Society | Kakaopreise

Kleine Preissteigerung, große Wirkung

Nach einem angedrohten Ausfuhrstopp ist der Preis für Kakaobohnen nun gestiegen. Darüber ist man auch in Südtirol erfreut.
Kakaoplantagen Kroanamu
Foto: Simon Profanter

Als Reaktion auf stagnierende Weltpreise für Kakao, drohten die Hauptexportländer seit Mitte Juni 2019 einen Exportstopp an. Dass man schlussendlich Erfolg hatte und der Preis erhöht wurde, sei auch dem Druck der Konsumenten weltweit zu verdanken, ist man sich bei der Organisation für eine solidarische Welt (OEW) sicher. 

„Für die meisten Menschen in Ghana zahlt es sich nicht mehr aus, Kakao anzubauen. Der Weltpreis ist so niedrig, dass die Bauern vom Erlös ihrer harten Arbeit kaum leben können. Deshalb ist es von enormer Wichtigkeit, dass sie den Preis mitbestimmen können.“, erklärt Kingsley Asamoah, Agrarökonom und Berater für Kakaobauern bei der staatlichen Einrichtung Ghana Cocoa Board. Ghana ist nach der Elfenbeinküste zweitgrößter Exporteur von Kakaobohnen weltweit.  Jede fünfte Kakaobohne, die als Schokoriegel, Kakaopulver und Kuvertüre in Europas Läden landet, stammt aus Ghana. Nun forderten die beiden westafrikanischen Länder gemeinsam erstmals einen höheren Kilopreis für die Rohware auf dem Weltmarkt.

Von 2,2 auf 2,6 Dollar sollte der Preis für das Kilogramm Kakaobohnen steigen. Angesichts des geringen Anteils am Verkauf für die produzierenden Landwirte von gerade einmal 6,6%, scheint die Preiserhöhung auf den ersten Blick unbedeutend. Doch für die Kakaobauern wurde der Preisunterschied in den vergangenen Jahren zur Existenzfrage. Die kürzlich erkämpfte Erhöhung ist eine Erleichterung für die Bauersfamilien, wenngleich sie keinen Wohlstand schafft. Rund 800.000 Menschen arbeiten in Ghana auf Kakaoplantagen, darunter auch Kinder. Der Großteil davon ist nach wie vor von Armut bedroht. Versicherungen für Ernteausfälle sowie Vorfinanzierungen für neue Pflanzungen gibt es nicht.

 

Es könne nicht sein, dass Landwirte, die täglich auf ihren Feldern arbeiten, kein menschenwürdiges Leben führen können, da sie nicht genug verdienen, meint Verena Gschnell, von der OEW. Man müsse mehr Druck auf die Konzerne und den Weltmarkt ausüben. „Es gibt immer mehr Menschen, denen es nicht egal ist, unter welchen Bedingungen ihre Lebensmittel hergestellt werden“, so die Leiterin des Bereichs Bewusster Konsum.

Durch Initiativen wie den „Schokokoffer“ in Südtirols Schulen, der den Weg der Kakaobohne zur fertigen Schoko-Tafel für Schüler illustriert, will die OEW für globale Zusammenhänge sensibilisieren. „In unserem Wirtschaftssystem entfernen sich Konsumenten und Produzenten immer weiter voneinander und es ist fast unmöglich geworden eine Beziehung aufrechtzuerhalten. Umso mehr müssen wir transparente Lieferketten und somit einen gerechten Handel fordern“, betont OEW-Geschäftsführer Matthäus Kircher.