Economy | Testen

Der Mengenaufschlag

Der Sanitätsbetrieb kauft mit zwei verschiedenen Ausschreibungen 6 Millionen sogenannte Nasenflügeltests an. Dafür hat man 27,7 Millionen Euro veranschlagt. Die Details.
Nasenflügeltest
Foto: Roche
Im Morgengespräch von RAI Südtirol kündigt Thomas Widmann am Donnerstag an, dass der Sanitätsbetrieb insgesamt 5 Millionen sogenannte "Nasenflügeltests" ankaufen werde, um sie in den nächsten Monaten einzusetzen. „Der Test kostet, wenn man nur wenige kauft, 4,5 Euro“, erklärt der Sanitätslandesrat, „ich bin überzeugt, dass die Angebote viel, viel niedriger sind. Das heißt zwischen 3 und 4 Euro“.
Schaut man sich Rahmenbedingungen an, so muss man sagen, das Thomas Widmann in Sachen Finanzen sehr optimistisch ist.
Es sind vor allem zwei Nasenflügeltests, die derzeit auf dem Markt angeboten werden und die in Südtirol vom Sanitätsbetrieb eingesetzt werden. Der „Panbio COVID-19 Antigen-Schnelltest Nasal“ der Firma Abbott und der „SARS-CoV-2 Rapid Antigen Test Nasal“ von Roche. Beide Tests kosten für Privatabnehmer um die 6 Euro.
Wie üblich fällt der Preis bei Großbestellungen natürlich beträchtlich. Davon geht zumindest der Südtiroler Sanitätsbetrieb aus. Am 19. Februar 2021 wurde auf dem Ausschreibungsportal des Landes eine Markterhebung zur „Dringende Lieferung von immun-chromatographischen Schnelltests für die qualitative Bestimmung des Antigens des Virus SARS-CoV-2 auf Nasenabstrichen mit selbstdurchführbarer Abnahme für den Sanitätsbetrieb der Autonomen Provinz Bozen“ veröffentlicht. Der Sanitätsbetrieb will 1,8 Millionen solcher Tests ankaufen, mit einer Option für weitere 1,8 Millionen.
 
 
 
Die Unternehmen mussten ihr Interesse bis zum 12. März schriftlich bekunden. 42 Unternehmen zeigten sich an der Markterhebung interessiert und reichten ein Angebot ein. Ein Unternehmen erfüllte die Voraussetzungen nicht. Am 19. März beschließt der Sanitätsbetrieb die Ausschreibung einer „Rahmenvereinbarung“. Dabei werden 3,6 Millionen Nasentest ausgeschrieben. Die Ausschreibungssumme: 16,2 Millionen Euro. Das sind genau 4,5 Euro pro Test. 25 Unternehmen werden schließlich zum Verhandlungsverfahren eingeladen.
Weil die technischen Spezifizierungen sehr genau vorgegeben sind, entscheidet ausschließlich der Preis. Die Unternehmen können den Abschreibungsbetrag oder Abschläge anbieten. Dabei wird auch festgelegt, dass am Ende fünf Unternehmen zum Zug kommen.
 
  • 30% der Lieferung werden vom Erstplatzierten gekauft; 

  • 25% der Lieferung werden vom Zweitplatzierten gekauft; 

  • 20% der Lieferung werden vom Drittplatzierten gekauft; 

  • 15% der Lieferung werden vom Viertplatzierten gekauft; 

  • Die restlichen 10% der Lieferung werden vom Fünftplatzierten gekauft. 

 
Laut Ausschreibungsunterlagen muss die Ware zwischen dem 15. April und den 14. Oktober 2021 geliefert werden.
Dass man dabei schwerlich auf den von Thomas Widmann öffentlich erhofften Ankaufpreis zwischen 3 und 4 Euro kommt, dürfte aber jetzt schon klar sein. Denn der Sanitätsbetrieb macht parallel zu diesem Ankaufverfahren eine zweite, deckungsgleiche Aktion. Am 4. März wird eine weitere Markerhebung bekanntgegeben. Diesmal geht es um insgesamt 2,4 Millionen Nasentests. Auch hier werden als Richtwert pro Test 4,5 Euro angegeben. Also insgesamt 10,8 Millionen Euro.
Als der Sanitätsbetrieb an diesem Donnerstag, unmittelbar nach Thomas Widmann Ankündigung auf RAI-Südtirol auch hier den Ankauf mit denselben Bedingungen - wie beim der ersten Rahmenvereinbahrung beschließt, hat sich dieser Betrag aber plötzlich auf 11.496.000 Euro erhöht. Das sind 4,79 Euro pro Test. Dazu sind es insgesamt, wenn auch hier die Option löst: 6 Millionen Test Kits.
Dass diese zweite Lieferung teurer sein soll als die erste, kann wohl nur daran liegen, dass man gemerkt hat, dass man mit den ursprünglich veranschlagten 4,5 Euro pro Test nicht hinkommt - obwohl dieselben Anbieter zur Ausschreibung eingeladen werden.
Äußerst ungewöhnlich dürfte auch die Tatsache sein, dass bei einer Großlieferung von 6 Millionen Test Kits die zweite Lieferung mehr kostet als die erste. Normalerweise gibt es Mengenrabatt. Hier ist es aber umgekehrt.
Der Abnehmer zahlt anscheinend einen Aufschlag.
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Sebastian Felderer Fri, 03/26/2021 - 18:34

Was würde da die Stocker Martha dazu sagen, die mit Leib und Seele um den Abbau von Betten, Schließung von Abteilungen, nicht Nachbesetzung von Primarstellen, Einsparungen beim Personal, Zusammenlegung von Krankenhäusern gekämpft hat. 500 Millionen hat das Land schon zusammengeraubt, wo nimmt die Sanität die Millionen her? Nur um Plastikplunder zu kaufen, das dann in irgendeinem Lager verstaut wird oder klangheimlich entsorgt wird, wieder mit Millionenaufwand, weil Sondermüll.
Ich schreibe es hier schon öffentlich, auf die Gefahr hin, morgen zur Abdeckung dieser Defizite herangezogen zu werden. Es wird ein Akt des bürgerlichen Ungehorsams sein. Ich mach da nicht mehr mit.

Fri, 03/26/2021 - 18:34 Permalink