Economy | Baubranche

Nicht jammern, sondern Impulse setzen

Dem Südtiroler Bauwesen geht es miserabel, sagen Bauunternehmer-Präsident Thomas Ausserhofer und Michl Ebner von der Südtiroler Handelskammer. Auch Großprojekte wie BBT und Bahnhofsareal sind keine Rettungsanker.
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Foto: upi

In einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts – WIFO ist auf den ersten Blick nicht viel Tragisches zu entdecken, doch Michl Ebner der die Zahlen präsentiert, lenkt die Aufmerksamkeit auf die aussagekräftigeren Ziffern. So ist die Anzahl der im Handelsregister eingetragenen Baufirmen seit 2005 zwar leicht angestiegen (von 6.644 auf 6.928), doch die tatsächlich operativen Unternehmen sind zurückgegangen, an die 450 Firmen hätten dichtgemacht. Auch ist die Zahl der unselbständig Beschäftigten im Bausektor von rund 17.000 vor sieben Jahren auf 10.000 im Jahr 2012 gefallen. “Es herrscht Alarmstufe eins”,  beschwört der Handelskammerpräsident, und zeigt auf den prozentuellen Anteil der Südtiroler Bauwirtschaft am Wertschöpfungsindex BIP: 6,3%, hinter jenem der Trentiner (6,7%) und Nordtiroler (7,4%).

Diese Daten haben die privaten Bauunternehmer auf den Plan gerufen. “Wir wollen nicht immer nur jammern,” sagt Präsident Thomas Ausserhofer, “sondern aktiv zukunftsfähige Lösungen präsentieren.” Zehn Punkte werden bei der Pressekonferenz am Bozner Bahnhofsgebäude vorgestellt. Zehn Punkte, die die Faktoren Leadership, Kompetenzen, Anreize und Mittel stärken sollen. Den Bahnhof wählte man ganz bewusst, weil der Ort Hoffnungen für die Baubranche birgt. “Zwar wird das Projekt für die Baubranche erst richtig interessant, wenn der Eigentümer des Areals, also die italienischen Eisenbahnen das Territorium verkaufen,” erklärt Michl Ebner auf die Frage hin, inwieweit die Bauunternehmer mit dem Bahnhofsprojekt konkret liebäugeln. “Zufällig habe ich gestern erfahren, dass die Eisenbahnen im nächsten Jahr über 32 Großprojekte entscheiden werden, darunter auch das Projekt Bozen,” lässt Ebner wissen. Sollte es hier jedoch zu einer europaweiten Ausschreibung kommen, könnte die einheimische Baubranche trotzdem in die Röhre schauen, ebenso bei einem weiteren Großbauprojekt, dem Brennerbasistunnel, wo die Ausschreibung europaweit erfolgen muss. Beim Bahnhofsareal könnte ein “Private-public-partnership” bzw. eine Land-Gemeinde-Finanzierung die Weichen zugunsten der lokalen Bauunternehmer stellen.

Die zehn Thesen, die das Kollegium der Bauunternehmer präsentiert hat, werden der Öffentlichkeit nun mehrfach vorgestellt, vor allem über die Medien. Die Südtiroler sollen dazu mitdiskutieren, können ihre Meinung dazu sagen, über facebook, über e-mail oder per Post.