Foto: Mumelter
Society | #alsodann
Shoppen 1: Will haben
Die Vorweihnachtszeit nervt. Da setzt mir die Fernsehwerbung dauernd unbekannte Familien ins Wohnzimmer, die sich friedlich anlächeln und glücklich vor Paketen strahlen. Als ob es im wirklichen Leben auch nur annähernd so wäre. Na ja, vielleicht hilft mir eine „Merci“-Schokostange weiter. Oder Schnaps.
Die Vorweihnachtszeit nervt. Draußen unter den Girlanden promenieren päckchentragende Massen mit durchgeforenen Zehen den glücklich-leeren Blick suchend auf weitere Befriedigung gerichtet. Ausweichen ist schwer. Überall droht ein weiterer Christkindlmarkt mit musikalischer Endlosschleife, am Berg genauso wie im Tal, „draußen“ genauso wie „unten“, sogar in Palermo. Christkindlmärkte haben die christliche Vorstellung von Weihnachten in die Hand genommen und für den Kommerz umgestaltet. Europaweit. Mindestens. Und alle tun mit, auch Gläubige. Aus dem still-besinnlichen, dunkel-asketischen Advent wurde ein bejingelter Einkaufshype, bei dem es über Wochen leuchtet, klingelt, klimpert und glühweint, nur damit das Geldtaschl locker sitzt.
Draußen unter den Girlanden promenieren päckchentragende Massen mit durchgeforenen Zehen den glücklich-leeren Blick suchend auf weitere Befriedigung gerichtet.
Wenn ich mich mutig oute und erkläre, dass ich von Geschenken, Kartlen und all dem Kram nichts mehr wissen will, herrscht betretenes Schweigen (wie so oft bei Outings). Oder man wirft mir vor, ich sei unromantisch. Na sowas. Das Christkind ist schon lange entflogen, der Glaube auch. Heute regiert ein Mann, der Weihnachtsmann. Kein Engel flattert mehr nachts durch die Wohnung und holt die Kekse ab, die erst an Heiligabend wieder auftauchen. Die meisten Kekse sind bis zum 24. schon verdaut. Weihnachten ist futsch. Die Kasse klingelt.
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