Culture | Salto Afternoon
Quasi celeste
Foto: Privat
Der Wunsch, Musik zu machen, ist bei den Teilnehmern während zwei Jahren pandemiebedingter Pause nur gewachsen. Das Projekt „Musica senza confini“ ermöglicht, dass dieser Wunsch für sieben Musiker - Klaivert, Stefano, Debora, Matteo, Silvano, Marco und Alice - in Erfüllung geht. Man gibt den fünf Musikern mit besonderen Bedürfnissen nicht nur Instrumente in die Hand, welche auf ihre Fähigkeiten zugeschnitten sind, sondern mit Manuele Maestri auch einen professionellen Musiker mit großem Know-How und Herz, der eigens für die Proben aus Venedig anreist. Ich hatte das Vergnügen, gestern bei den Proben vorbei zu schauen, bei welchen „Così celeste“ von Zucchero und „Baby Can I Hold You“ von Tracy Chapman eingeübt wurden. Trotz einer gewissen Anspannung vor dem näher rückenden Konzert am 12. November im Tetro-Cinema Rainerum (20.30 Uhr) hatte man bei aller Konzentration auch sichtlich und hörbar Spaß. Es wurde viel gelacht, etwa als ein Salto-Reporter beim Durchqueren des kleinen Raumes versehentlich in die Ultraschallschranke eines der Instrumente geriet, was wenig musikalisch klang.
Wer sich einen Eindruck davon machen möchte, wie das Endresultat solcher Probearbeiten klingen sollte, der kann das vorab schon am YouTube-Kanal von Musica senza Confini machen und sich zu Videos weiter klicken, in welchen die Technik hinter den Instrumenten erklärt wird. Oder man wartet noch zwei Wochen auf den mit Sicherheit hochemotionalen Moment des Live-Auftritts. Davor hatte Salto.bz aber einige Fragen an Maestri, sowie Stefano Minozzi, Präsident der UILDM und Alice Scapin, die neue Sängerin von „The Rolling Wheels“.
Salto.bz: Von wem kam die Idee, hier gemeinsam Musik zu machen?
Manuele Maestri: Ich habe das Projekt Stefano vorgeschlagen und kam vor drei, vier Jahren hier her für eine Präsentation. Die Musiker haben die verschiedenen Instrumente durchprobiert und dann hat die gemeinsame Tätigkeit begonnen.
Herr Maestri, wie schwierig war es, für jede Person das passende Instrument zu finden?
Maestri: Die Instrumente kommen aus allen Ecken der Welt, einige von ihnen habe ich selbst gebaut. Immer wenn ich einen Verein besuche und sehe, welche Schwierigkeiten ein Musiker hat, finde ich einen Weg, wie man sie lösen kann und finde etwas, das passt.
Um welche Art von Instrumenten handelt es sich?
Maestri: Wir reden hier von vereinfachten Tastenleiste und vielen Sensoren, die gerade nicht alle hier sind. Es gibt etwa auch eine Flöte, auf der Stefano pustend spielen und mit dem Neigungswinkel die Note ändern kann, oder das Ultraschallmikrofon, welches wir bereits gesehen haben. Man wechselt von Lied zu Lied und von Musiker zu Musiker.
Herr Minozzi, waren vom Projekt sofort alle begeistert oder gab es Vorbehalte?
Stefano Minozzi: Am Anfang war es etwas schwierig. Enthusiasmus war da, aber als es dann darum ging, die Initiative zu ergreifen und ein mal in der Woche, mit Regelmäßigkeit hierher zu kommen, mussten wir etwas aussieben. Es sind wir fünf und die beiden - sagen wir mal so - Nicht-Behinderten geblieben, die seit einem Jahr mit uns spielen, an Gitarre und Bass.
Wie lange gibt es „The Rolling Wheels“ nun schon?
Minozzi: Sagen wir, es ist diese die dritte Ausgabe, für die wir zusammen spielen.
Maestri: …ja nach 2 Jahren Pause, wegen Covid. Wir haben schon an zwei kleineren Auftritten teilgenommen und dürfen jetzt mit „Così celeste“ bei der zehnten Gala della Magia eröffnen.
Wie haben Sie das Lied ausgesucht?
Minozzi: Wir machen Vorschläge und Manuele beurteilt sie, weil er im Vergleich zu uns mehr von Musik versteht. Er weiß, wie die Lieder an unsere Bedürfnisse anzupassen sind und entscheidet, was machbar ist und was nicht.
Maestri: Was wichtig zu erwähnen ist, ist dass die Musiker die Instrumente nicht zuhause haben. Sie üben hier. Deswegen können wir keine Lieder mit gehobenem Schwierigkeitsgrad aussuchen.
Es muss schwierig gewesen sein, als in den Pandemie-Jahren ein Projekt wie dieses nicht möglich war…
Minozzi: Auf jeden Fall, besonders, weil man zusammen kommt und Zeit mit einander verbringt. Als es dann wieder losging, war das immer besonders schön. Wir nähern uns mit vielen, meinerseits vielleicht auch zu vielen Emotionen dem Termin für das Konzert.
Frau Scapin, wie geht es Ihnen als Sängerin mit Ihren Band-Kollegen? Haben Sie ein gutes Gefühl?
Alice Scapin: Auf jeden Fall, das kann ich nicht leugnen. Ich studiere Gesang, seit ich 15 bin, hatte es aber vorher noch nie mit einer Band versucht. Deswegen ist das Gefühl ein ausgesprochen starkes. Ich kannte bereits Matteo und seine Mutter, deswegen gehören sie quasi zur Familie. Ich würde nichts ändern.
Häufig sind die Sängerin oder der Sänger auch die Bandleader. Geht es Ihnen auch so?
Scapin: Nein, da bin ich entspannter. Ich bin für niemanden Leader. Ich studiere zwar seit vielen Jahren, hatte aber nie dieses Gefühl. Die Band schafft es, dass ich viele Emotionen empfinde, soviel steht fest - sie sind die Freude meines Lebens. Ich bin erst seit Kurzem in der Band, aber live aufzutreten, war schon als Kind mein Traum. Ich singe meist zu vorgefertigten Tracks und es nun mit den Musikern zusammen zu tun, verwirklicht meinen Traum, dank allen.
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