Chronicle | Die Südtirolo-Pride

Mehr als eine bunte Parade

Es ist endlich soweit! Diesen Samstag, den 28. Juni kommt zum ersten Mal die Pride nach Südtirol.
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  • Eine bunte Parade wird um 16 Uhr am Bozner Verdiplatz starten und mit Karren und Musik lautstark durch die Straßen der Innenstadt und von Gries-Quirein ziehen.

    Um 18 Uhr kommt sie dann am Alexander-Langer-Platz auf den Talferwiesen an, wo die Abschlussfete mit Musik, Speis und Trank stattfindet.

    Doch wer denkt, dass es sich bei der Pride nur um einen schrillen Karneval von queeren Menschen handelt, der irrt sich gewaltig.

    Die Pride ist ein politischer Akt.

    Es geht darum Minderheiten, welche über Jahrhunderte wegen ihrer sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität Unterdrückung und Verfolgung erlitten haben, endlich jene Sichtbarkeit und den Respekt zurückzugeben, der ihnen zusteht.

    Dass diese Pride unserem Land nicht nur guttut, sondern sogar notwendig ist beweisen die heftigen Polemiken, welche in diesen Tagen allein die Aushängung der Regenbogenfahne auf öffentlichen Gebäuden verursacht haben. Ein Gemeinderat musste zurücktreten, weil er die Rainbowflag mit dem Nazi-Regime in Verbindung gebracht hat. Ja, Gewalt und Ausgrenzung beginnen schon mit den Worten. Und es ist noch viel zu tun.

    So wird auch die Pride nicht das Endziel sein, sondern nur der Beginn eines neuen Kampfes. Das Organisationskomitee hat nämlich eine Liste politischer Forderungen an die Landesregierung aufgestellt. Darin geht es unter anderem um Maßnahmen zur rechtlichen Gleichstellung, Ausbau der Antidiskriminierungsstrukturen, den Zugang zu öffentlichen Diensten und Gesundheit, Bildung und Prävention. Eines der Hauptanliegen ist aber nach wie vor ein Landesgesetz gegen Homo-Bi-Transphobie, jenes Gesetz, dass auf Staatsebene nie durchgegangen ist und einen echten konkreten rechtlichen Schutz gegen Gewalt darstellen würde.

    Die Südtiroler LGBTQIA+-Comunity feiert, ja, aber sie ist auch besorgt darüber, dass weltweit die wenigen erworbenen Rechte immer mehr in Frage gestellt werden. Man denke nur an Trump in Amerika. In Italien drehte die Debatte kürzlich besonders um die Regenbogenfamilien. So wurde die Leihmutterschaft zum universalen Verbrechen erklärt. Dagegen hat das Verfassungsgericht vor wenigen Tagen die Eintragung der Kinder eines Frauenpaares auf dem gemeinsamen Familienbogen für rechtmäßig erklärt. Nicht selten kommt es zum Tauziehen zwischen Richtern und Parlament.

    Am selben Tag wie in Bozen wird es auch in Budapest eine Pride-Parade geben. Mit dem Unterschied, dass diese de fakto illegal ist, da die ultrakonserative Regierung Ungarns die Pride schlicht für rechtswidrig erklärt hat. Die queere Community Südtirols wird auch für die ungarische auf die Straße gehen. Denn wie Marsha P. Johnson sagte: Es gibt keinen Stolz für einen von uns ohne die Befreiung von uns allen. 

    Andreas Unterkircher

     

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