Society | Ausstellung

Geschlechterrollen auf dem Prüfstand

Sandra Sordini setzt sich in ihrer Diplomarbeit mit Geschlechterrollen und -bildern auseinander. Am 7. März eröffnet sie ihre Ausstellung auf dem Bozner Kornplatz.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

„Contro verso“ nennt die Kommunikationsdesignerin ihre Diplomarbeit, in deren Rahmen sie Personen eine Stimme geben will, „die in den Mainstream-Medien oftmals unterrepräsentiert sind, oder die entweder durch ihre persönliche Biografie oder mit ihren Sichtweisen gegen den Strom schwimmen“. Sordini will in ihrer Ausstellung nicht ausschließlich frauenspezifische Themen in den Vordergrund stellen, sondern Fragen rund um Geschlecht, Stereotype, Normalität, Liebe, Sexualität, Schönheit, Macht und Gesellschaft in den Mittelpunkt rücken. „Mit meinem Projekt will ich eine Reflexion darüber anregen, dass Kategorien wie ‚männlich und weiblich‘, ‚homo- und heterosexuell‘, ‚ausländisch‘, ‚normal‘ und so weiter nicht naturgegeben sind. Diese Kategorien entstehen in unserer Gesellschaft und liegen damit in unserer Verantwortung“, berichtet Sordini. Direkt thematisiert wurden Genderthematiken in den Kursen zwar nicht, so die Studentin der Fakultät für Design und Künste. „Selber habe ich mich jedoch schon länger mit dem Thema beschäftigt, da mich soziale und psychologische Aspekte allgemein interessieren, und ich diese auch in meine Arbeit als Designerin einbinden möchte.“

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen - wie etwa den Donne Nissà, Centaurus, GEA - sowie einigen Schulen sammelte die junge Gossensasserin Materialien: Kinder zeichneten Superheldinnen, sie sammelte Stimmen aus der LGBT-Gemeinde (LGBT steht für lesbian, gay, bi, trans) und Fotos aus dem Alltag obdachloser Frauen. Die 22-Jährige führte Interviews und Workshops mit insgesamt etwa 200 Personen aus Bozen und Umgebung durch. Die gesammelten Materialien werden in der Ausstellung auf dem Kornplatz präsentiert: Interviews, Zeichnungen, Fotos und vieles mehr, um ein wichtiges Thema aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Beteiligt an dem Projekt war zudem das Amt für Familie, Frau und Jugend der Gemeinde Bozen.

Kostbare Erfahrungswerte

„Die schönsten Momente waren für mich jene, in denen ein reger Austausch stattfand, etwa bei einem Fotoworkshop mit jungen Mädchen“, berichtet Sordini. Dabei seien gängige Schönheitsideale der Werbung hinterfragt worden. „Es war mir auch ein Ziel, mit meiner Diplomarbeit aus dem Uni-Umfeld hinauszugehen und mich mit der ‚Außenwelt‘ zu beschäftigen.“ Dies wolle sie auch mit der Ausstellung erreichen. Sie selbst habe das Geschlecht einer Person immer als nebensächlich betrachtet, „allerdings spielt es gesellschaftlich betrachtet definitiv eine Rolle“, weiß Sandra Sordini und liefert direkt ein Beispiel: „An unserer Fakultät sind etwa 70% der Stunde Frauen, allerdings haben wir nur eine weibliche Professorin. Generell ist Macht noch in Männerhand, weshalb ich mich frage, woran das liegt.“

Die Ausstellung am 7. März steht unter dem Motto „Schluss mit Blumen, reden wir!“. „Es gibt nicht nur eine, sondern viele Rollen von Frauen in der Gesellschaft - wenngleich starre Rollenmuster und patriarchale Strukturen immer noch zu Diskriminierung führen - und das nicht nur von Frauen“, attestiert Sordini.