"Bis Jahresende bleibt alles beim Alten"
Südtirols Sanität bleibt eine Baustelle mit immer neuen Losen. Eines davon startet am heutigen 25. November mit Inkrafttreten der neuen EU-Richtlinie zu den Arbeitszeiten in Krankenhäusern. Antworten auf die Alarmrufe von Südtirols Primaren zu den Auswirkungen von strikteren Pflichtruhezeiten für Ärzte will der Sanitätsbetrieb gemeinsam mit der Gesundheitslandesrätin am Mittwoch Vormittag geben. Schon am Abend davor wurde Martha Stocker in einer Spezialausgabe des RAI-Formats Pro & Contra von Peter Thalmann und dem Chefredakteur der Neuen Südtiroler Tageszeitung Arthur Oberhofer noch einmal zum Urstreit der Südtiroler Sanitätsreform in die Mangel genommen: den Geburtenstationen.
Werden sie in Sterzing und Schlanders erhalten bleiben, war die Frage, die nach den teils verwirrenden Meldungen der vergangenen Wochen einmal mehr im Mittelpunkt der Sendung stand. Die einzige sichere Antwort, die Stocker darauf gab: bis Jahresende auf jeden Fall. Denn das frisch verabschiedete Dekret, das den Südtirolern ermöglicht, bei einer Fachkommission um Ausnahmen bei Geburtenzahlen und eventuell auch dem Aktivdienst von vier Fachärzten anzufragen, sieht für die Entscheidung dieses Fachgremiums eine Frist von 90 Tagen vor. Bis Jahresende wird also sicher nichts entschieden, erklärte Martha Stocker. Denn man gehe zumindest davon aus, dass mit der Anfrage auch die Frist verlängert wird, wonach die Bestimmungen des Abkommens der Staat-Regionen-Konferenz mit Anfang 2016 verpflichtend einzuhalten sind. Dennoch würden derzeit zur Sicherheit Ausschreibungen für die fehlendenden Fachkräfte vorbereitet. Und zwar nicht nur für Sterzing und Schlanders. Denn, wie die Gesundheitslandesrätin einräumte: Auch in den Geburtenstationen von Meran, Brixen und Bruneck kann eine 24-Stunden-Abdeckung mit drei FachärztInnen und einer Hebamme derzeit nicht gewährleistet werden.
Unsichere Ausgangslage
Ob die Fachleute in Rom diesbezüglich ein Auge zudrücken, ist laut Stockers Aussagen immer noch äußerst unsicher. Immerhin ist im nun verabschiedeten Dekret der Gesundheitsministerin nur von der Mindestzahl an Geburten die Rede, für die um Ausnahmen angesucht werden kann. „Von den vier Fachmenschen sagt das Dekret dagegen nichts“, so Martha Stocker. Dennoch habe man nun auch in der Landesregierung beschlossen, in der Anfrage auch an die Fachkommission das brennende Thema der personellen Besetzung mitzureichen.
Auf prozentuelle Schätzungen, wie wahrscheinlich das Überleben von Sterzing und Schlanders ist, ließ sich die Gesundheitslandesrätin vor diesem Hintergrund nicht ein. „Sie werden verstehen, dass ich als Nicht-Fachfrau nicht gescheiter sein will als Fachkommissionen.“ Auch der Versuch, Stocker einen Rüffler für ihre Parteikollegen abzuringen, die sie in der Reform allzu oft im Regen stehen gelassen haben, ging trotz mehrerer Anläufe des Duos Thalmann-Oberhofer ins Leere. Als Gesundheitslandesrätin, die Menschen in verschiedenen Situationen ihrer Krankheiten im ganzen Land im Auge habe, habe sie zwar vielleicht manchmal eine andere Sichtweise, als jemand der für die Partei verantwortlich sei oder das vertrete, was vor Ort mitgegeben wurde, räumte Stocker zwar ein. „Doch das Wichtige ist, dass wir am Ende bei den Entscheidungen wieder zusammenfinden – und das ist bisher immer der Fall gewesen.“