Südtirols Straßenzeitung feiert Jubiläum
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10 Jahre, 100 Ausgaben, 1 Million verkaufte Zeitungen – dafür steht das Sozialprojekt zebra. Die Straßenzeitung hat bei genauerem Blick viele Facetten: Sie gibt jenen Menschen eine Stimme, die in den Südtiroler Medien oft übersehen werden und erzählt Geschichten, die selten im Rampenlicht stehen. Dabei geht es nicht nur um Berichterstattung, sondern auch darum, Mut zu machen, positive Impulse zu setzen und zum Nachdenken anzuregen. Herausgeber ist die Sozialgenossenschaft OEW (Organisation für Eine solidarische Welt) in Brixen.
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„Wir sind sehr stolz darauf, dass wir das 10-jährige Jubiläum feiern können. Als wir vor zehn Jahren aus dem Nichts heraus gestartet sind, hatten wir sehr viele Ideen, aber noch kein klares Ziel“, erklärt OEW-Geschäftsleiterin Verena Gschnell. „Mittlerweile haben wir eine Straßenzeitung, die südtirolweit präsent ist, viele Geschichten aufbricht, Meinungen in die Gesellschaft bringt, Diskussionen aufwirft und Begegnungen schafft.“
Derzeit verkaufen rund 60 Personen die Straßenzeitung. Für sie ist das ein wichtiger Zuerwerb in einer schwierigen Lebenssituation, da die Hälfte des verkauften Preises an den Verkäufer oder die Verkäuferin geht. Zudem erhalten sie von dem OEW-Team Unterstützung bei der Suche nach Arbeit oder Wohnung und bei bürokratischen Fragen. Gleichzeitig sei die Straßenzeitung dafür da, Begegnung zwischen Menschen zu schaffen, die auf der Straße sonst vermutlich aneinander vorbeigegangen wären.
„Wir finden das Papierformat sehr wichtig.“
„Die Verkäuferinnen und Verkäufer der zebra. betteln nicht, sondern verkaufen ein würdiges und tolles Produkt“, sagt Gschnell. Zudem bietet die Straßenzeitung eine Plattform für Themen, die wichtig für benachteiligte Menschen sind, etwa Wohnungsnot und Obdachlosigkeit, bürokratische Hürden oder Diskriminierungsformen. „Insbesondere Rassismus war schon immer da, blüht aber aktuell stark auf. Damit werden wir auch weiterhin als Gesamtgesellschaft zu kämpfen haben.“
Ebenso die Produktion der Straßenzeitung ist vor Herausforderungen gestellt: „Alle Zeitungen in Papierformat erleben gerade einen Wandel“, so Gschnell. Durch die fortschreitende Digitalisierung werde immer stärker die Frage diskutiert, ob ein journalistisches Produkt überhaupt gedruckt werden muss. „Wir finden das Papierformat sehr wichtig“, stellt sie klar – denn ohne den Verkauf der gedruckten Zeitung auf der Straße fällt auch die Begegnung weg.
Die Jubiläumsausgabe der zebra. ist für 4 Euro erhältlich und wird nächste Woche am 1. Oktober um 10:30 Uhr am Bozner Rathausplatz von der OEW feierlich präsentiert.
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