Ist Au schützenswert, gibt’s dort keinen Golfplatz
Weder der Projektant, der St. Moritzer Golfarchitekt Mario Verdieri, noch ein Vertreter der Betreibergesellschaft des Golfprojektes „Obere Au“ waren erschienen, so musste der Glurnser Bürgermeister Luis Frank die Projektidee eines ökologischen Golfplatzes in Kombination mit einer Naherholungszone vorstellen. Frank erinnerte daran, dass vor fünf Jahren ein erstes Projekt eines 9-Loch-Golfplatzes in den Ischgl-Wiesen gescheitert ist und 2013 die Obere Au als neuer Standort von den Golfbetreibern ausgewählt wurde. Daraufhin beantragte ein Promotorenkomitee um den Heimatpflegeverband die Unterschutzstellung der Au.
Derzeit sei das Amt für Landschaftsökologie dabei, eine Erhebung durchzuführen, um die Schutzwürdigkeit zu bewerten, wie Georg Praxmarer, dortiger Angestellter, erklärte. Sollte diese Erhebung zum Ergebnis führen, dass die Obere Au schützenswert sei, dann werde die Idee zur Errichtung eines Golfplatzes fallen gelassen, meinte der Bürgermeister am Ende des Diskussionsabends. Florin Florineth von der BOKU Wien zeigte mehrere Golfplätze in Südtirol, Österreich und der Schweiz. Er betonte, dass ein 9-Loch-Golfplatz rund 20 bis 30 Hektar Grundfläche benötigt, der Boden besandet, wasserdurchlässig und trittfest sein sollte. Eine Au ist nach Florineth dafür höchst ungeeignet. Wahrscheinlich müssten 80 bis 100 Zentimeter Boden abtragen werden. Will man neben dem Golfplatz eine Naherholungszone machen, dann muss der Golfplatz darüber hinaus mit einem hohen Zaun umgeben werden – aus Sicherheitsgründen.
Peter Ortner, der Obmann des Heimatpflegeverbandes und Eva Prantl, die Vorsitzende der Umweltschutzgruppe Vinschgau unterstrichen schließlich den Schutz der letzten Auwälder, welche nach den EU Richtlinien zu den wertvollsten Lebensräumen gehören. Kurt Sagmeister, der Direktor der Vinschgau Marketing, betonte, dass man mit einem Golfplatz nicht den klassischen Golfspieler in den Vinschgau locken, sondern den Vinschgauurlaubern nur eine zusätzliche Attraktion anbieten möchte. In der Diskussion sprach sich niemand grundsätzlich gegen einen Golfplatz aus, die Obere Au sollte aber nur als Naherholungszone aufgewertet werden. Die Bauern sollten dort auch keine Gülle und keinen Mist ausbringen. Mehrere Redner verwiesen auf das Ex-Flughafengelände in Schluderns als geeigneteren Standort für einen Golfplatz.