Punk, ich hab dich vermisst!
„Oh! Silbernogl”, werde ich von der Seite angesprochen. Ich drehe mich um, vor mir steht nun ein guter Freund und eine Institution des Punkrock in Südtirol, Patrick Santifaller, vielen auch schlicht und einfach unter dem Namen „Santi” bekannt, und ich muss grinsen. Solange dieser Mann ein Mikrofon halten kann, auf der Bühne steht und seine rauchige Stimme dieses Mikrofon verprügelt, zusammen mit der Dampfwalze Fabian Rainer am Schlagzeug, Maximilian Tschager am Bass und Michael Thaler an der Gitarre, so lange habe ich Hoffnung, oder die Gewissheit, dass Punk in Südtirol noch lebt, bzw. erlaube ich es mir, mich selbst als Punk zu betiteln.
„Oh Santi, olls guat?”
„Jojo, fahlt nicht, muas weiter gian, net?”
„Jo, Jo, geat schun ollm wieder, giamor amol oane tschiggn.”
Wir treten nach draußen, wir reden über dies und jenes, über vergangene Konzerte, über noch zu spielende Konzerte und über sonst welche Sachen, an die ich mich jetzt nicht mehr erinnern kann. Er sagte mir, dass er jetzt das Rauchen reduziert hätte und jetzt fast ausschließlich E-Zigarette rauchen würde. Als er jedoch sagte wie viel er rauchte, blieb mir schon beim Zuhören die Luft weg, doch das und genau das ist Santi und dafür lieben wir ihn.
Die ganze Truppe der „Vergessenen Schwänze“ war nun draußen versammelt und man witzelte über das ein oder andere verkorkste Festivalerlebnis und redete über Konzertdaten oder, dass die Gläser doch so schnell leer werden würden und man wartete gespannt auf Pizza.
Nach einigen Versuchen überwand ich die Stufen zum Kinosaal, mit meinem Freund dem Treppenlift, der anfangs nicht so mein Freund zu sein schien; und ich positionierte mich taktisch vorteilhaft vor dem Beamer.
„Superstonic Sound – The Rebel Dread”, ein Film über Punk und der Rasta-Bewegung im London der Siebzigerjahre. Erzählt von Don Letts, einem DJ des weltbekannten Punk- und Reggae-Lokals „Roxy”. Er arbeitete seine Jugend in diesem Film auf und erklärte, wie die Punk- und die Reggae-Szene in London entstanden sind, aus welcher Notwendigkeit heraus sie sich profilierte und woher diese Art der Rebellion ihre Vorbilder bezog.
Hier spielte die jamaikanische Community in London eine wichtige Rolle, die Ska und Calypso nach London brachte und somit auch Einfluss auf die neu entstehende Punk-Bewegung ausübte. Sein Sohn war auch dabei und sprach in diesem Film über den Einfluss dieser Bewegung und dieser Einstellung auf seine Musik, nämlich Dubstep. Sehenswerter Film.
„War”. Ein Lied, das jedem zu erklären versucht, oder besser gesagt, in die Fresse schreit, dass Krieg keine Lösung sein kann.
Danach ging es los. Forgotten Dicks Live On Stage. Ich liebe sie. Ein Lied angefangen, abgebrochen, anderes Lied angefangen. „War”. Ein Lied, das jedem zu erklären versucht, oder besser gesagt, in die Fresse schreit, dass Krieg keine Lösung sein kann.
Recht haben sie, Recht haben sie.
Ach, es ist so herrlich, seine Freunde, alle wohlauf wieder vor der Bühne versammelt zu sehen.
Bier fließt, fast in Strömen, und jeder ist damit beschäftigt, auf seine Art auszudrücken was ihm oder ihr die letzten zwei Jahre so gefehlt hat. Was wäre das? Livemusik und ganz besonders, so Scheiße schönen Punk, wie ihn nur die Forgotten Dicks produzieren. Die Crème de la Crème des schlechten Geschmacks. Einige Klassiker aus ihrem positiv klingenden Album „Worst Of...” und Spezialitäten aus ihrem 2021 erschienenen Album „What Else” zählten zum Repertoire. Herrlich schön, mit schiefen Tönen ausgestattete Soli peitschten über die Tanzfläche und eine gerissene Basssaite rundete schließlich ein gelungenes Konzert ab, an das ich mich noch lange erinnern werde.
Aber je mehr ich hier schreibe, desto mehr kommt mir vor, entferne ich mich der guten Beschreibung. Deshalb nehmt eure Brieftasche, schaut wo diese Chaos-Truppe das nächste Mal anzutreffen ist, und schaut sie euch an. Live Is Live und das wird sich auch niemals ändern, zumindest nicht für mich.
Danach heizte die Truppe von Wicked And Bonny das Publikum mit Reggae/Dub noch ordentlich ein.
Astra Brixen Is The Place To Be!
Ein gelungener Abend, der mir und vielen anderen ziemlich gut getan hat und der bitter nötig war.
Danke. Es war schön.
Bis zum nächsten Mal
Bussi Bussi, euer Max
Fazit: Wer Underground-Mukke hören will und auf verrückte Mischungen von Musik, Ausstellungen und erfrischenden Veranstaltungen steht, die ausserhalb des Mainstreams zu finden sind, Astra Brixen Is The Place To Be!
Links:
Astra Brixen: https://astrabx.com/
Forgotten Dicks: https://www.facebook.com/ForgottenDicks
Forgotten Dicks (Bandcamp): https://forgottendicks.bandcamp.com/
Wicked And Bonny: http://www.wickedandbonny.com/
Wicked And Bonny (Bandcamp): https://wickedandbonny.bandcamp.com/