verhindern die Erholung der philippinischen Wirtschaft. „In Panay und Ilo Ilo City sind fünf militärische Truppen stationiert. Sie nennen sich ‛Gruppen für die Promotion des Friedens und der Entwicklung’“, erklärt Ruth mit einem bitteren Lächeln.

Jeder und Jede, der sich kritisch gegenüber der Regierung äußert, kann ausspioniert werden. Es verschwinden immer wieder Menschen.  Der ehemalige Präsident des „Panay Fair Trade Centers“ Romeo Capalla, Bruder des philippinischen Erzbischofs, wurde letztes Jahr in einem kleinen Dorf der Provinz Iloilo erschossen. Zwei Monate später wurde in der gleichen Provinz auch ein Bauer ermordet – er war auf dem Weg zur Mühle mit seiner Ernte, die er als Mitglied der Genossenschaft KAMADA der PFTC verkauft hätte.

Wenn sogar der Bruder des Erzbischofs getötet wurde, so kann sich  niemand mehr sicher fühlen. Das wissen auch Ruth und ihre Eltern. Wenn die Menschenrechtsaktivistin einmal abends später nach Hause kommt, so fürchten ihre Eltern schon das Schlimmste. Ruth wurde nämlich der „Rebellion“ angeklagt. „Sie sagen, ich hätte mit einem Gewehr in der Hand an der Seite der Rebellen gekämpft!“, erzählt sie, „dabei habe ich Zeugen, die bestätigen, dass ich an jenem Tag im Büro war“.  Ruth ist aber eine starke Frau, die sich nicht so leicht von ihren Vorhaben abschrecken lässt.

Wenn Romeo hier wäre so würde er sagen: ‘Wir müssen weitermachen, denn das was wir machen, ist richtig’“, ist sich Ruth sicher. Sie will sich vor allem für eine bessere Bildung einsetzen, denn nur so kann das Bewusstsein der Bevölkerung gestärkt werden: „Wir wollen Veränderung; Veränderung in der Regierung und im Leben der Bauern“.

„Wir wissen, dass es nicht leicht ist, aber wir geben nicht auf!“