Chronicle | Sanität
Afrikanische Zustände
Foto: Hannes Prousch
Man muss von Glück im Unglück sprechen. Als das Jahrhundertgewitter am Donnerstag gegen 20 Uhr über den Bozner Talkessel rollte, waren die meisten Operationssäle bereits geschlossen. Ansonsten hätte das was sich in den nächsten Stunden im Operationsblock des Bozner Krankenhauses abspielte durchaus dramatischere Folgen haben können.
Denn es kam an diesem Tag – nicht zum ersten Mal – zu massiven Wassereinbrüchen im Bozner Krankenhaus. Salto.bz liegen eine Reihe von Videos vor, die Zustände dokumentieren, die eher an die sanitären Standards eines Entwicklungslandes erinnern, als an ein modernes mitteleuropäisches Krankenhaus.
Es sind Bilder, die die Schattenseiten der Südtiroler Sanität zeigen und Mängel, die der Öffentlichkeit bewusst verschwiegen werden. „Der gesamte Trakt ist veraltert und es passiert immer wieder, dass es hineinregnet“, sagt ein Mitarbeiter des Krankenhauses. Dabei ist man nicht wirklich auf solche Situationen vorbereitet. So versuchte man am Donnerstag stundenlang mit Handtüchern den Wasserfluss aufzutrocknen.
Da es im Operationstrakt besonders viele elektrische Geräte gibt und unzählige Stromleitungen verlaufen, ist ein solcher Wassereinbruch auch nur in den Vorräumen äußerst gefährlich. So rann am Donnerstag das Wasser etwa aus einem elektrischen Schaltkasten. „So kann man nicht operieren“, ärgert sich noch heute ein Arzt.
Nach einigen Stunden und dem Nachlassen der Niederschläge gelang es die Räume notdürftig aufzutrocknen. Zudem forderte man die Feuerwehr an, die das Dach reinigte und Verstopfungen beseitigte. Da aber auch am nächsten Tag noch akute Gefahr von liegengebliebenen Wasserrückständen bestand, musste man die Operationssäle des Krankenhauses schließen. Sie wurden erst am Feitag mit eineinhalb Stunden Verspätung um 9.40 Uhr wieder geöffnen können.
Es hat aber nicht nur in den Operationssäle geregnet, ähnliche Wassereinbrüche gab es am Donnerstag auch in der benachbarten Orthopädie und im Labor des Krankenhauses.
Es hat aber nicht nur in den Operationssäle geregnet, ähnliche Wassereinbrüche gab es am Donnerstag auch in der benachbarten Orthopädie und im Labor des Krankenhauses.
Selbstredend werden diese Ereignisse und Zustände vor der Öffentlichkeit, aber auch vor den meisten Mitarbeitern bewusst verschwiegen. Ähnlich dem Legionellenbefall, den salto.bz vor Monaten aufgedeckt hat. Die Gründe für diese unhaltbaren Zustände sind dabei vielschichtig. Zum einen ist das Bozner Krankenhaus hoffnungslos überaltert und es gab bereits Baumängel bei seiner Eröffnung. Vor allem aber hapert es bei den Instandhaltungsarbeiten. Immer wieder werden am Bozner Krankenhaus externe Unternehmen für die Instandhaltung aber auch für Kontrollen eingesetzt, die ihre Arbeit nicht seriös ausführen. Es dürfte kein Zufall sein, dass gerade in diesem Bereich erst im vergangenen Jahr ein Korruptionsfall aufgedeckt wurde.
Als Patient sollte man auf jeden Fall einen Regenschirm in den Operationssaal mitzunehmen. Es kann sein, dass man in dort brauchen kann.
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Was sagen die
Was sagen die Verantwortlichen dazu? Vertuschen und Schweigen? Mindestens Salto klärt die Bevölkerung auf,danke!! Bei solchen gefährlichen Zuständen(Stromkasten,Wassereinbruch usw.) muss man ja Angst haben,wenn man ins Bozner Krankenhaus eingeliefert wird,nicht einen Stromschlag zu bekommen!
In reply to Was sagen die by Günther Alois …
Anscheinend sind teure und
Anscheinend sind teure und nicht notwendige *Projekte*, z.B. im Sektor Tourismus, wichtiger als notwendige Instandhaltungsarbeiten im LKH-BZ. Solche Bauten oder Instandhaltungsarbeiten werden oftmals dem " billigsten" Anbieter (Ausschreibung/Kostenvoranschlag) übergeben, womit der Teufelskreis mangelnder Qualität beginnt. Ja, wer ist denn dann da verantwortlich? Und könnte dieser Verantwortliche seiner Anstellung noch sicher sein, wenn er den Mund zu solch armseligen Zuständen auftut?
Huch, jetzt bin ich unversehens in die Fiktion gerutscht - natürlich ist das alles ganz anders: es regnet rein zufällig ins Spital, der Spalt ober dem OP-Tisch wurde längst zugestopft und die ganze Aufregung (von wegen Stromschlag oder Parapluie im OP!) war umsonst.