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Foto: renate mumelter
Society | #ALSODANN

Es ist kompliziert

Wenn's mit dem Glück nicht so recht klappt, bietet Facebook im Beziehungsstatus „Es ist kompliziert“ an. Heute dreht sich die Kolumne um eine unglückliche Wort-Beziehung.

Als Zuhörende bin ich jedes Mal wieder irritiert, wenn kühl kalkulierende Politiker das Substantiv „Migration“ und das Adjektiv „illegal“ für ihre Zwecke zusammenzwingen, grad so als ob diese zwei Wörter füreinander bestimmt wären. Österreich hat's gebetsmühlenartig vorgemacht, andere ziehen nach, auch in Südtirol. 


Der neutrale Begriff „Migration“ und der wertende „illegal“ sind inzwischen so oft ins gleiche Bett gesteckt worden, dass ungläubiges Kopfschütteln aufkäme, wenn jemand von „legaler Migration“ spräche. Gibt's das überhaupt? Migration neutral zu sehen ist schwieriger geworden, weil Worte unser Denken lenken. 


Wer „Migration“ und „illegal“ immer in einem Atemzug sagt, erreicht, dass sie Angst macht. Der Weg zu Übergriffen verkürzt sich. Dabei gibt es keinen Grund zum Fürchten. Denn auch wir sind Zugezogene, obwohl wir jetzt behaupten, dieses Land sei unseres. Aus Afrika zugereist sind wir, sagt die Wissenschaft. Ob das dem Wolf, dem Bären, dem Mammut und den anderen Lebewesen, die damals die Wälder bewohnten in den Kram passte, ist unbekannt. Aber sie haben uns leben lassen. Gut sogar. 


Wir aber lassen uns einreden, dass es besser ist, sich vor dem Einwandern, dem Auswandern, dem Herumwandern zu fürchten und verlieren den nüchternen Blick, auch jenen kritischen auf verführerische Wortpaare.