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Dreams That Money Can Buy

In dieser Folge präsentieren wir Philip Wiegards künstlerische Praxis, die Wünsche, Erwartungen und Anforderungen an Kreativität kritisch in Frage stellt.
We First, Philip Wiegard
Foto: Philip Wiegard
  • SALTO Artstore: Lieber Philip, im Sommer 2023 haben wir, das Team von Eau&Gaz, dich auf Schloss Gandegg eingeladen, um gemeinsam mit den Eppaner Kindern die Kids' Factory umzusetzen. Bei diesem Projekt stellen die Kinder unter deiner Anleitung Wandtapeten her, die am Ende Teil deiner Ausstellung "Dreams That Money Can Buy" auf Schloss Gandegg waren. Seit zehn Jahren führst du dieses Projekt in verschiedenen Städten wie Berlin, Hong Kong und Zürich durch. Wie bist du auf diese Idee gekommen und warum arbeitest du dabei immer mit Kindern?

    Philip Wiegard: Bei der Herstellung der Tapeten kommt eine alte handwerkliche Technik zum Einsatz, die ich lange Zeit selbst praktiziert habe. Dabei wird ein bestimmter Bewegungsablauf bzw. eine Choreografie mehrmals wiederholt und das Muster entsteht sozusagen als Spur dieser Handlung. Diese Arbeitsweise kommt den Kindern sehr gelegen und es macht ihnen auch großen Spaß. Tatsächlich sind Kinder hervorragende Assistent*Innen, solange man mit ihnen etwas macht, das ihren Fähigkeiten entspricht.

     

    In der Ausstellung sind die Wandtapeten mit den Titeln "Caro", "Gravity" und "Drill" zu sehen. Könntest du mir erzählen, wie du auf diese Titel gekommen bist und welche Bedeutung sie in Bezug auf das Muster haben?

     Das rote Muster heißt "Caro". Caro war von Anfang an der Arbeitstitel für dieses Muster, wobei ich ursprünglich nur an kariert dachte (wegen der verschiedenen Schichten, die sich überkreuzen). Erst später ist mir aufgefallen, dass caro im italienischen ein sehr gängiges Wort ist. Dessen Bedeutung von lieb und gleichzeitig teuer finde ich spannend, sozusagen der emotionale und der finanzielle Wert in einem Wort.

     Das blau-gelbe Muster entstand aus meinen Experimenten mit Federn der Pfauen, die am Schloss in einer Voliere leben. Das Muster heißt „Gravity“, ein offener und poetischer Titel, der vieles bedeuten kann. Ich finde, das Wort passt sehr gut zu dem vertikalen Muster und der feudalen Schwere, die es ausstrahlt. Indirekt gibt es auch einen Verweis auf den Pfau, nämlich auf dessen schweren Schwanz und auf das sogenannte "Handicap Prinzip", einer möglichen Erklärung, für dessen evolutionäre Entstehung: sozusagen eine zur Schau gestellte Verschwendung von Ressourcen.

     Das grüne Muster heißt "Drill". Von allen bisherigen Mustern gibt dieses den Kindern am meisten Freiheiten bei der Umsetzung. Dadurch fällt es als Muster fast auseinander und wird nur von den dünnen regelmäßigen Drähten zusammengehalten. Das ist für mich der Drill und natürlich auch die gedrehten Ranken selbst.

     

    Seit mehreren Jahren arbeitest du mit einem ungewöhnlichen Material: Deine Bilder sind nicht gemalt, sondern aus der Modelliermasse FIMO gefertigt. Dieses Material ist eher in der Hobbyszene bekannt, und ich habe es vor deinen Arbeiten noch nie im Kunstkontext gesehen. Wie bist du auf diese Idee gekommen, und was hat es mit den Namen auf sich, die neben dem Titel deiner Werke aufgeführt sind?

     Ich wurde zuerst auf FIMO aufmerksam, als ich online nach einer populären künstlerischen Ausdrucksform bzw. Technik suchte. Neben der Vielseitigkeit des Materials interessierte mich vor allem seine weite Verbreitung und die visuelle Präsenz im Internet. Die weltweite Community, die mit diesem Material arbeitet, war von Beginn an eine wichtige Inspirationsquelle und ist für mich mittlerweile so etwas wie eine zweite Heimat geworden. Alle Künster*Innen, mit denen ich kollaboriere, werden natürlich auch namentlich genannt.

  • Dein Bild „We first“, das Farfalle-Nudeln zeigt, wird im SALTO Artstore verkauft. Es ist eine tolle Arbeit, weil es auch den Herstellungsprozess deiner Fimo-Bilder mit erzählt. Kannst du mir etwas mehr darüber erzählen? 

    Die Arbeit mit FIMO hat sehr viele Parallelen zum Kochen bzw. backen. Zum Beispiel lässt sich ein Pastateig fast genauso verarbeiten wie FIMO und in beiden Fällen kommt auch die Pasta Maschine zum Einsatz. Auf jeden Fall findet beides- die Arbeit mit FIMO und das Kochen- vor allem im häuslichen Kontext statt. Leider wird der häusliche Bereich nach wie vor immer noch Frauen zugeordnet und das ist wahrscheinlich auch ein Grund, warum die FIMO Community fast ausschließlich aus Frauen besteht. Gleichzeitig ist es auch ein Grund, warum FIMO in einem professionellen Kunstkontext eigentlich nicht vorkommt. Dafür braucht es eine Art Übersetzung, die ich in meinen FIMO Arbeiten unter anderem durch die Vergrößerung von einzelnen Elementen erreiche. Wird etwas aufgeblasen, so sieht es automatisch mehr nach „Kunst“ aus, wie z. B. Jeff Koons gezeigt hat.

  • Seine Ausstellung „Dreams That Money Can Buy“ war bis 5. August 2024 im Schloss Gandegg in Eppan zu sehen.

    Webseite: www.philipwiegard.com

  • Werkangaben

    Künstler: Philip Wiegard

    Titel des Werks: "We First"

    Jahr: 2020

    Material: Polymer Clay Mosaik 

    Dimension: 40,4 x 29,5 x 0,2 cm

    Auflage: Unikat

    Preis: 3.500 €

  • Das Bild "We First" Foto: Philip Wiegard
  • SALTO hat mit dieser digitalen Galerie einen speziellen Raum für Künstler aus dem Euregio-Tirolo-Gebiet geschaffen.
    Die Kunstwerke werden exklusiv im Artstore von SALTO präsentiert.

    Artstore ist ein Projekt, das von der Kulturvereinigung BAU entwickelt wurde. Heuer liegt die Kuratorenschaft in den Händen von Eau&Gaz, ein Residenzprogramm für KünstlerInnen, KuratorInnenund andere im Kulturbereich tätige Personen. Seit 2022 organisiert es auch das Kultur- und Bildungsprogramm auf Schloss Gandegg in Eppan. Für den Artstore hat sich das Team von Eau&Gaz entschieden, künstlerische Positionen vorzustellen, die sie dieses Jahr in Südtiroler Ausstellungen anzutreffen sind. Eau&Gaz wird von Kathrin und Sarah Oberrauch sowie Johannes Nowak kuratiert.

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    Foto: SALTO