Innerbichlers Erbe
37.464.471 Millionen Euro oder 7.017 Euro pro Kopf: Das ist das Ergebnis einer Anfrage des Bündnisses Taufers2010 zur Schuldensituation in ihrer Gemeinde. „Damit führt Sand in Taufers nunmehr mit Abstand die Rangliste der höchst verschuldeten Gemeinden in Südtirol an“, kommentieren die Oppositionsräte die finanzielle Situation des Dorfes. Immerhin lag die durchschnittliche Pro-Kopf-Verschuldung in Südtirols Gemeinden im Vorjahr bei 1620 Euro. Als Negativrekord wurde damals die Pro-Kopf-Verschuldung der Gemeinde Vöran mit 4.584 Euro angegeben.
Nun dagegen haben sich die Befürchtungen und Kritiken von Taufers2010 der vergangenen fünf Jahre bewahrheitet, schreibt das Bündnis. Dabei wurden bei der Mitteilung der direkten Verschuldung durch die Gemeindeverwaltung sogar noch Daten vergessen – „wie Lieferanten- und sonstige Verbindlichkeiten im Ausmaß von ca. drei Millionen Euro“, so die Gemeinderäte von Taufers2010. Einen wesentlichen Beitrag zur Rekordverschuldung haben die beiden Inhouse-Gesellschaften Taufer GmbH und Sportcenter GmbH, also die Betreibergesellschaften des örtlichen Fernwärmeprojektes sowie des Schwimmbades Cascade.
Was bleibt von der Vorzeigegemeinde?
Eine nüchterne Bilanz des Projektes „Vorzeigegemeinde“, das der ehemalige Bürgermeister Helmuth Innerbichler nicht nur im Bereich Energie verfolgte. Nun müssen sich Innerbichler und sein Vize Meinhard Fuchsbrugger wegen Amtsmissbrauchs in einem Hauptverfahren verantworten. Und statt weiter üppige Investitionen zu tätigen wird man in Sand in Taufers in den kommenden Jahren mit der Sparstift in der Hand wirtschaften müssen. Kein leichtes Unterfangen für den neuen Bürgermeister Sigfried Steinmair, der nun die Suppe auslöffeln muss, die sein Vorgänger hinterlassen hat. „Ich habe schon gewusst, auf was ich mich einlasse“, meint Steinmair. Auch wenn es heiße, dass sein Vorgänger die Gemeinde vor zehn Jahre noch schuldenfrei übernommen hätte: „Es bringt jetzt nichts in Jammern oder Panik auszubrechen“, so der neue Sandner Bürgermeister. Seine Losung: Schauen wir nicht nur auf die Schulden, sondern auch darauf, was damit geschaffen wurde. Ganz außen vor lässt Steinmair seinen Vorgänger dann aber auch nicht. „Sagen wir, den Investitionen der Vergangenheit wurden nicht immer kluge Finanzierungsmodelle und sehr optimistische Annahmen zu Grunde gelegt."
Das gilt sowohl für das Prestigeprojekt Cascade, das der Sportcenter GmbH seit Jahren saftige Verluste beschert, wie auch das ambitiöse Fernwärme-Projekt der Gemeinde, dem bislang die Kunden fehlen – was die Gemeindegesellschaft Taufer GmbH ebenfalls teuer zu stehen kommt. Ein Problem, das vor allem damit zu tun hat, dass die Gemeinde schon vor der Fernwärme auf Gas gesetzt hat. „Das macht es im Moment ein wenig schwer für die Taufer GmbH, weil sie im Wettkampf um die Kunden noch nicht die besseren Karten hat“, sagt Sigfried Steinmair. Er glaubt jedoch fest daran, zumindest langfristig beide Projekte auf eine finanziell stabilere Basis stellen zu können.
Auslaufender Präsident
Ob das funktioniert, wenn das alte Regime in Person des ehemaligen Vize-Bürgermeisters Meinhard Fuchsbrugger immer noch an der Spitze der Taufer GmbH steht, ist fraglich. Der kassiert angesichts der desolaten wirtschaftlichen Lage der Gesellschaft ein „unverhältnismäßig hohes monatliches Honorar von 1.700 Euro“, wie Taufers2010 kritisiert. Vor allem aber sieht das Oppositionsbündnis einen eindeutigen Interessenskonflikt des Präsidenten der Taufer Gmbh, der gleichzeitig in der Person des Käufers und des Verkäufers der Gesellschaft auftrete. Ihr Antrag an den Bürgermeister, Fuchsbrugger zum vorzeitigen Rücktritt aufzufordern, sei allerdings von 14 SVP-Räten abgelehnt worden, kritisieren die Gemeinderäte. „Der Vorwurf des Interessenskonflikts muss erst juridisch belegt werden“, rechtfertigt Steinmair das Vorgehen. Seine Strategie: In einem halben Jahr werde die Führung der Gemeindegesellschaft ohnehin erneuert. Dann wird die Ära Innerbichler in Sand in Taufers wohl definitv beendet.